Landtag,
32. Sitzung vom 21.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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hen.
Der diesbezügliche Antrag lautet:
„Der Wiener Landtag beauftragt die Frau amtsführende Stadträtin für Gesundheit
und Soziales, eine Studie über die sozialen Kosten des Kleinen Glücksspiels in
Wien von einer unabhängigen Forschungseinrichtung erstellen zu lassen. Diese
Studie wird unverzüglich nach Fertigstellung den im Landtag vertretenen
Fraktionen zur Verfügung gestellt und im Internet veröffentlicht.
Auch hier beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags.“ -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächste zum Wort gemeldet
ist Frau Abg Jerusalem. Ich erteile es ihr.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich möchte noch einmal das Gespräch zurückführen auf diesen ganz ursprünglichen
Vorwurf und auf das, worum es meiner Meinung nach geht.
Die Novomatic wünscht sich etwas, zahlt dafür den Parteien Geld über
Inserate und erhält dafür ein passendes Gesetz und die Zustimmung der Parteien
zum Kleinen Glücksspiel. Das ist der Punkt, der so verwerflich ist und der hier
in der Kritik steht. Was mich besonders überrascht, ist in diesem Punkt
eigentlich auch die FPÖ, die hier mit so viel Zufriedenheit mitgeht: Wenn man
in Ihre Gesichter schaut, dann grinsen Sie so vor sich hin; man hat immer so
den Eindruck, es ist wirklich die volle Zufriedenheit da, jetzt auch in diesen
Genuss des Geldflusses zu kommen.
Herr Abg Neuhuber - er war das, glaube ich – hat einen bemerkenswerten
Hinweis geliefert, nämlich: Es macht keinen Sinn, das Kleine Glücksspiel zu
verbieten, weil man ja im Internet spielen kann. - Der Umkehrschluss wäre dann
aber der: Weil man im Internet ohnehin spielen kann, kann man durchaus in Wien
auch das Kleine Glücksspiel fördern und Elend verursachen. - Ich bin nicht der
Meinung, dass, weil eine Sache Elend verursacht, man dann als Gesetzgeber dazu
übergehen kann, ebenfalls gnadenlos und unbedenklich Elend zu verursachen. Mir
geht es immer um das Elend und die Verelendung. (Abg Mag Alexander Neuhuber:
Das im Internet ist nicht kontrollierbar! Auch am Handy nicht!)
Aber das Kleine Glücksspiel ist ja – meine Vorrednerin hat es bereits
gesagt – eine Einstiegsdroge in dem Sinn. So fangen viele junge Leute an. (Abg Mag Alexander Neuhuber, das Buch „Kleines Glücksspiel - Großes
Leid?" in die Höhe haltend: Das hab ich zitiert!) Ja, in diesem Buch
steht es ohnehin auch drinnen.
Ich kann etwas von der Brisanz herausnehmen: Vielleicht sind wir einer
Meinung in dem Punkt, dass es nicht gut wäre, Alkohol aggressiv zu bewerben,
zum Beispiel im Fernsehen. Darauf werden wir uns ja einigen können: Das macht
keinen Sinn. Und man kann die Werbung herausnehmen. Nur: Wenn man heute durch
die Straßen einiger Teile Wiens geht, dann ist das aggressive Bewerbung und
Einladung, was einem da begegnet. (Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger: Das wird in
diesem Gesetz eingeschränkt!) Ja,
„das wird in diesem Gesetz ..." (Abg Dr Matthias Tschirf: Haben
Sie es gelesen? Haben Sie das Gesetz gelesen?) - Gut. Machen wir weiter.
Etwas anderes: Ich erzähle Ihnen ein Beispiel. Vielleicht
ist es einfacher, wenn man sieht, wie es Menschen mit diesem Problem geht. Mir
hat unlängst ein junger Mann seine Geschichte erzählt. Der ist nicht einmal
selbst spielsüchtig, sondern es ist der Vater, der spielsüchtig ist. Dieser
Vater fährt in der Nacht illegal Taxi, und da kommen irgendwelche
1 700 EUR herein - und die verspielt er im Kleinen Glücksspiel. Auf
diese Art und Weise hat er auch schon seine Wohnung verloren, wohnt jetzt
selbst wieder bei seinem Vater. Und der junge Mann, von dem ich spreche, macht
jetzt Folgendes: Er geht jeden Tag für diesen Vater einkaufen - denn Geld kann
man ihm keines geben -, kocht bei ihm für ihn und kümmert sich darum, dass die
Wohnung aufgeräumt ist und dass dort alles sauber ist. Und das macht er alles
neben seinem Beruf als Kellner, gibt sein gesamtes Geld dafür wieder aus und
hat keinerlei Hilfe, niemanden, der ihm hilft, und niemanden, der ihn unterstützt.
An dieser Stelle sei vielleicht noch einmal erwähnt, dass zum Beispiel
die Spielsuchthilfe, die ja möglicherweise auch ihm helfen könnte, von Wien überhaupt
kein Geld bekommt. Das sind doch Dinge, die sich kaum zusammendenken lassen:
Dass man auf der einen Seite das Kleine Glücksspiel zulässt und auf der anderen
Seite der Spielsuchthilfe kein Geld gibt und in Wien kaum Therapiemöglichkeiten
existieren und auch keine Prävention gemacht wird. Aus diesem Grund möchte ich
jetzt zwei Anträge einbringen: Der erste Antrag betrifft die Schaffung einer
altersgerechten Spielsuchtprävention, und ich hoffe, dass auch die SPÖ, die so
uninteressiert ist an diesem heutigen Thema, wie man nur uninteressiert sein
kann, zumindest bei der Abstimmung kurz aufwacht und aufzeigt. Dieser Antrag
lautet wie folgt - ich möchte ihn vorlesen, er ist ganz kurz:
„Der Landtag wolle beschließen: Der Wiener Landtag beauftragt die zuständigen
Mitglieder der Wiener Landesregierung, bis Ende 2010 ein umfassendes und alle
Altersstufen umfassendes Konzept zur Spielsuchtprävention für Wien vorzulegen.
In formeller Hinsicht beantragen wir da die sofortige Abstimmung.“ Das
heißt, Sie werden Farbe bekennen müssen.
Mein zweiter Antrag betrifft die Bereitstellung von Mitteln für
Spielsuchttherapieeinrichtungen. Was in der Begründung steht, wurde alles
bereits gesprochen und besprochen. Ich möchte Ihnen daher nur den Beschlussantrag
vorlesen:
„Der
Landtag wolle beschließen: Der Wiener Landtag spricht sich für die Zweckwidmung
von 25 Prozent der gesamten Einnahmen aus der Wiener Automatenabgabe für Spielsuchtprävention
sowie die Therapie von spielsüchtigen Menschen unter der besonderen
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