Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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Realität entbehren. Wenn die Frau Kollegin Vassilakou sagt, dass es
Wohnförderungen zusätzlich nicht mehr gibt und das alles mit der
Mindestsicherung abgegolten ist, dann ist das falsch, sondern es sind
entsprechend der 15a-Vereinbarung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung
25 Prozent für Wohnkosten anzurechnen. Das bedeutet aber, dass, wenn es
notwendig ist, es selbstverständlich weiterhin Wohnbeihilfe gibt.
Es ist außerdem so und da bin ich sehr stolz, dass uns das in Wien auch
rechtzeitig gelungen ist, dass wir auch organisatorisch für die Menschen, die
die Mindestsicherung brauchen, sehr gut vorbereitet sind und 42 zusätzliche
neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit dem 1. Juni in der MA 40
beschäftigt sind, um hier eingeschult zu werden, um die Mindestsicherung ab dem
1. September auch vollziehen und auszahlen zu können. Und das Wichtige,
Gute und Schöne daran ist, dass das 42 langzeitarbeitslose Menschen sind, die
dadurch die Möglichkeit des Wiedereinstieges in den Beruf auch haben.
Wenn hier kritisiert wird, dass es keine Begutachtung gegeben hat und
dass aber andere uns die Frage gestellt hätten, warum erst jetzt, dann ist das
sehr leicht zu beantworten: Deshalb erst jetzt, weil manche Bundesländer - und
da hat Wien nicht dazugehört - erst sehr kurzfristig davon zu überzeugen waren,
die Mindestsicherung auch zu unterschreiben. Und ein Landesgesetz, das auf
einer 15a-Vereinbarung basiert, kann erst dann geschrieben werden, wenn diese
15a-Vereinbarung fertig ist. Daher liegt es erst jetzt vor, denn ich kann kein
Landesgesetz vorlegen, bevor die Grundlagenvereinbarung nicht da ist. Und ich
kann Ihnen auch in aller Offenheit sagen, wieso es andere Bundesländer gibt,
die ein Begutachtungsverfahren machen, weil die in Kauf nehmen, dass es dadurch
sein kann, dass die Mindestsicherung in diesen Bundesländern nicht am
1. September ausgezahlt wird. Ich nehme das und wir nehmen das in Wien
nicht in Kauf und ich halte das auch für die richtige Entscheidung im Sinne der
Menschen, die die Mindestsicherung brauchen! (Beifall bei der SPÖ)
Lassen Sie mich abschließend
einige Punkte sagen, es wurde schon einiges dazu gesagt, zu dem jetzt von der
ÖVP auch eingebrachten Thema des Transparenzkontos. Schauen Sie, ich bin
grundsätzlich immer für Transparenz. Was aber schon sehr eigenartig anmutet,
ist, dass die ÖVP auf einmal beginnt, über Transparenz zu sprechen, wenn es um
eine Leistung für die Menschen geht, die in dem Land am wenigsten haben. Also
ich denke, es wundert mich, wenn da so ein wichtiges Ziel ist, wieso wir nicht
schon seit Jahrzehnten die Forderung der ÖVP auf dem Tisch haben, dass wir ein
Transparenzkonto bei der Landwirtschaftsförderung brauchen, sondern dass wir
gerade jetzt (Abg Dr Matthias Tschirf: Auch! Auch! – Abg Ingrid Korosec:
Auch! Auch!), wenn dieses Thema der Mindestsicherung auf den Tisch kommt,
über Transparenz reden. Es mutet eigenartig an und es ist auch nicht
wegschiebbar, dass es darum geht, dass Sie nicht wollen, dass es eine Debatte
über die gibt, die in dieser Republik besonders viel haben, damit die Debatte
mehr zwischen denen, die gar nichts haben und denen, die ein bisschen etwas
haben, geführt wird. Glauben Sie nicht, dass das nicht durchschaut wird! Und ich
appelliere an die ÖVP und ich appelliere hier vor allem auch an die Frau
Staatssekretärin Marek, dass sie sich ihrer Verantwortung für diese Republik
auch bewusst ist und dass sie sich ihrer Verantwortung auch bewusst ist, was
die Menschen in diesem Land ganz besonders brauchen.
Die Mindestsicherung, die
Einführung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung ist ein großer Schritt und
ein Meilenstein im Sozialsystem dieses Staates und dieser Stadt. Und wenn Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN, das jetzt kleinreden, dann kann
ich das nur unter „Wahlkampfgeplänkel“ abspeichern, denn sonst kann ich nicht
glauben, dass Sie wirklich meinen, dass eine Leistung, die zig Milliarden mehr
Ausgaben für die Schwächsten in der Gesellschaft mit sich bringt, eine
Kleinigkeit ist. Da kann ich das nicht glauben, dass es für Sie eine
Kleinigkeit ist, wenn ab dem 1. September des Jahres niemand mehr die
Sozialhilfe zurückzahlen muss. Dass es eine Kleinigkeit ist, wenn es eine
Verzahnung gibt zwischen der Sozialhilfe, der Mindestsicherung, dem
Arbeitsmarkt und daher in anderen Bundesländern nicht mehr der Bürgermeister
der ist, wo man in irgendeinem kleinen Dorf den Antrag stellen muss, sondern
das in der nächsten Hauptstadt hier auch passieren kann. Dass das eine Kleinigkeit
ist, wenn hier 42 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt
sind, damit die Menschen, die es brauchen, schnell zu ihrem Recht kommen. Und
es ist schon auch ein Lackmustest, denn diese Politik „Wasch’ mir den Pelz,
aber mach’ mich nicht nass“, das ist die, die von Ihnen ganz besonders gerne
gelebt wird, nämlich bei irgendetwas zu sagen: „Grundsätzlich ist es schon
richtig, aber wir wollen eigentlich noch viel, viel mehr und deswegen stimmen
wir dagegen.“ Wir werden heute sehen: Sind Sie dafür, dass ab dem
1. September des Jahres 2010 in Wien die Wienerinnen und Wiener, die es
brauchen, die Bedarfsorientierte Mindestsicherung bekommen oder nicht? Und die,
die dafür sind, dass das ist und die, die der Meinung sind, dass das ein Fortschritt
ist, die müssen zustimmen. Denn wenn Sie nicht zustimmen, dann gäbe es keine
Mehrheit, wenn sich Ihre Meinung durchsetzen würde. (Abg Dipl-Ing Martin
Margulies: Danke, Frau Stadträtin!) Da die Sozialdemokratie in diesem Hohen
Haus die Mehrheit hat und, wie ich vernommen habe, auch die ÖVP zustimmen wird,
gibt es hier eine Mehrheit. Aber Sie brauchen nicht zu glauben, es sich einfach
machen zu können und zu sagen: „Wir sind zwar dafür, aber eigentlich stimmen
wir dagegen und damit sind wir überhaupt die Guten.“ Diese Masche werden Ihnen
auch die nicht durchgehen lassen, die ganz besonders für diese soziale Stadt
kämpfen!
Ich möchte mich abschließend bei der MA 24
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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