Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 82
Weihnachten zusammen. Ich weiß gar nicht, wie es ihm
dieses Mal geht, ja. Das war nämlich vor zwei Jahren, ziemlich genau, das kann
man im Protokoll nachlesen. Sie kriegen jedes Mal den Applaus von der FPÖ und
der ÖVP und sie kriegen jedes Mal die Kritik von der Armutskonferenz, die
Kritik von der Caritas, die Kritik vom Roten Kreuz, die Kritik von der
Wohnungslosenhilfe und die Kritik von vielen andern auch noch.
Bringen Sie mir irgendeine NGO, die sich um sozial
Benachteiligte in dieser Stadt kümmert, die das gut findet, eine einzige. (Abg
Mag Sirvan Ekici: Bringen Sie mir einen Bettler, dem das Geld übrig bleibt! –
Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Die Polizei nimmt es ihnen ja ab!) Die Polizei
nimmt Menschen, die betteln, das Geld zur Gänze ab. (Abg Veronika Matiasek
sich auf die Stirne tippend: Wie kann man das behaupten!) Und wenn sie
nicht zu dritt sind und einer vorbeigeht und das zusammensammelt, dann haben
sie gar keines am Abend.
Und ja, es sind manchmal Familienverbände,
und ja, die gehören manchmal zusammen, die kommen zu fünft und wollen zu fünft
hier ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und da bekommen sie von manchen Leuten -
die kriegen eh nix, wenn ein FPÖler vorbeigeht, ja – und da bekommen sie von
manchen Leuten freiwillig, weil es wird ja keiner genötigt von uns, freiwillig
Geld. Und wer ihnen nichts geben will, muss ihnen nichts geben. Das ist doch
eine ganz einfache Rechnung. Diese Gesellschaft hat offensichtlich, und vor allem
die Sozialdemokratie, ein Problem, weil sie können sie nicht mehr sehen. Sie
sind nicht in der Lage, Armut zu bekämpfen, und deswegen müssen sie Armut
verdrängen. Ich würde mir wünschen, dass die Sonntagsreden, die allerorten
gehalten werden im Nichtwahlkampf, überall wo Sie jemanden sehen von Ihrer
Fraktion wird über Gerechtigkeit, über Verteilung, über Vermögenssteuern, über
alles geredet, und nichts davon wird gemacht, sondern das Gegenteil, es wird
über Armutsbekämpfung und wie unfair das nicht ist, geredet, überall diese
Sonntagsreden.
Aber ich sage überall das Gleiche, ich sage,
messt uns nicht alle daran, was wir reden, messt uns einfach an dem, was getan
wird. Messen Sie eine politische Partei nicht an dem, ob in einer Schule bei
einer Diskussion einer oben sitzt und sagt, ich bin dafür, dass es mehr Geld
für Arme gibt, sondern messen Sie die SPÖ daran, ob sie die Bettler und
Bettlerinnen verjagen will aus dieser Stadt, oder ob sie zulässt, dass
Menschen, die keinen anderen Weg haben, ihren Bauch zu füllen oder eventuell
sogar die Wohnung zu heizen, falls sie eine haben, dass sie das tun können. Und
daran werden Sie gemessen. (Abg Mag
Sirvan Ekici: Grundsicherung!) Und das Urteil der Armutskonferenz lautet
Nicht genügend, das Urteil von Neustart lautet Nicht genügend, das Urteil von
der Caritas lautet Nicht genügend, und das Urteil von mir lautet auch Nicht
genügend. Aber eine Chance hätten Sie noch: Irgendeine von den Fünfen die
unterschrieben haben, ziehen Sie diesen Antrag bitte zurück im Sinne auch des
Europäischen Jahres der Armutsbekämpfung, hören Sie auf, die Armen zu
bekämpfen, dieser Stadt wird es nicht besser gehen, wenn man FPÖ-Politik macht
in der Stadt, sondern wenn wir sozialere Politik machen. Das sagen Sie in
Sonntagsreden, setzen Sie es auch einmal um. Sie haben heute auch die
Möglichkeit, bei einer namentlichen Abstimmung zu sagen, da tue ich nicht mit.
Es gibt für jeden von uns irgendwo eine Linie, wo man sagt: „Das mache ich
nicht.“ Und ich glaube, dass das manchen heute sehr schwer fällt, aber ich will
nicht, dass es Ihnen schwerfällt das Ja-Sagen, sondern ich will dass Sie sich
überwinden und sagen: „Nein, das mache ich nicht.“
Und ich will es nicht am Gang draußen hören, von
keinem Einzigen, es interessiert mich nicht. Wer da herinnen Ja stimmt, soll
mich nicht nachher anjammern und sagen, ich habe recht gehabt, das geht mir
nämlich mittlerweile auf die Nerven. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner ist Herr Abg Dr Ulm zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm!
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Kollege Ellensohn und ich haben ja einen
grundsätzlich unterschiedlich Zugang zu diesem Thema, aber in einem einzigen
Punkt hat er recht: Mit dem heutigen Beschluss, das gewerbsmäßige Betteln unter
Strafe zu stellen, wird sich das Betteln in Wien aufhören, und das ist gut so!
Es ist gut so für die Wienerinnen und Wiener, es ist gut so für die Bettler,
die ausgenutzt werden und die ja keine Zukunft mit einer Berufsausübung in
diesem Sinn haben, und es ist gut für die Sicherheit in Wien. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn die FPÖ sagt, Frau Kollegin Matiasek: „Ein
bisschen spät kommt halt dieses Bettelverbot jetzt von der SPÖ.“, dann muss ich
sagen: Vielleicht liegt es auch daran, dass unsere beiden Fraktionen durch
Jahre hindurch lediglich ein generelles Bettelverbot verlangt haben, aber noch
nicht die Idee geboren hatten, das gewerbsmäßige Betteln unter Strafe zu
stellen.
Dieser Antrag ist von der ÖVP tatsächlich erst im
November des Vorjahres gestellt worden und das ist der Grund, warum die SPÖ
auch diesen Antrag erst heute einbringen kann, denn vorher wäre es ihr einfach
nicht möglich gewesen.
Am 15. Jänner hat es tatsächlich eine Sitzung
des Gemeinderatsausschusses gegeben, in welchem dieser Initiativantrag der ÖVP
behandelt wurde. Ich muss daher meine Wortmeldung von der Aktuellen Stunde
richtigstellen. Ich habe der Frau Stadträtin unrecht getan und das tut mir
leid, aber es ändert nichts daran, dass unser Antrag, der das Verbot der
gewerbsmäßigen Bettelei vorgesehen hat, am 15. Jänner von der SPÖ noch
abgelehnt worden ist. Also das finde ich ja nicht so uninteressant, was sich denn
da jetzt vom 15. Jänner bis zum 1. März geändert hat, weil am
1. März wurde dann unsere Initiative von der SPÖ übernommen. Am
15. Jänner hat es noch von Seiten der SPÖ geheißen: Verbot der
gewerbsmäßigen Bettelei kommt nicht in Frage. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Wir haben gesagt, wir diskutieren
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