Landtag, 9. Sitzung vom 30.09.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 89
chisch erkrankten Menschen, ist die Verhinderung des sogenannten Drehtüreffektes. Das bedeutet, dass wir ganz, ganz deutlich darauf achten müssen, wie die Übergänge zwischen einer akuten Behandlung, egal, ob stationär oder ambulant, bis hin zu einer rehabilitativen Behandlung funktionieren. Diese Übergänge sind wesentlich. Sie sind auch deswegen wesentlich, weil, nein, wir wollen nicht an der Behandlung sparen, aber ja, wir können dort sparen, wo wir die Behandlung effizienter einsetzen können. Die Verhinderung dieses sogenannten Drehtüreffektes, also der hohen Wiederaufnahmequoten von erkrankten Menschen - übrigens nicht nur im psychischen und psychiatrischen Bereich, sondern in jedem medizinischen Bereich -, ist eine der wesentlichsten Ansatzpunkte, um effektiver, also auch kostensparender zu arbeiten. Aber nicht nur im ökonomischen Sinn, sondern jetzt auch im tatsächlich medizinischen Sinne, weil wenn ich verhindere, dass die Menschen immer wieder in Akutsituationen zurückfallen, verhindere ich auch Leid. Dann verhindere ich auch sozusagen ein ewiges Verbleiben in einer akuten Situation und kann den Menschen den Weg zu einer Gesundung auch auf der psychischen Ebene ebnen.
Diesen Punkt möchte ich deswegen so herausheben, weil ich glaube, dass Wien mit dem neuen Projekt der psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung da sehr gut gezielt arbeitet und mit dem PSD als Schnittstelle für all diese Projekte und den eben genannten Leistungs- und Kostenträgern eine große Aufgabe übernommen hat, aber mein Zutrauen darin, dass der PSD diese Aufgabe auch adäquat leisten kann, ist sehr hoch. Ich hoffe, wir können in wenigen Jahren auch auf die Umsetzungserfolge dieser theoretischen Strategie verweisen, und ich hoffe, ich bin dann nachher noch dabei, um diese Erfolge zu belobigen und zu präsentieren. Danke. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Mag. Ebinger. Ich bitte darum.
Abg. Mag. Gerald Ebinger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Meine Damen und Herren!
Es ist wirklich ein wichtiges Thema, dem kann ich mich einmal anschließe. Man sieht auch schon, wie wichtig dieses Thema ist. Ich habe jetzt genau zugehört. Es hat eigentlich jeder über einen anderen Aspekt des ganzen Themas gesprochen und da sieht man, wie vielschichtig das ist und es sind noch lange nicht alle Aspekte besprochen. Es ist eine gute Idee, das im Vorfeld des Internationalen Tages für seelische Gesundheit zu machen.
Ich möchte auch einen Aspekt ansprechen, vielleicht noch kurz vorher, es ist ja auch schon beleuchtet worden, bei uns ist es immer ziemlich stark stigmatisiert gewesen, lustigerweise, selbst wenn man Hollywood-Filme anschaut und selbst in den Filmen der 60er, 70er Jahre hat es fast schon zum guten Ton gehört, zum „Shrink“ zu gehen. Bei uns gehört das wahrscheinlich noch immer nicht zum guten Ton. Das ist das eine Problem.
Ein Problem, das ich ansprechen möchte, ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Es ist völlig richtig, wir arbeiten mit dem PSD zusammen. Wenn etwas unserer Meinung nach funktioniert, sagen wir das auch, wir stimmen da immer zu. Der PSD, der Chefarzt Dr. Psota, kommt auch immer zu uns, zu jeder Partei, um im Vorfeld die anliegenden Dinge zu diskutieren. Das ist ein anständiger Umgang. Wir sind auch der Meinung, dass das eine wertvolle Arbeit ist, die hier geleistet wird, und wir diskutieren natürlich auch über die Probleme. Es ist ja auch nicht leicht, überhaupt einen Psychiater zu finden und man sieht, dass jetzt Kinder- und Jugendpsychiatrie auch noch etwas ist, wo wir uns nicht ausruhen dürfen, sondern wo wir weiterarbeiten müssen. Ich sage das jetzt einmal als Politiker, ich bin auch kein As, ich kann jetzt hier keine ärztlichen Dinge sagen.
Wir werden diesem Antrag wegen einem Detailpunkt nicht zustimmen, wo der Dr. Koderhold eine andere Meinung hat. Vielleicht kann man das auch noch ausdiskutieren. Sonst stehen wir im Großen und Ganzen hinter diesen Dingen.
12 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind sozusagen gefährdet oder in einem Bereich, dass man einen Psychologen oder Psychiater braucht. Man sieht, wie langsam sich das entwickelt. Seit 2011 gibt es ein Therapiezentrum beim PSD und Boje, und so weiter. Ich habe einen Artikel von 2013 mit: Mehr Kinderpsychiater für Wien, wo nach langjährigen Diskussionen zwischen Ärztekammer und Wiener Gebietskrankenkassa dann irgendwo sechs Planstellen für Kinder- und Jugendpsychiater eingerichtet wurden. Das war 2013. Und aus 2015 habe ich einen Artikel, wo in Wien die ersten Ordinationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnet wurden, diese sechs Planstellen.
Das ist wichtig, das kann Schulstress sein, das kann durch Scheidung hervorgerufen werden, Sucht durch Computerspiele. Es ist meines Erachtens ganz wichtig, dass man auch in kurzen Abständen die Kinder und Jugendlichen betreut, weil die Entwicklungsphasen durchmachen, dass man zum Beispiel sehr früh mit Screening im Kindergarten beginnt. Der Herr Dr. Vavrik von der Liga der Kindergesundheit hat gesagt, es sind noch zu große Zeitfenster, die die einzelnen Entwicklungsstufen überspringen und zu wenig Angebot an Psychotherapie, Psychologie, Psychiater. Jetzt weiß ich schon, dass wir uns alle hier bemühen, etwas voranzubringen. Aber wie auch schon gesagt, wir sind noch lange nicht am Ziel, und das Vorhandensein an ausgebildeten Kinderpsychiatern ist auch ein Problem. Es ist ja oft schon so gewesen, dass man gar keinen gefunden hat, der diese Dinge macht. Also hier heißt es weiterarbeiten, weil je früher - und ich weiß gar nicht mehr, wer das aller gesagt hat, aber ich stimme damit auch überein - man beginnende Probleme erkennt, desto leichter kann man das wieder ausbügeln und desto besser ist das im Endeffekt für die Gesellschaft.
Noch ein letztes Wort, nachdem ich noch 38 Sekunden hab‘. Ich bin mir gar nicht sicher, ob diese Krankheiten so rapid angestiegen sind, wie du gesagt hast, oder ob einfach nur das Wahrnehmen als Krankheit angestie
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