Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 76
Eingliederung in die NATO.
Ich sehe das nicht als einen Fortschritt, Herr Bürgermeister. Was
Lissabon bringt, ist jedenfalls eine Gefährdung Österreichs. – Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als nächste Rednerin ist
Frau StRin Dr Vana gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
StRin Dr Monika Vana: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte gar nicht lange auf die Rede meines Vorredners von der FPÖ
eingehen, sie hat wieder einmal gezeigt, dass die FPÖ zu einer konstruktiven
EU-Kritik oder zu einer seriösen Auseinandersetzung mit diesem Thema eigentlich
nicht fähig ist. Es geht Ihnen nicht um ein Miteinander in Europa, es geht
Ihnen eigentlich um einen Rückfall in den Provinzialismus. So was wie
Internationalität ist für Sie ein Fremdwort. Sie haben uns Gott sei Dank heute
verschont mit diesem Sager „Abendland in Christenhand", denn sonst sind wir
ja die ultranationalistischen und xenophoben Untertöne in Ihren Europareden
gewöhnt. Dazu kommt jetzt neuerdings der Kreuzzug mit den ultrareligiösen
Untertönen.
Aber es ist ja gut, dass Ihr Vertreter im Europaparlament, Andreas
Mölzer, nicht einmal einer Fraktion angehört, also eine verlorene Stimme ist.
Und an eine solche Politik wollen wir auch in diesem Haus hier nicht
anstreifen. Sie sind für uns sicher kein Diskussionspartner in
europapolitischen Themen. (Beifall bei
den GRÜNEN und von Abgeordneten
der SPÖ.)
Zur heutigen Mitteilung: Ich wollte ja eigentlich mit ganz viel Kritik
beginnen, die wir ja auch bei den letzten Europadebatten, die ja leider viel zu
selten in diesem Haus stattfinden – die letzte war vor eineinhalb Jahren; vor
eineinhalb Jahren hatten wir die letzte Mitteilung des Landeshauptmannes in
diesem Haus –, geäußert haben. Ich wollte eigentlich damit beginnen, dass es zu
wenig Europadeklarationen gibt, wie es früher Usus in diesem Haus war, dass die
jetzt ersetzt werden durch Berichte, die zwar gut sind, wo aber jegliche
politische Auseinandersetzung fehlt. Ich wollte auch wieder auf die
Zahnlosigkeit der nicht beschlussfassungsfähigen Europa-Kommission hinweisen.
Aber ich möchte ausnahmsweise auf Grund der Aktualität mit einem Lob und einem
Ausdruck unserer Freude beginnen.
Ich habe mit großer Freude vernommen, dass Sie heute in unserer
Fragestunde angekündigt haben, unserem langjährigen Bemühen zu entsprechen –
ich glaube, seit ich 2001 in dieses Haus eingezogen bin, kämpfe ich darum, dass
es endlich einen EU-Ausschuss gibt, einen verbindlichen, vollwertigen
EU-Ausschuss in diesem Haus –, ich freue mich sehr, dass Sie heute angekündigt
haben, diese Möglichkeit ernsthaft zu prüfen und diesem Gedanken eines formalen
EU-Ausschusses jetzt wirklich nahe zu treten. Es ist höchste Zeit, denn durch
Lissabon ändert sich einiges und bekommt die Ebene der Regionen und auch der
Kommunen mehr Rechte. Es wäre bisher schon wichtig gewesen, so einen Ausschuss
zu haben, denn seit dem EU-Beitritt werden eigentlich 70 Prozent aller
EU-Gesetze auf regionaler oder kommunaler Ebene umgesetzt.
Wir hatten sehr, sehr viele Themen in diesem Haus mit europarechtlicher
Bedeutung, die wir hier nicht diskutiert haben. Das heißt, es wäre schon längst
wichtig gewesen, der Europapolitik wirklich diesen Stellwert zu geben, den sie
braucht und den sie verdient, nämlich einen wesentlich höheren, und insgesamt
die Debatte zu beleben.
Denn ich muss eines sagen – ich weiß nicht, wie es meinen Kollegen und
Kolleginnen von der Opposition geht: Wir fühlen uns eigentlich völlig
ausgeschlossen aus der Stadtaußenpolitik. Ich sage ja gar nicht, dass sie
keine, und schon gar nicht sage ich, dass Sie schlechte Stadtaußenpolitik
machen, ich finde sogar, Herr Bürgermeister – nein, Herr Landeshauptmann heute,
Entschuldigung –, Sie machen sehr gute Stadtaußenpolitik. Im Gegensatz zu
einigen anderen amtsführenden Stadträten, Stadträtinnen haben Sie wirklich –
das muss ich anerkennen – ein Sensorium auch für die Wichtigkeit von
Stadtaußenpolitik, von Europapolitik.
Sie haben auch ein sehr gutes Stadtmarketingteam, muss man sagen, also
Sie verkaufen Wien im Ausland, in Europa gut. Ich bin da viel unterwegs, ich
weiß, dass sie dort einen Namen haben, eine Größe sind. Aber Stadtaußenpolitik
ist eben nicht nur eine Sache des Landeshauptmannes und ist auch nicht nur eine
Sache der Verwaltung, Stadtaußenpolitik, Europapolitik ist mehr.
Wir alle hier in diesem Haus, alle Mandatarinnen und Mandatare sind
auch Europapolitiker und Europapolitikerinnen. Man kann das, glaube ich, an
dieser Stelle nicht oft genug sagen. Europapolitik spielt sich nicht dort
irgendwo in Brüssel ab, nein, Europa ist hier, hier in Wien, und wir müssen
dieser steigenden Bedeutung der Europapolitik auch wirklich endlich Rechnung
tragen. Wir kämpfen deshalb wirklich für eine offenere, für eine transparentere
und für eine demokratischere Europapolitik in diesem Haus und keine Politik
hinter verschlossenen Türen. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Das ist einer der Gründe, weshalb wir heute erneut gemeinsam mit der
ÖVP den Antrag auf einen EU-Ausschuss einbringen.
Zu dem anderen Antrag, den wir heute einbringen und der einen Beitrag
zur Demokratisierung der Europapolitik in Wien darstellt, nämlich zur Ausgestaltung
und einer Stellungnahme Wiens zur europäischen Bürgerinitiative – Sie haben
dieses neue Instrument leider nur in einem Nebensatz erwähnt, wir glauben, dass
es ein sehr wichtiges neues Instrument ist, ein Instrument der direkten
Demokratie, das hier durch den Lissabon-Vertrag geschaffen wird –, wird mein
Kollege Schreuder als nächster Redner unserer Fraktion Stellung nehmen. Ich
möchte mich jetzt konzentrieren auf das, was Sie schon angesprochen haben,
nämlich wirklich auf die Auswirkungen des Lissabon-Vertrages auf Wien, auf die
Kompetenzen des Landtages, die wir begrüßen, denn es sind positive
Auswirkungen.
Die Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeit der
Städte generell wird mit dem Lissabon-Vertrag gestärkt.
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