Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
Seite 13 von 100
Ich habe zufällig jetzt gerade mit einigen
Bloggerinnen und Bloggern Brüssel besucht und sehr viele EU-Institutionen
kennengelernt. Also, zum Beispiel das wirklich unglaubliche transparente
Europäische Parlament, da könnte der Wiener Landtag eigentlich noch viel
lernen.
Aber zu meiner eigentlichen Frage: Es gibt hier eine
Europakommission, die wir hier in Wien haben, und Entscheidungen oder auch
Diskussionen, Debatten auf europäischer Ebene spielen ja auch für die
Kommunalpolitik und die Landespolitik eine immer wichtigere Rolle. Es gibt
jetzt diese einstimmige, soll man sagen, Bitte, dass die Europakommission zu
einem Ausschuss aufgewertet wird, damit wir die sehr wichtigen Fragestellungen
und die Bedeutung europäischer Richtlinien und Entscheidungen für die
Kommunalpolitik auch hier diskutieren können. Werden Sie dieser einstimmigen
Willensäußerung der Europakommission Folge leisten?
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr
Abgeordneter, Sie wissen das und haben das ja hier auch schon begrüßt, am
gleichen Platz, wo Sie jetzt stehen, dass ich vor diesem Beschluss der
Europakommission das hier auch schon befürwortet habe, dass wir angesichts ...
(Abg Mag Wolfgang Jung: Aber diese
Aussage zum Beschluss der Kommission haben Sie getätigt, Herr Landeshauptmann!)
Vor zwei Jahren hat der von Ihnen bekämpfte Lissabon-Vertrag noch gar nicht
stattgefunden. Aber ist ja nicht wahr, da hat es den Lissabon-Vertrag noch gar
nicht gegeben. Hier bin ich gestanden am 26. in einer Diskussion und habe
gesagt, ja, angesichts dessen, dass durch den Lissabon-Vertrag eine völlig neue
Rolle auch der Kommunen festzustellen ist, befürworte ich das, so wie ich auch eine
Diskussion über eine Neubewertung des Bundesrates vor dem Hintergrund des
Lissabon-Vertrages befürworte. Ich bin ja im Gegensatz vielleicht zu der einen
Amtskollegin oder dem anderen Amtskollegen nicht der Auffassung, dass der
Bundesrat abgeschafft werden sollte, sondern er sollte eigentlich zu einem
Instrumentarium parlamentarischer Subsidiarität umgewandelt werden, dies gerade
angesichts des Lissabon-Vertrages und seiner Rolle, die er hier im Besonderen
auch einnehmen könnte. Das waren meine Worte hier, an die möchte ich erinnern.
Ja, ich befürworte das, ich werde mich dafür einsetzen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr Landeshauptmann. Die 3. Zusatzfrage
stellt Herr Abg Dr Tschirf. Ich ersuche darum.
Abg Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann, wir haben
gerade aus Ihrer Beantwortung gehört, dass es wichtig ist, dass ein
Veränderungsprozess stattfindet, dass verschiedenste Ebenen
Gesetzgebungsbefugnisse haben, von der Ebene des Landtages bis hin zum Europäischen
Parlament. Und daher hat auch der Wiener Landtag einen Beschluss gefasst, dass
Mitglieder des Europäischen Parlamentes hier das Rederecht haben.
Jetzt liegt uns eine Beantwortung vor, wo der Herr
Landeshauptmann von Wien mitteilt, dass das nicht auf die Tagesordnung genommen
wurde durch den Kärntner Landeshauptmann. Okay, das verstehe ich, dass das
Gespräch mit den Kärntner Landeshauptmann von Michael Häupl nicht gesucht
wurde, aber der nächste Landeshauptmann ist der von Niederösterreich. Meine
Frage daher: Wird der Michael Häupl mit dem Erwin Pröll darüber reden, ob man
das nicht auf die Tagesordnung der nächsten Landeshauptmännerkonferenz setzt.
Präsident Prof Harry Kopietz: Herr Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Klubobmann!
Selbstverständlich habe ich das Gespräch mit dem
Herrn Landeshauptmann gesucht. Warum sollte ich auch nicht mit ihm sprechen, er
weiß ohnehin nicht ganz genau, zu welcher Partei er jetzt gehört, also so
gesehen hat er ja keine allzu großen Hemmungen dabei. Wir haben ein durchaus
positives Gesprächsverhältnis. Ich habe natürlich auch, was ich ja hier sagte,
oft in den so genannten Vorbereitungsgesprächen zur LH-Konferenz auch darüber
geredet. Ich verhehle nicht, dass ich mit der Position, die Europaabgeordneten
sollten im Landtag sprechen können, ein bisschen einsam bin, aber das macht
nichts, das bin ich aus früheren Zeiten, als sich die politische
Zusammensetzung der LH-Konferenz noch anders dargestellt hat als heute, gewohnt
und werde daher das weiter verfolgen, weil ich der Auffassung bin, ja, das wäre
vernünftig, man kann über alles reden, auch ob das nur die jeweils von den
Bundesländern Entsandten sind, weil natürlich die Befürchtung besteht, dass
wenn ein aus Wien entsandter Europaabgeordneter plötzlich das Begehr hat, im
niederösterreichischen Landtag zu sprechen, es da gewisse Vorbehalte gibt, um
es relativ einfach zu sagen. Man kann auch eine Themeneinschränkung vornehmen
und vor allem, man kann über alles reden. Nur grundsätzlich meine ich, dass es
vernünftig wäre. Wir müssen uns angesichts der heutigen realen Situation, des
Aquis Communautaire, wesentlich mehr mit Europa beschäftigen.
Wir müssen uns nicht nur einzeln, also jetzt der
Landeshauptmann, sondern auch einzelne Mitglieder des Stadtsenates, und es
steht eigentlich auch dem Landtag zu, würde ich sagen, da viel mehr einmischen.
Wir müssen das angesichts der Möglichkeiten, die wir heute haben, tun.
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr
Landeshauptmann. Die 4. Zusatzfrage stellt Herr Abg Harwanegg. Ich ersuche
darum.
Abg Volkmar Harwanegg (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Landeshauptmann, Sie
haben ja schon die vielen neuen Aspekte des Lissabon-Vertrages
dankenswerterweise erwähnt. Ein Punkt, für den ich aber besonderes Interesse
habe, ist der Aspekt - und daher darf ich
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular