Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 82
Bettelbanden, verwahrlostes Auftreten. - Na hallo, bitte, das sind doch
Menschen! Wie kann man so über Menschen reden?
Wo ist der Aufschrei der GRÜNEN? Das frage ich mich auch. Hätten wir
das gesagt, hätten wir das so formuliert, dann hätte es wieder geheißen:
„Typisch FPÖ, typisch FPÖ-Hetze!" Und Sie gehen mit den gleichen
Argumenten her - das ist doch, bitte, eigentlich eine Farce! Oder wenn Herr
SPÖ-Klubchef Siegi Lindenmayr im Weblog der Wiener Bettellobby schreibt - das
habe ich heute auf dem „Standard.at" gefunden -: Er schreibt vom
Herankarren von moldawischen Bettlern, die sich absichtlich verstümmeln und
danach organisiert das erbettelte Geld abnehmen lassen. Haben Sie plötzlich etwas
gegen Moldawier? Wenn wir das schreiben würden, dann würde es gleich heißen:
„Hetze gegen einzelne Bevölkerungsgruppen, Hetze gegen Ausländer!" Aber
Sie dürfen das anscheinend tun.
Und was sagen die GRÜNEN dazu? Gar nichts ... (Abg Claudia
Smolik: Wir haben uns aufgeregt ... - Weitere Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.) Ja, aber in Wirklichkeit ist es eigenartig mit den GRÜNEN: Da hat
die Polizei einen erfolgreichen Schlag gegen die georgische Einbrechermafia
gelandet, und Sie zeigen die Polizei an! Das ist das Spiel der GRÜNEN, es ist
vollkommen eigenartig. Ein erfolgreicher Coup, da wurde eine ganze Mafia
aufgedeckt - und Sie zeigen die Polizei an, weil sie hier erfolgreich war? (Widerspruch
bei den GRÜNEN.)
Das ist das abstruse Weltbild der GRÜNEN, das völlig verdrehte Weltbild
der GRÜNEN. Aber das soll mir nur recht sein, weil das nicht einmal Ihre
eigenen Wähler verstehen. Die rennen ja auch schon davon. Hier stellen Sie sich
wieder einmal hinter die Kriminellen, und Sie stellen sich auch hinter die Bettelmafia,
weil Sie eben dieses Bettelverbot ablehnen. Sie unterstützen mit der Ablehnung
dieses Bettelverbots die Kriminellen, die hinter diesen Bettlern stehen, Sie
unterstützen damit die Bettelmafia. (Anhaltende Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
Aber lassen Sie bitte Ihren jakobinischen Eifer! Denken Sie an die
vielen Schicksale, die vielen Familien, die dahinter stehen. Denken Sie an die
vielen ausgebeuteten und versklavten Menschen - das kann Ihnen doch bitte nicht
egal sein! Denken Sie bitte auch an das Wiener Stadtbild, das durch diese
Bettler regelrecht verschandelt wird. (Neuerliche Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
An Sie von der
SPÖ: Denken Sie in Zukunft vielleicht daran, solche Maßnahmen nicht erst
wirkungsvoll vor der Wiener Wahl umzusetzen, sondern schon, wenn die
Bevölkerung danach schreit.
Präsidentin Marianne Klicka
(unterbrechend): Herr Abgeordneter! Ihre Redezeit ist beendet. Ich
ersuche Sie, zum Schluss zu kommen.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (fortsetzend): Nur
dann kann man Politik wieder wirklich ernst nehmen! – (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als nächster Redner hat sich
Herr StR Ellensohn gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR David Ellensohn:
Frau Präsidentin! (Abg Mag Wolfgang Jung: Heute spricht er nicht im
Amerlinghaus, sondern hier ...) Sehr geehrte Damen und Herren!
Es freut mich, dass heute so viele Leute zuhören. Das ist ganz selten.
Man sieht auch gleich, wie hoch hier das Niveau ist, beim Zwischenrufen et
cetera. Das ist manchmal noch schlimmer und tiefer. (Abg Anton Mahdalik: Das
war dort drüben der Maresch ... - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Sie merken es auch jetzt wieder: Die Höflichkeit hat die FPÖ in diesem Haus
tatsächlich nicht gepachtet. Das merkt man auch jetzt wieder. (Ironische
Heiterkeit bei der FPÖ.)
Stimmen tut auch inhaltlich das meiste nicht. Ich nütze die
Gelegenheit, weil ja die FPÖ wieder glaubt, dass hier eine Bevölkerungsgruppe
ist, bei der sie mehr Stimmen macht, als ich ihr wünschen würde. Heute geht es
bei dieser Verschärfung des Landes-Sicherheitsgesetzes darum, ob wir
Armutsbekämpfung ernst nehmen oder ob wir glauben, dass man Arme bekämpfen
muss.
Ich befürchte, dass auch sehr viele ältere Damen und Herren, die
zuhören, zu denen gehören, die knapp mit dem Geld sind und knapp über die
Runden kommen. Was in dieser Stadt jetzt leider schon länger gang und gäbe ist,
ist das Auseinanderspielen von Menschen mit kleinen Pensionen, die mit ihrem
Geld kaum überleben können, dass die ausgespielt werden gegen Leute, die
arbeitslos sind und mit ihrem Geld nicht auskommen, weil wir leider eines der
niedrigsten Arbeitslosengelder in Europa haben, und ausgespielt werden gegen
Leute, die noch ärmer sind und betteln müssen, damit sie irgendwie über die
Runden kommen.
Denn eines wissen schon alle in dem Saal: Niemand sitzt auf der Straße
und hat einen Mordsspaß dabei, wenn er betteln muss! Ich bin froh, dass ich das
nicht machen muss, Sie sind alle froh, dass Sie das nicht machen müssen. (Abg
David Lasar: Sie müssen sich nicht einsetzen für die georgische Mafia ...
- Zwischenruf von Abg Veronika Matiasek.) Ich verstehe nicht, dass Sie
dazwischenrufen, Frau Matiasek, Sie kommen ja noch dran. Ich habe fünf Minuten
und muss mich ständig unterbrechen lassen, ist das nicht unglaublich? (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Meine Mutter ist aus Großbritannien und hat mir irgendwie englische
Höflichkeit beigebracht. (Ironische Heiterkeit bei der FPÖ. - Abg
Mag Wolfgang Jung: Das ist noch nie aufgefallen!) Das müssen wir da
den Leuten auch beibringen! Es ist eine Tragödie da herinnen, so rüpelhaft, wie
die FPÖ sich da benimmt - stellen Sie sich vor, wie Sie sich benehmen, wenn wir
Ihnen nicht zuschauen können. Jesus Maria! (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg
Mag Wolfgang Jung: Oder Sie bei diesen Demonstrationen! So spricht der,
der bei diesen Demonstrationen ... Scheinheiligkeit in Reinkultur!)
Herr Jung, Sie sollten sich hinsetzen! Sie dürfen nämlich gar nicht mit
mir reden, wenn Sie dort stehen und dort herumschreien, also müssen Sie sich
zuerst hinsetzen.
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