Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 82
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich glaube, wir sind ganz
bewusst auch immer einen Weg gegangen, der letztendlich hier im Bereich der
Erziehung ansetzen sollte. Ich erinnere an die gestrige Diskussion zum
Gesundheitsbereich – ich glaube, es war im Zuge der Fragestunde –, wo es
einfach darum gegangen ist, dass wir versuchen, bei der Suchtprävention sehr
frühzeitig mit pädagogischen Modellen, etwa im Bereich der Schule, anzusetzen.
Ich glaube, dass wir gemeinsam diese Projekte verstärken müssen, denn wir
wissen, dass letztendlich mit rein restriktiven Maßnahmen wenig erreicht wird.
Ich weiß nicht, wer den Bericht aus Frankreich gesehen hat, der vor wenigen
Tagen im Fernsehen gezeigt wurde. Da war man sehr intensiv damit konfrontiert,
dass man trotz sehr restriktiver Raucherbestimmungen nicht den erwarteten
Erfolg erzielt hat.
Das heißt, ich glaube, es muss ein mehrstufiges Verfahren geben. Wir
wollen hier vor allem mit pädagogischen Modellen im Bereich der Suchtprävention
ansetzen. Wir tun das ja bereits im Pflichtschulbereich mit einer Vielzahl von
pädagogischen Modellen, um Kinder und Jugendliche in ihrem Selbstbewusstsein zu
stärken, ihnen zu vermitteln, dass es nicht darauf ankommt, wie sie sich in der
Öffentlichkeit positionieren mit Alkohol, mit einer Zigarette. Sie sollen in
die Lage versetzt werden und die entsprechende persönliche Stärke entwickeln,
auch Nein zu sagen, wenn es darum geht, dass durch andere Jugendliche und
letztendlich durchaus auch durch Werbung immer wieder dargestellt wird, dass
Rauchen, Trinken, Alkohol Konsumieren entsprechend cool ist.
Ich glaube, hier müssen wir mit pädagogischen Maßnahmen ansetzen. Die
stehen im Mittelpunkt meiner Bemühungen. Daher wollen wir vor allem in diesem
Bereich unsere durchaus erfolgreichen Maßnahmen noch verstärken. Das muss
zielgruppenadäquat sein, das muss entsprechend der Altersstufe ausgebildet
sein, aber in der Persönlichkeitsstärkung liegt, glaube ich, tatsächlich der
Schlüssel zum Erfolg.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. – Die letzte
Zusatzfrage stellt Frau Abg Dr Laschan. Ich ersuche darum.
Abg Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich nehme zur Kenntnis, dass so ein wichtiger Bereich wie der Kinder-
und Jugendschutz über viele Jahre diskutiert wird, nämlich im Hinblick auf eine
bundesweite Vereinheitlichung, doch es ist, aus mir nicht ganz
nachvollziehbaren Gründen, nicht möglich, eine bundesweite einheitliche
Regelung zu finden. Es bedarf hier offensichtlich noch großer Diskussionen.
Aber es ist nachvollziehbar. Es ist ja auch im Bereich der
Kinderbetreuung, die Ländersache ist, überhaupt keine einheitliche, für
Österreich allgemeingültige Vorgehensweise in Aussicht. Wien hat hier mit dem
Gratiskindergarten von null bis sechs und ganztags ja einen enormen Schritt
gesetzt, und ich sehe, auch in Wien sind die Diskussionen darüber sehr
unterschiedlich. Es gibt ja nicht nur Befürworter.
Mich würde interessieren, was Sie zur gestrigen aktuellen Diskussion zu
diesem Thema Kinderbetreuung, Gratiskindergarten in Wien sagen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. – Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrte Frau
Abgeordnete!
Ich denke, dass mit der hier losgetretenen Diskussion den intensiven
Bemühungen, die wir gerade auf der Wiener Ebene mit dem Gratiskindergarten –
auch gemeinsam bundesländerübergreifend mit der 15a-Vereinbarung – und der
damit verbundenen Etablierung des Kindergartens als Bildungsinstitution gesetzt
haben, nicht gerade etwas Gutes getan wird.
Auf der einen Seite ist sie, glaube ich, dem gemeinsamen Ziel, das wir
hier als Wiener Landtag bereits beschlossen haben, dass wir uns für eine
bundeseinheitliche Regelung im Bereich der Kinderbetreuung, für entsprechende
Qualitätsstandards einsetzen, nicht dienlich. Ich finde es daher sehr
bedauerlich, dass nun auch aus dem Kreis von Wiener Parteien dieses sehr
erfolgreiche Modell des Gratiskindergartens und die damit verbundene
Etablierung und Gleichstellung der Institution Kindergarten mit dem
Bildungssystem im Sinne der Beitragsfreiheit konterkariert wird. Ich finde das
auch durchaus spannend gerade angesichts der Tatsache, dass wir noch vor zehn
Monaten mit Plakaten konfrontiert waren, wo es darum gegangen ist, wer den
Gratiskindergarten, den wir mit unseren Beschlüssen ja umgesetzt haben, für
sich reklamieren wollte. Ich finde es bedauerlich, dass es hier seitens der
Staatssekretärin Marek die entsprechenden Absetzbewegungen gegeben hat.
Ich sage aber dazu: Für mich steht dieses Modell außer Frage! Es war
ein wichtiger Schritt im Sinne der Etablierung des Bildungskindergartens, im
Sinne der Etablierung einer Bildungseinrichtung Kindergarten. Daher stehen für
mich derartige Überlegungen überhaupt nicht im Zentrum. Wir werden diesen
erfolgreichen Weg für die Eltern in Wien, aber letztendlich vor allem auch für
die Kinder weitergehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke.
Wir kommen somit zur 3. Anfrage (FSP – 01091-2010/0001 – KFP/LM). Sie
wurde von Herrn Abg Mag Dietbert Kowarik gestellt und ist an die Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal gerichtet. (Vor allem in den Bezirken Rudolfsheim-Fünfhaus, Leopoldstadt und
Penzing leiden Anrainer teilweise seit Jahren massiv unter den
Begleiterscheinungen der nächtlichen Straßenprostitution. Die Bestimmungen des
Wiener Prostitutionsgesetzes haben sich als unzureichend herausgestellt. Seit
mehreren Jahren wurden verschiedene Vorschläge unterbreitet, wie durch
Änderungen der gesetzlichen Vorgaben Verbesserungen herbeigeführt werden
könnten, die allesamt von der Mehrheitsfraktion im Landtag unbeachtet blieben.
Nunmehr wurde in der Tageszeitung „Heute" am 22. Februar
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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