Landtag, 23. Sitzung vom 26.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 52
soll doch nicht den ganzen Tag im Büro sitzen und irgendwelche Zettel ausfüllen müssen, was ihn dann ohnehin nicht weiterbringt, sondern nur dazu führt, dass die Wut auf die Obrigkeit immer größer wird! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe nur einmal kurz nachgesehen in der Transparenzdatenbank des Bundesministeriums: Es wurden in diesem Berichtsjahr 13 Millionen EUR an Förderungen ausgeschüttet. 1,8 Millionen davon hat die Stadt Wien kassiert. Mit 1,8 Millionen hat sich die Stadt Wien vielleicht selbst gefördert?! Dann hat aber wieder ein Landwirt, der darauf gepfiffen hat, zugesperrt, und es ist wieder einer weniger.
Die Aufgabe der Landwirtschaft im Bereich der Wiener Gemeinde ist jetzt vielleicht eine andere. Sie sollte Vorbildwirkung haben. Es wird im grünen Bereich gearbeitet, es wird nachhaltig gearbeitet, und man wird biozertifiziert. - Ja. Das ist in Ordnung! Das ist gut so! Eine Vorbildwirkung ist hier auf jeden Fall zu sehen, und das soll auch so sein, keine Frage!
Wir gehen aber vielleicht den verkehrten Weg! Um eine AMA-Zertifizierung zu erhalten, bekommt man jetzt neue Vorschriften, man muss Piktogramme im ganzen Betrieb aufhängen, man darf zum Beispiel nicht zu viel überschüssige Bekleidung aufs WC mitnehmen, und der Landwirt darf keine Haustiere mehr halten. Er darf zwar Kühe, Schweine und Hühner halten, denn sonst ist er ja kein Landwirt, aber er darf keine Katze und keinen Hund haben, denn dann bekommt er keine Biozertifizierung.
Ich glaube, wir gehen hier einen falschen Weg! Nicht diejenigen, die jetzt sozusagen „grün“ arbeiten, dürfen ihre Produkte mit Siegeln ausstatten, denn der Bauer arbeitet ohnedies - wie ich schon gesagt habe - im Zusammenhang mit der Natur. Ein Starkregen allein macht keinen Klimawandel aus. Der Bauer ist jeden Tag im Freien, und der Bauer weiß genau, wie er im Freien zu arbeiten und entsprechend zu reagieren hat.
Hier wird so schön über Versicherungen geschrieben, aber eine Versicherung hilft ja nur dann, wenn man keinen Schaden hat! Sobald man einen Schaden hat, muss man sofort wieder alle möglichen Rennereien hinter sich bringen, es dauert wieder Jahre und man muss viel Herzblut geben, bis man zu seinem Geld kommt, das man dort eingesetzt hat. Solange man keinen Schaden hat, hat man auch mit der Versicherung kein Problem. Ist es aber umgekehrt, dann hat man wieder seine Probleme Und ich denke, es ist nicht das vorrangige Ziel, mit Versicherungen das abzudecken, was der Bauer nicht schafft. Das geht nicht!
Der Bauer weiß, was zu tun ist, er weiß, wie er zu arbeiten hat! Er möchte eine Großstadt wie Wien versorgen, und der große Vorteil, den die Wiener Bauern haben, ist, dass sie 1,8 Millionen Konsumenten hinter sich haben. Diese 1,8 Millionen Menschen sind mit überwiegender Mehrheit mit dem zufrieden, was die Landwirte in diesem Bundesland erzeugen und herstellen. Aber wenn die Stadtregierung - und in dieser sitzen wir hier -, die für die Gesetze zuständig ist, nicht hinter den Bauern steht, wenn diese den Bauern nicht hilft, dann kann man sich nichts Großartiges erwarten! Dann kann man sich nicht erwarten, dass es mehr Bauern geben wird.
Wir haben heute hier auch viele soziale Themen abgehandelt. In Wirklichkeit ist es ja so, dass jeder Landwirt, der zusperrt, wiederum ein Arbeitsloser ist, und diese Arbeitslosen drücken ja auch auf den Markt, sie müssen auch versorgt werden, anders geht es nicht!
Gerade in der Landwirtschaft kommt jeder Euro, der in sie hineingesteckt wird, drei- und vierfach zurück. Das müssen wir uns vor Augen halten! Das ist die Zukunft der Landwirte, denn sie wissen, was sie tun, und man soll sie nicht bevormunden! Jede Förderung setzt voraus, dass wieder Bürokratie ins Haus kommt. Wir alle reden immer von Bürokratieabbau, aber in Wirklichkeit wird die Bürokratie gerade in der Landwirtschaft immer mehr aufgebaut. Der Bauer muss kontrolliert und die Arbeit der Bauern muss sanktioniert werden, es gibt, Gott weiß, wie viele, Vorschriften. Das ist nicht in Ordnung!
In einem Artikel in diesem Bericht ist von Erfolgsindikatoren, Evaluierung und Dokumentation die Rede. Wenn man dann aber weiterliest, sieht man, dass all das nichts anderes als ein Aufbau von Bürokratie ist! Es soll genau das geschehen, was wir nicht wollen. Es werden wieder weitere Regularien geschaffen, es wird wieder alles Mögliche kontrolliert, der Bauer muss im Sekundentakt dafür Rede und Antwort stehen, was er tut. Es ist schlecht, wenn er auf dem Feld steht, und es ist schlecht, wenn er im Büro ist. Er kann ja nicht überall zugleich sein! Aber er muss die Piktogramme aufhängen, und er muss sich daran halten, dass er mit seinem Hund nicht spazieren gehen darf, weil er ja gar keinen Hund mehr haben darf!
Wie gesagt: Wir haben große Chancen in der Landwirtschaft hier in dieser Stadt. Das sollen wir nicht einfach vergessen! Es liegt aber an uns hier, entsprechende Regularien oder Gesetze zu schaffen, dass es den Bauern wieder Spaß macht, draußen zu arbeiten. Wir brauchen keine Großbetriebe, die in künstlich beleuchteten Glashäusern patentierte Pflanzen mit Licht und mit Nährstoffen versorgen, die dann als „grün“ verkauft werden. Das funktioniert zwar ohne Probleme, aber diese Pflanzen haben nie einen Mutterboden gesehen und nie die Sonne gesehen. Das ist doch nicht die Zukunft, die wir wollen!
Wir wollen doch eine gesunde Ernährung! Ich möchte wissen, woher mein Wein kommt - das weiß ich! -, aber ich möchte auch wissen, woher die Erdäpfel und der Honig kommen! All das geht aber nur, indem man den Grund und Boden ausnützt, den man bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung muss den Bauern entsprechend ermöglicht werden, und es muss ihnen auch ermöglicht werden, diese Bewirtschaftung weiterzuführen.
Deswegen ist es nicht nur wichtig, dass wir hier entsprechende Gesetze dafür schaffen, die das in Ordnung bringen, sondern es muss auch jeder für sich in seinem privaten Leben etwas dafür tun. Bitte gehen Sie zum Bauern Ihres Vertrauens! Es gibt sie in ganz Wien! Es gibt noch zirka 630 Bauern in Wien, die alle ein wirklich ehrliches Produkt erzeugen, und dieses Produkt kann man hier in Wien jederzeit kaufen! (Beifall bei der FPÖ.)
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