Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 76
Seit dem Ankauf der Sophiensäle durch die ARWAG ist Folgendes passiert:
Erstens einmal penible Bestandsaufnahme (Abg Matthias Tschirf: Na, das ist
ja klar!), und zweitens Beginn der aufwendigen Restaurierung. Hunderte
Gipsabdrücke sind bereits angefertigt worden, um die reiche Stukkatur
wiederherzustellen. (Aufregung bei der ÖVP.) Der Herr Mag Gerald
Hollnbucher, der sich um das seit Jahren kümmert, ist keine Fata Morgana, kann
ich Ihnen versichern. Und dem seine Arbeit ist eine sehr dankenswerte und eine
ganz, ganz konkrete. (StR Johann Herzog: Da wurde der Vorfall dokumentiert!)
Die Arbeit dieses Experten können Sie nicht wegreden.
Und aktuell zum Nutzungskonzept. Es geht um eine maßvolle Saalnutzung
mit Rücksichtnahme auf die Anrainer. Es geht um eine zeitgemäße
Bewirtschaftung. (Abg Dr Matthias Tschirf: Für die SPÖ!) Neben der ARWAG
geht es auch darum, private Investoren zu interessieren. Es ist im Allgemeinen
ja bekannt, es gibt Gespräche mit dem Gartenhotel Altmannsdorf (Abg Dr
Matthias Tschirf: Ja, für die SPÖ!), einer Wiener Firma, die auch in der
Wirtschaftskammer sehr, sehr anerkannt ist, weil sie eine erfolgreiche Wiener
Hotelfirma ist. Sind wir stolz auf solche Firmen und reden Sie nicht eine Firma
schlecht, Herr Tschirf, nur weil sie einen SPÖ-Hintergrund hat und weil die SPÖ
jetzt zeigt, wie man gut wirtschaftet! (Heiterkeit bei der ÖVP. – Beifall
bei der SPÖ.)
Die Stadt Wien brachte die bedeutenden Experten zusammen für ein Nutzungskonzept
2004, die SPÖ gewann die ARWAG für dieses komplexe Projekt, die Stadt Wien
sicherte damit den Beginn einer erfolgreichen Restaurierung, und die Stadt Wien
interessierte eine Hotelfirma für das Projekt.
So wird die Zukunft der Sofiensäle gesichert. 2010 wird nach
gründlicher intelligenter Vorbereitung die Umsetzung des Projekts „Sophiensäle
neu" zügig begonnen werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Danke, Herr Abgeordneter.
Die Aktuelle Stunde ist somit beendet.
Wir fahren in der Tagesordnung fort. Der Herr Landeshauptmann hat sich
gemäß § 16 der Geschäftsordnung zur einer Mitteilung betreffend „Vertrag
von Lissabon – seine Auswirkungen auf Wien" zu Wort gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit 40
Minuten begrenzt ist. – Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Hoher Landtag!
Anlässlich des in Kürze bevorstehenden Inkrafttretens des Vertrages von
Lissabon ist es für uns alle, so denke ich, wichtig und mir persönlich ein
Anliegen, die Bedeutung dieses Reformwerks für die Städte und Gemeinden
hervorzuheben. Denn erstmals in der mehr als 50-jährigen Geschichte der
europäischen Vereinigung wird die wichtige Rolle der Kommunen im EU-Vertrag, im
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union und in den
Zusatzprotokollen anerkannt.
Wenn man bedenkt, dass Schätzungen zufolge bis zu 80 Prozent der
kommunalrelevanten Vorschriften ihren Ursprung in der Europäischen Union haben,
so kann man sich vorstellen, dass diese primärrechtliche Anerkennung einen
Meilenstein für die regionalen und kommunalen Verwaltungen darstellt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie haben die Entwicklungen rund um den
Reformvertrag in den letzten beiden Jahren bei Veranstaltungen und Diskussionen
in Ihrem aktiven politischen Leben und in den Medien verfolgen können. Die
Hürden der Ratifikation sind nunmehr überwunden, die Urkunden in Rom
hinterlegt, der Reformvertrag kann mit 1. Dezember 2009 in Kraft treten.
Lassen Sie mich nun den Bogen etwas weiter spannen und die Auswirkungen
dieses Vertrages von Lissabon in einem umfassenden Kontext sehen.
Globalisierung, Finanz- und Wirtschaftskrise, Menschenrechte, Energie- und
Umweltprobleme – das sind nur Schlagwörter, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese
Bereiche sind die großen Herausforderungen der nächsten Jahre, denen sich alle
Nationen, Länder und Kommunen zu stellen haben. Es wäre naiv zu glauben, dass
diese komplexen Aufgabenstellungen auf nationaler Ebene alleine gelöst werden
könnten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unsere Aufgaben sind in etwa so
zu beschreiben:
Zum Ersten: Wir haben Europa sichtbarer zu machen. Wir brauchen ein starkes
Europa, eine zukunftsorientierte, vorausschauende, soziale und
verantwortungsvolle Politik, die gegenüber den übrigen Welt- und
Wirtschaftsmächten wirksam vertreten wird. Deshalb: Europa muss insbesondere in
Anbetracht der gegenwärtigen Situation seine Handlungsfähigkeit stärken und
soll – was mir besonders wichtig erscheint – mit einer Stimme sprechen: Klar,
deutlich und direkt! Künftig wird daher der Hohe Vertreter, gewissermaßen ein
„EU-Außenminister", die gemeinsame Außen– und Sicherheitspolitik der
Europäischen Union weltweit vertreten.
Seit letzter Woche wissen wir, dass eine Frau, die britische
Handelskommissarin Ashton, diese wichtige Aufgabe übernehmen wird. Endlich gibt
das Vertragswerk eine Antwort auf die Frage des ehemaligen US-amerikanischen
Außenministers Henry Kissinger, welche Telefonnummer man wählen soll, wenn man
Europa anruft.
Dagegen wird im Inneren der Europäischen Union der Präsident des
Europäischen Rates dafür Sorge tragen, die europäische Politik der Regierungen
effektiver zu koordinieren. Bei der Besetzung dieses Amtes haben sich die
Staats- und Regierungschefs nach wochenlangem Tauziehen für den belgischen
Premier Herman van Rompuy entschieden. Auch die
Ausdehnung der Mehrheitsbeschlüsse im Ministerrat trägt zu einer Erhöhung der
Handlungsfähigkeit bei.
Zweitens: Mehr Demokratie. Institutionelle Verbesserungen
betreffen aber auch das Europäische Parlament. Es erhält beinahe in allen
Bereichen der gemeinschaftlichen Gesetzgebung ein Mitentscheidungsrecht.
Dadurch wird dem seit Jahren bemängelten Demokratiedefizit der EU Rechnung
getragen.
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