Landtag, 23. Sitzung vom 26.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 52
Der dritte Bereich, den ich erwähnen möchte, ein Kernthema der Landwirtschaftskammer: Natürlich Beratung und Bildung! Wenn man sich hier die Zahlen ansieht, dann sieht man, es sind in über 11.000 Beratungsstunden zu 12 verschiedenen Beratungsschwerpunkten 2016 mehr als 5.000 Kontakte erreicht worden. Was heißt das? Das heißt, durchschnittlich 7 Kontakte pro Betrieb. Wir haben derzeit 645 Betriebe in Wien. Also ich glaube, diese Zahlen können sich durchaus sehen lassen.
Wissen, wo es herkommt, sollen natürlich auch schon die Kleinsten. Fast 40.000 Kinder haben 2015 und 2016 die Wiener Landwirtschaftsbetriebe besucht und auch so Stadtlandwirtschaft hautnah kennen gelernt und zu spüren bekommen.
Über all diese Themen gibt der Bericht Auskunft, und derzeit wird dieser Bericht laut Gesetz alle zwei Jahre verfasst. Mittlerweile ist jedoch das Intervall dieses Berichts oder das Erscheinen dieses Berichts für mich zu hinterfragen, denn gerade die Landwirtschaft ist eine Branche, deren Betrachtung über einen längeren Zeitraum doch sinnvoll erscheint. Denn insbesondere Zahlen werden in einem kurzen Zeitraum deswegen schwer vergleichbar, weil beispielsweise Wetterkapriolen gleich immense Unterschiede zwischen verschiedenen Jahren darstellen können. Hier wäre eine weitere Sicht auf die Dinge durchaus zu prüfen. Dementsprechend möchte ich auch einen diesbezüglichen Antrag einbringen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich gebe zu, ich bin ein Fan der Stadtlandwirtschaft, und ich finde es auch großartig, was hier jetzt schon passiert und was hier auch noch künftig möglich ist. Um ihr auch Möglichkeiten zu geben, sich weiterzuentwickeln, und diese Chance von zwei Millionen potenziellen Konsumenten zu unterstützen, müssen hier natürlich auch die Rahmenbedingungen passen.
Hier komme ich zu dem Thema, dass da natürlich auch ganz stark die Stadt gefragt ist. Denn ein Problem - das hat meine Kollegin Emmerling schon angesprochen, und in dieselbe Kerbe möchte auch ich schlagen - sind die sich derzeit entwickelnden Preise der Fernwärme in Simmering. In den vergangenen Jahren - um es vielleicht auch noch mit Zahlen zu untermauern - haben sich in fünf Jahren die Preise für die Gärtnerinnen und Gärtner mehr als verdoppelt!
So können die Gärtnerinnen und Gärtner natürlich nicht wettbewerbsfähig bleiben. Denn es verkürzen sich die Anbauzeiten, weil man ja weniger heizt, um Kosten zu sparen; dadurch werden die Saisonfenster kleiner und die Ernte beschränkt auf einen kurzen Zeitraum. Hier kann es dann sogar kurzfristig zu einem Überangebot an Produkten auf dem Markt kommen, und das drückt dann natürlich noch ein Mal mehr die Preise. Also auch im Sinne der Nachhaltigkeit würde ich mir eine Unterstützung der Stadtlandwirte in dieser Angelegenheit wünschen, dass auch Heizalternativen geschaffen werden.
Apropos Preise: Die größte Unterstützung erhalten Landwirte natürlich auch durch faire Preise. Gerade bei der öffentlichen Beschaffung könnte die Stadt einen sehr wichtigen Beitrag dazu leisten, die Stadtlandwirtschaft zu unterstützen. Krankenhäuser, Kantinen, Schulen mit regionalen Waren aus der direkten Umgebung zu versorgen, muss doch das oberste Ziel der Stadt sein!
Diese Chance verstreichen zu lassen, können wir uns, glaube ich, nicht leisten, gerade in Zeiten, in denen die Regionalität und das Bewusstsein für regionale Produkte besonders groß ist. Daher: Best- vor Billigbieterprinzip, und Vorrang für die vielen Wiener Produkte. Einige andere Bundesländer setzen diese bereits um. Ich glaube, hier kann die Stadt noch sehr viel für die Stadtlandwirtschaft tun.
In diesem Sinne: Danke für den Bericht! Man sieht daran, es tut sich viel. Die Stadtlandwirtschaft lebt. Das ist schön, das ist gut. Wir werden uns stets dafür einsetzen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Danke sehr. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von Abg. Mag. Josef Taucher.)
Präsidentin Veronika Matiasek: Als nächste Rednerin ist Frau Abg. Dr. Kickert zum Wort gemeldet. Bitte.
Abg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Wie Sie an den Redebeiträgen meiner beiden Vorrednerinnen gehört haben, ist dieser Landwirtschaftsbericht ja tatsächlich eine ausgesprochen ausführliche Darstellung der Situation der Wiener Landwirtschaft. Ich werde mich auf nur wenige Aspekte beschränken und überlasse Ihnen und Ihrem Interesse das Selber-Nachlesen in diesem Bericht - für den Fall, wie gesagt, dass ein Interesse vorliegen sollte. (Abg. Anton Mahdalik: Habe ich schon!) Ja, Sie können es auch auswendig lernen. Das bleibt ganz Ihnen überlassen. Dem bin ich ziemlich emotionslos gegenübergestellt, was Sie damit tun.
Generell unterliegt die Landwirtschaft, wie Kollegin Emmerling ja schon gesagt hat, einem Strukturwandel. Sie hat es angedeutet in dem Rückgang der Betriebszahlen. Dem gegenüberstellen wollen würde ich, dass trotz des Rückgangs der Betriebszahlen die landwirtschaftlich bewirtschaftete Fläche in Wien gleich bleibt, dass also immer noch Landwirtschaft in derselben Art und Weise oder in demselben Ausmaß durchgeführt wird wie viele, viele Jahre davor.
Gleichzeitig - das steht zumindest in der Einleitung des Landwirtschaftskammerpräsidenten - unterliegt die Landwirtschaft natürlich auch den Folgen der Klimakatastrophe, also den Wetterextremen. Sie ist daher, finde ich, ein ausgesprochen sensibler Wirtschaftsbereich, um zum Beispiel darzustellen, dass man nicht nur Verursacherin eines Problems, sondern auch Leidtragende desselben Problems oder der Auswirkungen dieses Problems sein kann, sodass die Landwirtschaft ein Teil des Systems ist, an dem man für sich selbst Stellschrauben theoretisch stellen könnte.
Deswegen - und wahrscheinlich auch nicht verwunderlich - lege ich einen kleinen Fokus auf die ökologische Landwirtschaft, wie von Kollegin Olischar schon erwähnt, in Kapitel 6 dieses Berichts. Die ökologische Landwirtschaft stellt ja prinzipiell ein Gegengewicht zur industria
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