Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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Dauer wirklich wünschen muss, ist, dass diese 24 Jahre Bekämpfung
der Armen und nicht der Armut irgendwann aufhört, weil wenn wir es nicht
schaffen, den Reichen 10 Prozent – nicht dem Häuselbauer, bitte nicht
herauskommen und sagen, es trifft den Mittelstand! Ich red’ von den
80 000 Dollar-Millionären, ich red’ von Leuten, die nicht ein Haus,
sondern fünf haben. Ich red’ nicht von dem, der sich aus den Rippen eine
Eigentumswohnung herausgeschwitzt hat, von denen rede ich alle nicht. Den
Mittelstand können wir gerne in Ruhe lassen. Sie machen aber genau das: Sie
holen die Kohle beim Mittelstand und stellen sich dann irgendwo hin und sagen,
den Armen kann man nicht helfen und wem nehmen wir es weg, und so weiter, und
so fort. (Aufregung bei Abg Mag Alexander Neuhuber.) Vermögenssteuern
für sehr reiche Leute. Die Dollar-Millionäre müssen auch Steuern zahlen. Leute
wie der Herr Meischberger, die offensichtlich, wenn sie aus der Politik ausscheiden,
auch kleine Geschenke bekommen, sollten dafür zumindest Steuern zahlen müssen.
Wenn er 180 000 EUR dafür kriegt, dass er aufhört, Politiker zu sein
- gut, mir wäre es auch wert gewesen, dass er aufhört, aber keine
180 000 EUR! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Ich glaube, dass dem Land und dieser Stadt auf jeden Fall ein
nachhaltiger Schaden zugefügt wird, wenn die Volkspartei mehr zu sagen hat. Das
sage ich. Und der SPÖ wünsche ich sehr viel mehr Mut beim Durchsetzen von
Vermögenssteuern, weil was sonst herauskommt, das hat uns die Frau Korosec da
gesagt. Das Programm lautet: Die Löhne bleiben unten, weil die Mindestsicherung
niedrig ist und die Mindestsicherung bleibt niedrig, weil die Löhne niedrig
sind und deswegen kriegt man am Schluss keine Pension! In diesen Teufelskreis
schicken Sie den Rest ein und selber geben Sie sich 12 000 EUR im
Monat! Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Danke. Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen und erteile der
Berichterstatterin das Schlusswort. Bitte, Frau Stadträtin.
Berichterstatterin Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Sehr geehrter
Herr Präsident! Hohes Haus!
Es liegt heute die Beschlussfassung des Wiener Mindestsicherungsgesetzes
vor. Das Wiener Mindestsicherungsgesetz ... Frau Kollegin Vassilakou ist
jetzt leider nicht da, weil sie offenbar an ihrer Wortmeldung interessiert war,
an der Debatte darüber aber offenbar nicht. Das Wiener Mindestsicherungsgesetz
basiert auf der Art 15a-Vereinbarung zur Bedarfsorientierten
Mindestsicherung, einer Art 15a-Vereinbarung, die über viele Jahre
verhandelt worden ist und wo es uns gelungen ist, dass ab dem 1. September
in ganz Österreich Standards gelten, die für Wien seit vielen Jahrzehnten selbstverständlich
waren und das auch in Zukunft sein werden. Das betrifft zum Beispiel, dass es
keinen Regress mehr geben wird. Das heißt, dass nicht die Kinder oder die
sozial Schwachen selbst in dem Moment, wo sie sich wieder derrappelt haben, als
Erstes einen Brief von der Bezirkshauptmannschaft bekommen, dass sie wieder
zurückzahlen müssen.
Es ist zweitens festgelegt, dass in Zukunft alle Menschen in diesem
Staat über eine E-Card verfügen werden. Bisher war es schon so, dass
selbstverständlich auch Menschen, die Sozialhilfe bezogen haben,
Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen konnten, also zum Arzt oder ins
Spital gehen konnten. Aber es war ganz klar erkennbar, wer ist der
Sozialhilfebezieher und wer ist es nicht, weil der Sozialhilfebezieher oder
auch vor allem die Kinder von Sozialhilfebezieherinnen und –beziehern eben
keine E-Card hatten, sondern den Krankenschein vom Sozialamt hatten und damit
war auch das klar. Und da wir wissen, dass Armut auch sehr viel mit
Stigmatisierung und mit Ausgrenzung zu tun hat, ist das ein ganz besonders
wichtiger Schritt.
Es ist weiters gelungen und da sehe ich einen großen Paradigmenwechsel
beim dritten Sozialnetz, dass es eine strukturelle und in der 15a-Vereinbarung
und daher auch im Wiener Mindestsicherungsgesetz verankerte Verzahnung zwischen
der Arbeitsmarktpolitik und der Mindestsicherung gibt. Wir wissen, dass der
Großteil der Menschen, die bisher Sozialhilfe bezogen haben, nicht vom
Arbeitsmarktservice geschult und wieder integriert wurden. Das ist jetzt
gelungen, dass wir gerade mit diesen Menschen, die einen besonderen
Aufholbedarf haben, weil der Großteil aller Mindestsicherungsbezieherinnen und
–bezieher maximal Pflichtschulabschluss hat und in der Bildung das Hauptproblem
für die zukünftige Armut liegt, mit dieser ganz engen Verzahnung gute Erfolge
haben werden. Und dass wir gute Erfolge haben werden, liegt nicht darin, dass
ich mir das wünsche und dass das dann so sein wird, sondern liegt darin, dass
wir mit „Step to job“ im 21. und dann ab dem heurigen Frühjahr auch
22. Bezirk, also immerhin eine Bevölkerungsgruppe, die so groß ist wie die
zweitgrößte Stadt Österreichs, nämlich wie Graz, diesen Pilotversuch gemacht
haben, der jetzt in ganz Österreich ausgerollt wird, wo es uns gelungen ist,
dass jene Menschen, die Sozialhilfe beziehen und arbeitsfähig sind - weil die
Voraussetzung für die Vermittlung am Arbeitsmarkt ist die Arbeitsfähigkeit -,
geschult wurden und zu einem sehr, sehr hohen Ausmaß es auch gelungen ist,
diese Menschen sehr rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das ist auch das
Ziel der Mindestsicherung, nämlich dass sie ein Trampolin ist, ein Trampolin in
Richtung Selbstständigkeit und Selbstständigkeit wird durch Beschäftigung
erreicht.
Wir haben weiters in Wien entschieden und auch das ist im
Mindestsicherungsgesetz festgelegt, dass den Dauerleistungsbezieherinnen und
–beziehern die Leistung, die es ausschließlich in Wien gibt, die vor allem für
behinderte Menschen eine ganz besonders wichtige Leistung ist, auch weiterhin
14 Mal ausbezahlt wird.
Auf einige Punkte möchte ich eingehen, die in der
Diskussion gekommen sind und die hier einfach der
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