Landtag, 27. Sitzung vom 28.09.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 51
Phantasie darüber, was geringfügige pädagogische Mängel sind. Grundsätzlich sind pädagogische Mängel, in denen festgestellt wird, dass der Bildungsplan nicht auf Punkt und Beistrich dort auch umgesetzt werden kann, die aber nicht an sich haben, dass sie Kinder in irgendeiner Form gefährden. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass das eine schulische Frühförderung ist, die zu verschult ist und Kinder vielleicht auch unter Druck setzt. Das kann man auch anders machen, wenn man Mathematik oder Deutsch oder Schreibkenntnisse vorvermittelt. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass das eine Frage ist, indem man Geburtstagfeiern auf eine sehr Old-School-Art umsetzt, wo das doch viel, viel besser geht, auf eine Art und Weise, die auch andere Kinder hineinholt und nicht das eine Kind in den Mittelpunkt stellt. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Feste im Jahreskreis auf eine Art und Weise gefeiert werden, die eher ängstlich machen als motivieren. - Solche Dinge. Ich kann mir eben genau Sachen vorstellen, wie wahrscheinlich jeder hier, der schon in Kindergärten war.
Teil meiner Arbeit ist es, in vielen Kindergärten zu sein, die man besser machen kann, wo sich die MA 11 eben - was wichtig ist - nicht nur, wenn man so will, als einschreitendes Kontrollorgan, sondern auch als Partnerorganisation sieht, die mit den Kindergärten gemeinsam sagen kann, was zu verbessern ist. Wenn du das verbesserst, ist es für die Kinder besser und es geht sozusagen gemeinsam weiter. Eine Vorstellung, dass Kontrolle nur bedeuten kann, ich mache das zu oder ich mache das nicht zu, wäre ein sehr unterkomplexes Vorhaben.
Das Ziel der Behörde, das Ziel der Kinder- und Jugendhilfe ist ja, mit den Kindergärten, wenn es geringfügige Mängel gibt, an einer Situation zu arbeiten, damit es nachher mängelfrei im Sinne der Kinder funktionieren kann. Das ist mir wirklich wichtig, denn nur so kann es funktionieren. Und ich glaube, die Bereitschaft, dass im Fall gröberer Mängel die MAG ELF und die Stadt bereit sind, harte Schritte zu setzen, die haben wir im letzten Jahr sehr eindrucksvoll gezeigt.
Präsidentin Veronika Matiasek: Danke. Die 4. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Ellensohn. Bitte schön.
Abg. David Ellensohn (GRÜNE): Herr Landesrat, zurück zur 15a-Vereinbarung. Was wir uns alle von einem Kindergarten wünschen, außer dass es den Kindern Spaß macht und dort die BetreuerInnen alle gute Arbeitsverhältnisse vorfinden: Es ist die erste Bildungseinrichtung, es ist die Stufe vor der Volksschule, und es wäre immer wünschenswert, wenn wir alle am Ende nicht einsprachig, sondern zwei- oder dreisprachig sind. Wir versuchen ja auch, allen Kindern mehrere Sprachen beizubringen. Im Kindergarten, in dem meine Kinder waren, war es zwar zweisprachig, die dritte Sprache, die Familiensprache Holländisch wird jetzt in Wien mangels Anzahl an Kindern natürlich nicht regelmäßig und, ich glaube, gar nicht im öffentlichen Bereich angeboten. Es gibt aber auch Sprachen, die sehr verbreitet sind in Wien, abseits von Deutsch und Englisch, was dann die Erwachsenen dazulernen. Was ist rund um Spracherwerb im Kindergarten durch die neue Einigung auf Bundesebene verbessert worden?
Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Landesrat.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage. Ich möchte das jetzt auch wirklich sagen, um eine nicht nur versöhnliche, sondern auch grundsätzlich sehr optimistische Äußerung im Hinblick auf 15a-Vereinbarungen zu tätigen, warum es die gibt. Das Thema sprachliche Frühförderung ist, so wie die anderen beiden Themen auch, nämlich der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und das verpflichtende letzte Kindergartenjahr, eigentlich ein Best Case von 15a-Vereinbarungen und auch ein Best Case für die Unterstützung des Bundes für die Länder, hier Schritte zu setzen. Ich möchte das auch in einer gewissen Deutlichkeit sagen: Wir sind als Länder natürlich auch dankbar für diese Unterstützung. Wir nehmen nur für uns das Recht in Anspruch, da es ja eine Vereinbarung ist und auch von den Ländern etwas verlangt wird, dass das auf Augenhöhe passiert und gemeinsam ausverhandelt wird. Aber dazu habe ich jetzt ohnehin vorher auch etwas gesagt.
Die sprachliche Frühförderung ist ein gutes Beispiel dafür. Durch die Arbeit, die in den letzten Jahren getan wurde und durch die Schritte, die gesetzt wurden, auch um diese sprachliche Frühförderung auszubauen, ist wirklich in dieser Republik einiges weitergegangen. In Wien ist es so, dass wir seit 2008 basierend auf die 15a-Vereinbarung frühsprachliche Förderungen in den Kinderbetreuungseinrichtungen durchführen, eben weil es damals schon in einer 15a-Vereinbarung geplant wurde, so wie in allen anderen Bundesländern auch.
Seit 2015/16 ist es sozusagen unter einem noch besseren systemischen Umfeld zu sehen. Es finden dreimalige Beobachtungen der Kinder statt, zirka mit vier, fünf und sechs Jahren, die sogenannten Sprachstandserhebungen. Das darf man sich nicht zu einem bestimmten Punkt vorstellen, sondern das ist über eine Dauer von zwei bis vier Wochen, wo Kinder beobachtet werden. Alle privaten Trägerorganisationen werden über die Rahmenbedingungen informiert, die es dazu braucht und über den Ablauf so einer Sprachförderung. Dann gehen die Daten in Wien an die MA 10 zurück. Im Zusammenhang mit der Förderung von Sprachkompetenz, wie sie richtig gesagt haben, Erst- und Zweitsprache nach dem Bildungsplan, teilt die MA 10 dann auch Ressourcen an die Kindergärten, die es brauchen, zu. Sprachstandserhebung führt also zur Zuteilung zusätzlicher Sprachförderkräfte, und hier hat die Stadt Wien 7,5 Millionen EUR investiert. Das ist ein volles Ausschöpfen der Zweckmittel aus der 15a-Vereinbarung. Durch die 15a-Vereinbarung hat das Land Wien 5 Millionen EUR bekommen, 7,5 haben wir investiert.
Die Sprachförderkräfte machen meiner Meinung nach eine großartige Arbeit. Erst vor eineinhalb Jahren sind sie auf über 250 verdoppelt worden. Die sprechen über 25 Sprachen, haben verschiedenste Ausbildungen, Kindergartenpädagogik, Deutsch als Zweitsprache, Bildungswissenschaften, Montessoripädagogik, und, und, und.
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