Landtag,
25. Sitzung vom 27.03.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 32
beschlossen, auch in Italien
selbst in der nächsten Zeit Atomkraftwerke zu errichten. Aber um das geht es
mir hier gar nicht.
Ich finde es gut, dass Sie sich
hier so engagieren. Ich frage mich aber die ganze Zeit und das ist auch die
Frage, die ich an Sie stellen möchte: Warum bündelt man hier in Wien nicht alle
Kräfte, lädt die Opposition, NGOs, Initiativen, aber auch die anderen
Bundesländer, die davon betroffen sind und in der Nähe von diesen
Schrottreaktoren sind, die möglicherweise demnächst da errichtet werden, zu
einem Antiatomgipfel ein, um wirklich alle Kräfte zu bündeln? Oder glauben Sie,
dass Sie das alleine besser machen können?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Ich freue mich jederzeit über Unterstützung von der Opposition. Ich glaube, auf
das können wir uns einigen. Wir können gerne so einen Antiatomgipfel machen.
Ich habe diese Forderung schon aus den Medien gewusst. Ich glaube, dass das
erst Sinn macht, wenn es wirklich losgeht, nachdem der Zeithorizont bei dieser
ganzen UVP-Geschichte ein sehr, sehr unklarer ist. Es hat sehr lange geheißen,
es wird vor den Weihnachtsferien beginnen. Mittlerweile glaube ich, ehrlich
gesagt, nicht, dass es vor dem Sommer mit dem Verfahren wirklich losgeht. Man
wird einfach sehen, wie sich das weiter entwickelt. Aber wir können gerne etwas
in diese Richtung machen. Ich habe überhaupt kein Problem damit. Wenn die
GRÜNEN das möchten, noch einmal explizit eingeladen zu werden, da mitzutun,
dann mache ich das selbstverständlich gerne.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 3. Zusatzfrage stellt der Herr Abg Dipl-Ing Stiftner. Ich
ersuche darum.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Es freut mich natürlich, dass Sie
sich dieses Themas so annehmen. Ob Sie das wirklich aus eigener Intention machen
oder mehr als eine angenehme Plattform, die Eigen-PR zu verstärken, lasse ich
einmal dahingestellt und das ist auch nicht wirklich die Frage.
Wir müssen uns aber auch der
Tatsache stellen, dass naturgemäß die Nachbarländer nicht aus Jux und Tollerei die
Atomkraftwerke in Betrieb halten, sondern auf diese vielfach auch angewiesen
sind. Die Frage bringt mich vor allem in diese Richtung, dass wir doch sehr
viele Kooperationen speziell auch im Umweltbereich haben und Sie schmücken sich
ja auch mit dieser Tatsache, dass wir international kooperieren, andere Länder
unterstützen.
Ich möchte Sie hier ganz konkret
fragen: Was machen Sie, welchen Beitrag macht das Umweltressort und die Stadt
Wien in der Richtung, dass es unseren Nachbarstädten - ganz bewusst auf die
Städte ausgelegt - gelingen kann, in Zukunft aus der Atomenergie auszusteigen?
Welche Effizienzprogramme werden da gestartet und welche Umstiegsprogramme auf
erneuerbare Energie werden hierbei unterstützt?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Ich kann Ihnen nur sagen, Herr Abgeordneter, ich bin froh, dass ich mit dem
Herrn Umweltminister eine bessere Gesprächsbasis habe als mit Ihnen. Der hat
mir noch nie unterstellt, dass ich mich auf einer Plattform da irgendwie selbst
bewerben will, sondern war sofort gerne bereit, in dieser wirklich ganz
essentiellen Frage für Wien, nämlich Mochovce 3 und 4,
zusammenzuarbeiten. Das finde ich eigentlich eine sehr feine Sache. Aber
scheinbar ist das mit der Wiener ÖVP ein bissel schwieriger, hier gemeinsam für
die Interessen der Wienerinnen und Wiener zu arbeiten.
Es gibt zahlreiche Dinge, die wir
gemeinsam mit unseren Nachbarstaaten machen und die von der Wiener
Umweltanwaltschaft koordiniert werden, wo es eben darum geht - es gibt diese
Internetplattform, aber auch ganz konkrete Projekte mit Schulen und auch mit
anderen Betrieben -, erneuerbare Energie in unseren Nachbarländern Slowakei und
so weiter zu installieren. Das funktioniert manchmal besser und manchmal schlechter,
muss ich sagen. Wir haben zum Beispiel auch etwas zu Kleinwasserkraftwerken
gemacht. Man sieht, dass das noch in den Kinderschuhen steckt, aber dass es
dort jetzt auch immer mehr Interesse gibt, sich stärker in den Bereich
erneuerbare Energien einzubringen. Ich nehme an, dass die jetzige
wirtschaftliche Lage auch dazu führen wird, dass man sich noch stärker in diese
Richtung engagiert, weil es einfach auf der Hand liegt, dass es sinnvoll ist,
im Energiebereich stärker autark zu sein.
Präsident Prof Harry Kopietz:
Danke. Die 4. Zusatzfrage stellt Frau Abg Mag Straubinger. Ich ersuche
darum.
Abg Mag Sybille Straubinger
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Frau Landesrätin!
Atomkraft wird von den Befürwortern
oft auch als umweltfreundliche Technologie dargestellt, vor allem als
wirkungsvolle Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel. Das liegt daran, dass
das Atomkraftwerk keine CO2-Emissionen ausstößt und argumentiert
wird dann auch immer damit, dass weltweit dadurch rund 2,5 Milliarden
Tonnen jährlich an CO2 eingespart werden.
Können Sie dieser Argumentation
etwas abgewinnen?
Präsident Prof Harry Kopietz:
Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima:
Nein, natürlich nicht. Ich war selber auf einigen Klimakonferenzen, wo die
Atomlobby dort immer einen sehr großen Stand gehabt hat und versucht hat, eben
über die Hintertür des Klimaschutzes die Atomkraft wieder salonfähig zu machen.
Nein, ich sehe das völlig anders. Kernenergie ist keine nachhaltige Form der
Energiegewinnung, ganz im Gegenteil. Wer sich einmal den Uranabbau angeschaut
hat und was dafür alles benötigt wird, auch an fossilen Brennstoffen und so
weiter und dann die Entsorgung und Endlagerung, also weit entfernt von
nachhaltig oder klimafreundlich. Ich glaube, diese Kostenwahrheit muss man
einfach einmal auf den Tisch
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