Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 82
SPÖ- Bezirksgruppe: „Die Gesetzeslage" – ich zitiere – „ist oft
diffus und wirklichkeitsfremd." – Das kann man nur unterstreichen.
In meiner Anfrage, um zur
Frage zu kommen, ist auch Bezug genommen worden auf eine Zeitungsmeldung,
wonach eben der Magistrat mit den Bezirken Besprechungen geführt hat. Meine
Frage dazu ist, ob diese tatsächlich geführt worden sind und was Sie von den
Bezirken dort gehört haben. Ich nehme an, der Bezirksvorsteher – zumindest der
aus dem 15. Bezirk; das kann ich wahrscheinlich sagen – hat Ihnen auch
gesagt, dass die gesetzlichen Bestimmungen nicht zur Zufriedenheit sind und
eben nicht dem genügen, was sie eigentlich bewirken sollten. Sie haben jetzt
nur angedeutet, die MA 62 wird Sachen ausarbeiten. Was stellen Sie sich da
konkret vor?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ich bin immer
wieder konfrontiert mit Geschichten, die mir Anrainerinnen und Anrainer
persönlich erzählen. Natürlich habe ich auch einen engen Kontakt mit den
Bezirkvorsteherinnen und den Bezirkvorstehern der von Ihnen angesprochenen
Bezirke, und ich sitze auch mit ihnen zusammen und wir überlegen gemeinsam, wie
wir Lösungen finden können für wirkliche Problemstellungen, für wirkliche
Problemfälle.
Wir haben uns auf der einen Seite darüber verständigt, dass wir im
Bereich der Prostitutionslokale uns perspektivisch ein härteres Vorgehen, ein
klareres Vorgehen überlegen müssen. Dazu bräuchten wir auch gesetzliche
Änderungen. Da überlegen wir jetzt einmal, was das sein kann. Da wird auch die
MA 62 gemeinsam noch einmal mit unserer Gewerbebehörde und mit der Polizei
überlegen. Also in diese Richtung geht es ein bisschen.
Es geht auch in die Richtung, dass wir Straßenzüge kennen und wissen,
wo es vermehrt Probleme gibt. In diesen Bereichen haben wir uns jetzt ganz
genau angeschaut, was davon in Wirklichkeit schon definierte Schutzzone ist,
und haben mit der Polizei vereinbart, dass dort auch wirklich mit den
Prostituierten vorgegangen werden muss in die Richtung, dass sie sich aus
diesen Schutzzonenbereichen rausstellen.
Ich muss nur da
bei dieser Gelegenheit auch eines sagen: Ich bin nicht diejenige, die dafür
ist, dass man die Prostituierten dann pausenlos straft, denn wir wissen genau,
wenn man sich mit dieser Materie etwas auseinandergesetzt hat, um die soziale
Situation von Prostituierten, und die Prostituierten haben meistens auch nicht
das Geld, diese Strafen zu bezahlen. Das ist dann wiederum in Verbindung
gesetzt mit Arreststrafen, wo sie sozusagen ihre Strafe in einem Gefängnis
abbüßen. Das ist natürlich im Sinne von eigenständiger Existenzsicherung und
sozialer Sicherheit auch nicht der richtige Weg. Also hier haben sehr wohl auch
die Interessen der Prostituierten beziehungsweise die soziale Lage der
Prostituierten einen hohen Wert. Aber wenn sie wo stehen, wo sie nicht stehen
dürfen, dann bin ich sehr wohl dafür, dass man sie darauf hinweist und dass man
sie darauf verweist, wo sie stehen können. – Das ist der eine Bereich.
Das Zweite ist: Dort, wo keine Schutzzone ist und wo wir Straßenzüge
haben, wo es Probleme gibt, da möchte ich mit Maßnahmen eingreifen, die in
Richtung Sicherheit, in Richtung Licht, in Richtung Sauberkeit gehen auf der
einen Seite, auf der anderen Seite gilt es, auch mit den Bezirken und eben
durch die MA 62 abzuklären, welche dieser Straßenzüge bieten – immer auch
unter dem Aspekt der Sicherheit – Möglichkeiten, dort dann auch
sozialarbeiterisch, mit der Polizei in einem engen Schulterschluss zu schauen,
dass man die Probleme behebt und letztendlich im Interesse der Anrainerinnen
und Anrainer agiert.
Also Sie sehen, ich bin auf der einen Seite im Kontakt und in der
Kommunikation, ich arbeite mit den zuständigen Stellen zusammen, und ich kann
Sie versichern, ich habe ein hohes Interesse daran, hier für die Anrainerinnen
und Anrainer, aber auch für die Prostituierten eine entsprechend gute Lösung zu
finden.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Frau Stadträtin. –
Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Abg Mag Antonov gestellt. Ich ersuche sie
darum.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus):
Frau Landesrätin!
Danke für die bisherige Beantwortung. Sie haben richtig gesagt, es gibt
Gespräche zwischen BezirksvorsteherInnen und Ihnen. Das Problem mit diesen
Gesprächen ist, dass darüber viel Unsicherheit in den Bezirken besteht, weil
niemand genau weiß, wer spricht da mit wem und worüber, und was kommt dabei
heraus. Das macht natürlich unsicher.
Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, um nachzufragen. Sie haben
sehr viel in meinen Augen Richtiges gesagt. Ich finde es sehr gut, dass Sie die
Interessen der Prostituierten auch den Interessen der AnrainerInnen
gegenüberstellen, weil beide Parteien in dieser Geschichte natürlich Interessen
haben, die zu vertreten sind. Immer wieder wird über ein Gesamtkonzept
gesprochen. Ich glaube, es ist zu wenig, wenn man nur mit den drei
BezirksvorsteherInnen spricht, aber vielleicht ist das auch nicht so,
vielleicht sind da ja auch andere noch dabei.
Ich möchte Sie daher fragen: Wie ist der Stand der Entwicklung eines
Gesamtkonzeptes, eines Wien-weiten Gesamtkonzeptes, eines, das nämlich nicht
auf Verdrängen abzielt, sondern eines, das ermöglicht, die Prostitution, die,
wie Sie richtig gesagt haben, zu einer Metropole dazugehört, in den Griff zu
bekommen?
Wir werden sie nicht abschaffen können, also müssen wir damit umgehen,
und ich finde, wir müssen damit konstruktiv umgehen. Wie schaut es mit so einem
Gesamtkonzept aus? Wer arbeitet daran? Wie ist der Stand der Entwicklungen? Und
sind in diese Entwicklung auch ExpertInnen eingebunden?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Danke
für diese Frage und auch für den Hinweis der Verunsicherung, denn das ist
natürlich genau das Gegenteil dessen, was
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