Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 76
diskutieren. So wie wir die Europa-Kommission eingerichtet haben,
nämlich ohne gesetzliche Grundlagen, so kann zumindest auch genauso informell
hier darüber diskutiert werden, was im Rat der Regionen diskutiert wird. Ich
glaube, dass wir darüber eine Diskussion unter allen Parteien haben müssen und
damit auch alle Bürgerinnen und Bürger von Wien daran teilhaben lassen sollen.
Ich halte es für wichtig, dass diese Europa-Kommission mit Leben
erfüllt wird und dass das nicht nur jetzt passiert, weil wir knapp vor Wahlen
stehen. Wir haben in den letzten Monaten ja einige Beispiele schon gehabt, wo
knapp vor den Wahlen nun versucht wurde auch von Seiten der Regierung, sich
hier freundlicher zu zeigen, ich sage nur Gratiskindergartenjahr, Befragung 24
Stunden U-Bahn-Betrieb. Ich halte es auch für notwendig, dass nun in dieser
Frage, in dieser Europafrage, hier verstärkt in Diskussion mit den Bürgerinnen
und Bürgern gegangen wird.
Der Herr Landeshauptmann hat letztes Mal vorgeschlagen, einen Europatag
im Rathaus zu machen. Warum hat er es noch nicht getan? Er hätte unsere
Unterstützung. Er hat selbst auch einmal vorgeschlagen, Europa-Vorlesungen zu
organisieren. Auch hier hat er jederzeit unsere Unterstützung. Er braucht es
nur tun und sie nur einberufen.
Meine Damen und Herren! Es ist wichtig, dass dieses Friedenswerk
fortgeführt wird, aber es darf auf Wiener Ebene nicht dazu führen, dass wir
auch in unserem Umlanddenken eingeschränkt werden. Denn wenn ich richtig
informiert bin, geht es bei der Daseinsvorsorge ja auf der einen Seite darum,
dass wir sehr unabhängig vom Markt auch das Angebot von Leistungen in unserer
Stadt sicherstellen können. Aber derzeit läuft es darauf hinaus, dass wir keine
U-Bahn-Anbindung ins Umland zustande bringen, weil wir dabei eine Ausschreibung
auf EU-Ebene benötigen. Ich sage nicht oder man könnte fast versucht sein zu
sagen, es ist eine protektionistische Absicherung im Bereich der Anbieter der
Gemeinde Wien, damit es nicht dazu kommt, dass wir eine U-Bahn-Verlängerung
bekommen. Das sind negative Auswirkungen. Hier gilt es auch gegenzusteuern und
da sehe ich auch die Grenzen von der Daseinsvorsorge, wenn es nur dazu führt,
dass man protektionistische Absicherungen trifft, die auch nicht im Stand der
heutigen Zeit sind und auch nichts für die Zukunft bringen. (Abg Mag
Wolfgang Jung: Wie wollen Sie lokale Arbeitsplätze ohne Protektionismus so
leicht sichern? - Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich schließe mit dem Satz des Landeshauptmannes
„Wir haben Europa sichtbarer zu machen." und hoffe, dass wir in der
Zukunft diesen Satz mehr mit Leben erfüllen können und dass wir da zu einem
verstärkten Austausch kommen. Um diesen Know-how-Transfer zu gewährleisten, bringe
ich nun zwei Anträge ein:
1. Antrag: Teilnahme und Rederecht für Abgeordnete des Europaparlaments
an den Sitzungen des Wiener Landtages und des Wiener Gemeinderates. Wir
schlagen dazu vor, es möge ein Gesetzesentwurf erarbeitet werden und dem Wiener
Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt werden, der eine Teilnahme und Rederecht
von österreichischen Mitgliedern des Europäischen Parlaments an den Sitzungen
des Wiener Landtages und des Wiener Gemeinderates, bei denen
Tagesordnungspunkte mit Bezug zur Europapolitik, zur Europäischen Union
beziehungsweise zur europäischen Integration auf der Tagesordnung stehen,
vorsieht. Es ist mir dabei wichtig, auch noch anzufügen, dass wir uns, wenn wir
uns diesem Gesetzesentwurf nähern, dass wir dabei auch Reziprozität verlangen.
Ich glaube, es kann nicht nur eine Einbahn sein, dass die EU-Parlamentarier in
unser Parlament kommen. Es wird auch notwendig sein müssen, dass wir auch
verstärkt im Europäischen Parlament gehört werden, dass wir auch in
Ausschüssen, wo es um die Daseinsvorsorge von Städten geht, zum Beispiel auch
als Parlamentarier eingeladen werden, damit wir uns auch unmittelbar
austauschen können. Dasselbe gilt natürlich auch für die Kommissare. Sie alle
hier wissen, welche Rolle die Europäische Kommission hat und dass die
Europäische Kommission im Machtdreieck zum Parlament und zum Europäischen Rat
eine ganz besondere Rolle hat. Daher halten wir es auch für sehr, sehr wichtig,
dass wir nicht nur Experten aus der Europäischen Kommission hier mit einbeziehen,
sondern wahrscheinlich auch, dass es notwendig ist, einzelne Kommissare auch
nach Wien zu holen und mit ihnen die Problemlagen zu diskutieren, die für uns
wichtig sind. Ich denke nur an Regionalfonds, Strukturfonds, et cetera und
andere Möglichkeiten, die wir dabei haben.
Daher bringe ich hier den zweiten Beschlussantrag ein, gemeinsam mit
meinem Klubobmann Matthias Tschirf: Ein Gesetzesentwurf soll erarbeitet werden
und dem Wiener Landtag zur Beschlussfassung vorgelegt werden, der ein
Teilnahme- und Rederecht von EU-Kommissaren in den Sitzungen des Wiener
Landtages, bei denen Tagesordnungspunkte mit Bezug zur Europapolitik, zur
Europäischen Union beziehungsweise zur europäischen Integration auf der
Tagesordnung stehen, vorsieht.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung für beide Anträge an
den Herrn Landeshauptmann. (Beifall bei
der ÖVP.)
Damit
bedanke ich mich und rufe alle Parlamentarier in diesem Saal noch einmal dazu
auf, an dem gemeinsamen Friedenswerk, an dem Wohlstandswerk weiterzuarbeiten
und die Kritik positiv aufzunehmen, alle dazu zu ermuntern, an der Kritik
weiterzuarbeiten, aber sich nicht vom Grundsatz verdrängen zu lassen, dass nur
in einem gemeinsamen Europa für Österreich mehr Frieden, mehr Sicherheit, mehr
Wirtschaft und mehr Wohlstand möglich sind. (Beifall bei der ÖVP)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner hat sich
der Herr Abg Dr Maurer zum Wort gemeldet. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
Abg Dkfm Dr Ernst Maurer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages
und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher
Landtag!
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