Landtag, 40. Sitzung vom 02.07.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 53
erledigten Fälle seit vier, fünf Jahren nicht wesentlich unterscheidet, also immer plus/minus 200 Fälle, aber dass sehr deutlich letztes Jahr die Steigerung in der Höhe der Entschädigung vorgekommen ist. Ich habe es jetzt nicht herauslesen können, aber vielleicht könntest du sagen, woran das liegt.
Ein weiterer Fall, den ich jetzt sozusagen politisch aufnehme, oder wo ich mir denke, darüber sollten die Politik, aber selbstverständlich auch die betroffene Krankenkasse, nachdenken, ist die Frage der mitversicherten Personen, welche Leistungen Mitversicherte - zu einem überwiegenden Teil betrifft das die Kinder - erhalten, damit es zu keinen Härtefällen kommt. Da sollten wir tatsächlich ansetzen.
Irgendetwas war noch mit den Krankenkassen, aber vielleicht fällt mir das dann noch im Laufe des Weiterredens ein, worum es gegangen ist.
Zur Transparenz im Wartelistenmanagement möchte ich doch auch ein paar Worte verlieren. Da geht es eigentlich darum, dass ich finde, wir sollten weiterdenken. Ein transparentes Management der Wartelisten ist aus meiner Sicht nur dann sinnvoll, wenn jeweils fürs Fach eine zentrale Warteliste geführt wird, unabhängig davon, in welchem Krankenhaus diese Operation durchzuführen wäre, weil ansonsten ist es relativ witzlos. Stand heute ist, die PatientInnen, die Betroffenen melden sich in mehreren Krankenhäusern an, sind in mehreren Wartelisten und wollen oftmals auch in einem bestimmten Krankenhaus diese Behandlung durchgeführt haben. Solange das so ist, wird keine Form eines transparenten Managements möglich sein, weil Verzögerungen in jedem Krankenhaus vorkommen. Wenn wir so etwas wollen - und ich will das auch -, glaube ich schon, dass wir sehr stark in Richtung einer zentralen Liste kommen müssen und es dann für die Betroffenen sozusagen wurscht sein muss, in welchem Krankenhaus diese Behandlung erfolgt, weil sie schnell erfolgt.
Trotzdem glaube ich, dass es auch da - wie soll ich sagen - unterschiedlichen Leidensdruck gibt, also auch bei sogenannten Nichtnotfallsoperationen. Dafür gibt es ein wunderbares Fremdwort, das ich bei der Lektüre dieses Berichts gelernt habe. Es gibt auch bei den Operationen, die nicht auf medizinische Notfälle folgen müssen, einen unterschiedlich starken Leidensdruck. Gerade die neurologischen Operationen gehören dazu. Ich kann wahrscheinlich eine orthopädische Operation länger erwarten, selbst mit Schmerzen - wir wünschen es niemandem -, als eine neurologische Operation, bei der ich befürchten muss, dass eine Verschlimmerung von einem auf den anderen Tag erfolgen kann, vor allem wenn die Folgen der Verschlimmerung bedeuten, dass ich entweder tot bin oder bestimmte neuronale Funktionen ausfallen. Das heißt, ich kann von einem auf den anderen Tag entweder nicht mehr gehen oder nicht mehr sprechen oder nicht mehr sehen. Das alles ist eine wirklich starke psychische Belastung, auf die man bei der Planung solcher Operationen Rücksicht nehmen sollte.
Positiv erwähnt ist die Integration der ehemaligen Jugendzahnklinik in das Institut für Zahnheilkunde und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und die daraus erfolgte Schaffung eines neuen Kompetenzzentrums. Das halte ich für wichtig, dass man auch - wie soll ich sagen? - positive Fortschritte in der Umstellung und im Angebot des Gesundheitssystems hervorhebt. Ich bin, so wie die Patientenanwältin, der Meinung, dass das ein sehr positiver Schritt war, vor allem auch, weil dadurch die Möglichkeit für eine spezifische Behandlung, eine speziell abgestimmte Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung oder mit verminderter Intelligenz oder auch eine spezifische Behandlungsform unter Sedierung, also auch für spezifische AngstpatientInnen, gegeben ist. Das halte ich für eine sehr wegweisende Form der Spezialisierung.
Ein Defizit möchte ich auch noch im Sinne dessen aufnehmen, dass ich es mir zu Herzen nehmen und als Politikerin versuchen werde, darauf eine Antwort zu finden, nämlich ein Defizit in der Versorgung traumatisierter unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, ein sehr schwieriger Bereich, keine hohen Fallzahlen. Aber die jeweiligen Fälle, also die einzelnen Betroffenen, haben wirklich schwere Schicksale hinter sich. Für diese sollte es rasch eine kluge Form der psychotherapeutischen Behandlung und, um zu diesen Einzelfällen zu kommen, natürlich auch eine entsprechend dolmetscherunterstützte Form der Erstuntersuchungen und der Erstaufnahmegespräche geben. Da, fürchte ich, sind wir im System noch ein wenig unsensibel. Diesbezüglich glaube ich tatsächlich, dass wir als Politik noch einiges zu tun haben.
Ansonsten bin ich auch beim Durchlesen der Einzelfälle – und wie gesagt, das war nicht leicht – doch sehr zufrieden damit, wie insgesamt mit Kritik umgegangen werden kann, wie auch und sehr offensichtlich die einzelnen Institutionen immer stärker dazulernen, geäußerte Kritik in ihre Arbeit, in ihre Abläufe aufzunehmen. Ich finde es erwähnenswert, dass die PatientInnenanwaltschaft auch in schwierigen Fällen quasi als Mediatorin herangezogen wird, um schwierige Situationen – hauptsächlich in Pflegeheimen habe ich es gesehen – zwischen den Patientinnen und Patienten und der jeweiligen Institution zu entschärfen.
Daher wünsche ich in diesem Sinne weiterhin eine erfolgreiche Arbeit und danke selbstverständlich Ihnen und all Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – dir, mein Gott, bin ich heute förmlich – für die geleistete Arbeit im Jahr 2014. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsident Johann Herzog: Zu Wort gemeldet ist Herr Abg Ing Rösch. – Ich erteile es.
Abg Ing Bernhard Rösch (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Pflege- und Patientenanwältin, Frau Dr Pilz! Sehr geehrte Damen und Herren des Büros der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft!
Zuvor einen großen Dank für den großen Einsatz, für den Schutz hilfesuchender Bürger, die ohne den an und für sich keine Stimme hätten. Ich habe mir den Bericht sehr genau durchgelesen, wie immer zeigt er auf, wo überall Probleme für die Patienten liegen können. Die Patientenanwaltschaft ist sehr oft mit sehr vielen Emotionen konfrontiert, mit Einschätzungen, die juristisch nicht
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