Landtag,
32. Sitzung vom 21.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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am
Kleinen Glücksspiel gewaltig verdient, wird kritisiert. Offenkundig werden die
Lücken im Glücksspielgesetz bewusst in Kauf genommen.
All das gilt immer noch - noch gibt es kein Bundesgesetz -, und dennoch
ist plötzlich die FPÖ Hauptlobbyist der Firma Novomatic! Ob das damit zusammenhängt,
dass plötzlich in jeder zweiten Ausgabe der „Neuen Freien Zeitung" ein
ganzseitiges Inserat der Firma Novomatic enthalten ist?
Aber seien wir uns doch ehrlich: Wenn man hinausgeht auf die Straße und
die Menschen fragt: Das neue Glücksspielgesetz, ist das unabhängig von der
Novomatic entstanden? (StR Johann Herzog:
Das weiß kein Mensch!), dann lachen die Menschen darüber. (StR Johann Herzog: Das weiß kein Mensch!)
Das wissen die Leute! Sie wissen es genau und wir wissen es auch. Die
Bevölkerung draußen ist überzeugt davon, dass sich die Firma Novomatic die SPÖ,
die ÖVP und die FPÖ gekauft hat. (Abg Dr
Franz Ferdinand Wolf: Vorsicht!) Davon ist die Bevölkerung überzeugt!
Frau Abg Schinner! Ich habe mich am Anfang gefreut, als Sie gesagt haben,
Sie möchten es aufs Schärfste zurückweisen, dass sich irgendeine Firma in
Österreich ein Gesetz kaufen kann. Und ich habe mich wirklich gefreut, weil ich
mir gedacht habe, genau das ist jetzt der Schwenk in der SPÖ, den ich mir
erhofft habe. Und dann kam der Nachsatz, in dem behauptet wurde, es sei eine
Unterstellung, und sämtliche diesbezüglichen Hoffnungen waren wieder passé.
Denn obwohl die Firma Novomatic auch gerne in der Mitgliederzeitung, glaube
ich, der SPÖ, im Mitgliedermagazin der SPÖ, sogar auf der U4 inseriert - und
nicht nur ein Mal -, obwohl auf den kleinen Plakaten in den Informationsschaukästen
die Firma Admiral - de facto gleichzusetzen mit Novomatic - das Plakat
mitfinanziert, streiten Sie es einfach ab.
Denn was macht das neue Gesetz in der Vereinfachung? - In der
Vereinfachung: Alles, was jetzt illegal ist, wird legalisiert. Das macht das
neue Glücksspielgesetz. (StR David Ellensohn: Es wird schlimmer!) Es
wird sogar schlimmer: Man darf höhere Einsätze verwenden.
Und am besten finde ich dann, wenn die Kollegin Schinner sagt, die
MA 36 hat hunderte Kontrollen durchgeführt. - Ist Wien wirklich anders?
Wenn das Finanzministerium feststellt, dass kein einziger Automat legal funktioniert,
was hat denn dann die MA 36 geprüft? Und wenn jeder Spielsüchtige in Wien
weiß, wie man auf so einem Automaten um erheblich mehr als um 50 Cent spielen
kann: Sind die alle um so viel intelligenter als die MA 36, die prüfen
geht? - Nein, sicher nicht.
Und, Kollege Neuhuber, wenn in Vorarlberg lauter Automaten illegal aufgestellt
sind: Es reicht, wenn man ihn sieht, um zu wissen, er ist illegal. Sie wollen
überhaupt nichts kontrollieren, und es wird nichts unternommen, und dann
glauben Sie im Ernst, dass was unternommen wird, wenn ein Automat an einer Standleitung
zum Rechenzentrum hängt. (Abg Dr Franz
Ferdinand Wolf: Quer durch Österreich!) Quer durch Österreich laufen Anzeigen.
Jetzt kann man noch zum Glücksspiel stehen, wie man will, aber quer
durch Österreich laufen Anzeigen. Das Finanzministerium stellt fest, das ist
illegal, und viele andere auch. Und es passiert nichts, so als ob eine riesige
Sicherheitsglocke über der Firma Novomatic hinge. Und wer ist dafür verantwortlich?
Nun, die GRÜNEN sind es nicht. Dann sind es, wahrscheinlich, wenn man die
Politik dafür verantwortlich macht, genau die Parteien, die Lobbying für das
Kleine Glücksspiel betreiben. Und das sind nun mal die SPÖ, die ÖVP und seit
Neuestem die Freiheitlichen.
Kollege Jung, Kollege Lasar, wie viel haben Sie dafür bekommen. (Abg
David Lasar: Nicht einen Cent!) Zumindest die Inserate werden ja was
kosten. Und diese Antwort hätte ich gerne von jeder Partei. Wie viel erhalten
Sie von der Firma Novomatic, (Abg David Lasar: Keinen Cent habe ich bekommen!)
sei es als Veranstaltungssponsoring, sei es als Inserate, sei es als
Kooperation, sei es als direkte Spende. Warum sagen Sie es denn nicht? Sie sind
ja Lobbyist für die Firma Novomatic, für das Kleine Glücksspiel, das tausende
Menschen in Armut stürzt.
Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, Sie plakatieren gerade in Ihrer
Frühjahrskampagne für Wien. „Wir machen", das ist beim Kleinen Glücksspiel
eine gefährliche Drohung. Sie machen es, Sie machen, dass in Wien Familien
verarmen. Sie machen es, indem Sie die Kriminalität in Wien durch das Kleine
Glücksspiel, beschützen. Sie machen es, (Abg Godwin Schuster: Was denn,
bitte!) was auch festgestellt wurde von der MA 36. Obwohl das
Finanzministerium sagt, jeder Automat sei illegal, (Abg Godwin Schuster: Wir beschützen also die Kriminalität!) findet
die MA 36 bei hunderten Kontrollen keinen Grund, um einen Automaten
einzuziehen.
Entschuldigung, es tut mir leid, und deshalb sage ich Ihnen in Bezug auf
Ihre Frühjahrskampagne: Was Sie machen, ist eine gefährliche Drohung für Wien.
Wir machen es besser, denn wir sind dafür, dass die Spielsucht bekämpft wird, (Abg
Godwin Schuster: Nein!) dass die Spielautomaten bekämpft werden, dass man
den Menschen hilft, denn Spielsucht macht tausende Menschen arm. Automatencafés
verschandeln Wien.
Warum wird nicht kontrolliert? Die einfache Antwort steht drauf: Wir,
die GRÜNEN, wir lassen uns nicht von der Firma Novomatic kaufen und es ist
anscheinend so, dass wir dabei die Einzigen sind.
Ich bringe jetzt noch einen Antrag ein, und Sie können, (Abg Godwin
Schuster: Entschuldigen Sie sich, wir beschützen die Kriminalität, das ist hirnrissig!)
Sie können gerne, Kollege Godwin Schuster, herauskommen und Stellung beziehen.
Ich habe es als für sehr traurig erachtet, dass von allen anderen Parteien
jeweils nur ein Redner oder eine Rednerin herausgekommen ist.
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