Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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der Dringlichen Anfrage ist somit beendet.
Wir kehren zurück zur vorab abgearbeiteten
Tagesordnung, zur Postnummer 14. Als nächsten Debattenredner darf ich – neben
der Frau Berichterstatterin StRin Frauenberger, die sich hier wiederum zum
Rednerpult bemüht (da Amtsf StRin Sandra Frauenberger mit Hilfe von Krücken
geht) – Herrn Dr Stürzenbecher bitten.
Bitte, Herr Abg Stürzenbecher, Sie haben
das Wort.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Präsident!
Ich habe im Anschluss an unsere ursprünglichen Tagesordnungspunkte heute
etwas zu sagen zum Antrag der Frau Abg Vassilakou und der Grünen Fraktion
betreffend die Causa Arigona Zogaj.
Wir werden diesem Antrag nicht zustimmen, weil es in dieser Form einfach
nicht richtig wäre. Wir werden einen eigenen Antrag einbringen, ich möchte aber
schon vorher sagen, dass es in der Causa ... (Abg Dipl-Ing Martin
Margulies: Was ganz Unverbindliches!)
Hör zuerst einmal zu, lieber Kollege Margulies, was wir einbringen, und
wenn schon, dann äußere dich nachher dazu. Das wäre zumindest ein Minimum an
Fairness, was heute anscheinend nicht der Fall ist.
Grundsätzlich ist zu dem Fall zu sagen, dass es natürlich wirklich
bedauerlich und schmerzhaft ist, dass es soweit gekommen ist – aus vielerlei
Ursachen, die ich jetzt hier nicht alle aufzählen will –, aber Tatsache ist,
dass das Verfassungsgerichtshofurteil uneingeschränkt zu akzeptieren ist, ob es
uns gefällt oder nicht. Das haben wir auch in anderen Fällen so gemacht, und es
wäre übrigens wünschenswert, dass alle Verfassungsgerichtsurteile so
eingehalten werden.
Ich kenne eines beispielsweise zum Kärntner Ortstafelstreit. Da ist im
Jahr 2001 ein Verfassungsgerichtshofurteil gefällt worden, das noch immer nicht
umgesetzt wurde, und die Verursacher sitzen politisch zirka in diesem Bereich
hier (Der Redner weist auf die Reihen der
FPÖ-Abgeordneten.), also Ihre Verbündeten im Süden. Aber auch das will ich
jetzt nicht im Detail diskutieren.
Wie gesagt, wir bedauern, dass es im Fall Arigona Zogaj dazu gekommen
ist, wir sind aber der Auffassung, dass ein Höchstgerichtserkenntnis
uneingeschränkt zu akzeptieren ist. Wir müssen feststellen, dass es einfach so
ist, dass Höchstgerichtsurteile die Basis unseres Rechtsstaates sind, ebenso,
dass man sie einhält. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist unser Rechtsstaat
in Frage gestellt, und damit ist die Basis überhaupt eines zivilisierten
Zusammenlebens in Frage gestellt, und das können wir natürlich nicht anstreben.
Aber was wir sehr wohl anstreben können, ist – und ich wünsche ihr
natürlich, dass die anderen rechtlichen Möglichkeiten nach einer freiwilligen
Ausreise im Rahmen der Gesetze dann ausgeschöpft werden können –, aber was wir
sehr wohl anstreben können und sollen, ist, dass wir Zustände schaffen, dass
Härtefälle dieser Art, schmerzhafte Fälle dieser Art in Zukunft möglichst
verhindert werden. Darum geht es. Auch vor allem für Fälle, wo nicht alle
Medien über Jahre hinweg berichten, wo es eben nicht ein derartiges
Medienereignis ist, die aber möglicherweise, sofern sie sich ereignet haben
oder in Zukunft ereignen, dadurch ja noch dramatischer sein können.
In dem Sinn meine ich, dass wir hergehen und folgenden Beschluss- und
Resolutionsantrag der Landtagsabgeordneten Stürzenbecher, Wehsely, Nicole
Krotsch, Florianschütz, Baxant und GenossInnen einbringen sollten, der sich mit
dieser Materie grundsätzlich befasst und wo es im operativen Teil heißt:
„Die Bundesregierung wird ersucht, die 2006 vereinbarte Evaluierung des
Fremden- und Asylrechts in Angriff zu nehmen, um klare und transparente Regeln
zu schaffen, für besonders gut integrierte Personen, insbesondere Familien, die
von einer Abschiebung aus Österreich bedroht sind, eine rechtliche Möglichkeit
zum Verbleib in Österreich zu schaffen, rasch qualitätsvolle Maßnahmen zur
Beschleunigung der Asylverfahren umzusetzen sowie national und international
wirksame Methoden gegen den Menschenhandel zu setzen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.“
Ich glaube, dieser Antrag trifft wirklich den Kern und verunmöglicht,
wenn er auf fruchtbaren Boden fällt, nach menschlichem Ermessen für die
Zukunft, dass solche tragischen Fälle wieder passieren. Deshalb ist dieser
Antrag wesentlich besser zu beurteilen als der grüne Antrag. (Beifall bei
der SPÖ.)
In diesem Sinn darf ich an Sie appellieren, dass Sie diesem Antrag
zustimmen, der der Tatsache Rechnung trägt, dass Österreich als eines der
reichsten Länder der Welt ein humanitäres Bleiberecht bekommen soll, das diesen
Namen verdient, dass die Menschenwürde in allen Fällen eingehalten wird, dass
aber natürlich auch Asyl- und Fremdenrechtsbestimmungen existieren und
eingehalten werden und dass der Rechtsstaat aufrechterhalten wird.
Diese schwierige Gratwanderung, die haben wir zu gehen, und die gehen
die Sozialdemokraten immer am besten. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner hat sich Abg
Dipl-Ing Margulies zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
In aller Kürze. Es ist jetzt schon vier Jahre her,
dass die SPÖ wieder in der Bundesregierung sitzt. Nach vier Jahren kann man
sich nicht mehr darauf ausreden, dass das Fremdenrecht, das in Wirklichkeit
Menschenrechte mit den Füßen tritt, eine Sache von Blau-Schwarz ist. Ihr
Bürgermeister, Ihr Landeshauptmann ist stellvertretender Parteivorsitzender der
SPÖ und nicht der unwichtigste Mensch in der -
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