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Landtag, 30. Sitzung vom 22.11.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 98

 

Der aktuelle Mangel ist ein österreichweiter Mangel an qualifizierten Fachkräften, und ich bin der fixen Überzeugung, dass man zuallererst da ansetzen muss. Ich habe deshalb auch im Rahmen der letzten - jetzt kommt ein irres Wort - Landes-Elementarpädagogikreferentinnen- und -referentenkonferenz, die übrigens die erste Landes-Elementarpädagogikreferentinnen- und -referentenkonferenz war, einen Antrag eingebracht, der auch von den anderen Bundesländern unterstützt wurde, nämlich an veränderten Ausbildungsschwerpunkten unserer BAfEPs zu arbeiten, und auch einen zweiten Antrag, nämlich zur Anerkennung tertiärer Lehrgänge. Ich sehe dahinter wirklich eine dringende Notwendigkeit, nämlich die Notwendigkeit, die Grundlage dafür zu schaffen, genug Pädagoginnen und Pädagogen zu haben, im Ausbildungsbereich jene Schrauben zu drehen, von denen wir schon wissen, dass sie funktionieren, sodass uns dann mehr Pädagoginnen und mehr Pädagogen zur Verfügung stehen.

 

Beide Maßnahmen, also sowohl eine Änderung des Ausbildungsangebotes an den BAfEP-Standorten als auch eine Anerkennung des PH-Lehrgangs Inklusion und Leadership - das ist ein erster kleiner Schritt zum Thema Akademisierung - würden Verbesserungen und eine Entlastung am Arbeitsmarkt bringen. Wir haben dazu auch in der Landtagssitzung am 5. Oktober Anträge diskutiert und Anträge eingebracht, denen Sie nicht zugestimmt haben. Das finde ich sehr schade. Ich bin wirklich überzeugt, dass das sehr zentrale erste Ansatzpunkte wären, um da etwas zu verbessern. Deswegen möchte ich noch einmal bitten, da an einem Strang zu ziehen, und möchte auch noch ein bisschen ausführen, warum wir diesen Weg gehen.

 

Erstens einmal zu den Ausbildungsschwerpunkten an den BAfEPs: Analysen haben gezeigt, dass die überwiegende Anzahl an Absolventen und Absolventinnen der fünfjährigen BAfEP-Ausbildung - also jener, die mit dem 14. Lebensjahr begonnen wird - nach der Matura, also nach dem Abschluss ihrer Ausbildung, am Arbeitsmarkt für die Kindergärten in unserem Land nicht zur Verfügung stehen. Wir haben hier also eine berufsbildende höhere Schulausbildung, die gezielt für ein Berufsbild ausbildet, aber die überwiegende Anzahl der Absolventinnen und Absolventen stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, weil sie in andere Felder wechseln beziehungsweise eine weiterführende Ausbildung beginnen. Das ist der einzelnen ElementarpädagogIn nicht vorzuwerfen, aber es ist natürlich für uns, die wir diese ElementarpädagogInnen dringend brauchen, ein wirkliches Problem.

 

Das war auch der Grund, warum wir in unserer eigenen BAfEP - die Stadt Wien hat ja als einziges Bundesland selbst eine BAfEP, die bafep21 in der Patrizigasse - in den letzten Jahren damit begonnen haben, die Ausbildung von Erwachsenen zu forcieren - das ist der dreijährige CHANGE-Lehrgang oder das dreijährige CHANGE-Kolleg. Das ist in erster Linie deshalb spannend, weil es sich an Frauen und Männer richtet, die bei der Wahl ihrer Ausbildung, weil sie erwachsen sind, zu einem weit höheren Grad schon wissen, auch wirklich ins Berufsfeld zu gehen, auch wirklich als Pädagoginnen und Pädagogen arbeiten zu wollen. Ich möchte das nur in der Dringlichkeit noch einmal verstärken: Wir können bei den Abgängerinnen und Abgängern unserer eigenen BAfEP in dem Kolleg für Erwachsene, also in dem dreijährigen CHANGE-Kolleg, feststellen, dass nahezu alle - nahezu alle! - AbgängerInnen in den Kindergarten gehen, also direkt nach der Ausbildung in den Kindergarten gehen.

 

Im Übrigen, spannender und auch wichtiger bildungspolitischer Nebeneffekt: Es ist interessanterweise so, dass sich in dieser Ausbildung auch deutlich mehr Männer entscheiden, diesen Weg zu gehen. Wir haben in der 5-jährigen Ausbildung 8 Prozent Männer - das ist schön, es ist deutlich mehr, als es noch vor 10 Jahren war, aber 8 Prozent Männer bedeutet, dass ordentlich viel Luft nach oben ist -, und in der Kollegform sind es bereits 19 Prozent.

 

Es ist also wirklich so, dass alle Zahlen und auch die Fachwelt österreichweit sagen, das wäre der Weg. Es ist auch ein Weg, den wir sehr intensiv gehen: Wir haben in dieser Ausbildungsform bereits 390 Schülerinnen und Schüler. 390 Schülerinnen und Schüler klingt nach viel, ist auch viel, aber natürlich wissen wir alle, dass der Bedarf bei der wachsenden Stadt, den zusätzlichen Plätzen, die wir ausbauen, und auch der Notwendigkeit, weiter Pädagoginnen und Pädagogen anzustellen, wenn andere in Pension gehen, deutlich größer ist.

 

Wir würden es also wirklich sehr begrüßen - ich sage es jetzt noch deutlicher: wir fordern es dringlich -, dass auch die anderen BAfEPs in Österreich diesen innovativen Weg gehen, verstärkt in die Ausbildung Erwachsener gehen, weil wir einfach wissen, wir hätten dann mehr Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung.

 

Einen zweiten Schritt sind wir auch gegangen, nämlich mit der Schaffung der neuen Berufsgruppe der Assistenzpädagoginnen und Assistenzpädagogen. Damit hat die Stadt Wien einen weiteren innovativen Schritt gesetzt, um die Anzahl der Betreuungspersonen in den Gruppen zu erhöhen. Derzeit befinden sich schon 217 solcher Assistenzpädagoginnen und Assistenzpädagogen in Ausbildung, und 63 sind schon mittendrin im Feld.

 

Vielleicht noch zu den Fallzahlen, auch im Lichte der 15a-Vereinbarung, die wir ja heute gemeinsam beschließen dürfen: In Wien gibt es derzeit rund 4.750 Kindergartengruppen für 0- bis 6-Jährige. Wenn man jetzt den Weg wählt und in den vorhandenen Gruppen das bestehende Platzangebot beispielsweise um einen Platz reduziert, um den Schlüssel zu erhöhen, dann ergibt das nach Adam Riese den unmittelbaren Verlust von 4.750 Plätzen. Das entspräche wiederum zirka 250 Gruppen, die neu errichtet werden müssten. Unter der Annahme, dass für die Schaffung eines Platzes etwa 10.000 EUR benötigt werden, ergäbe das bei 4.750 Plätzen, die als Ersatz für die Reduzierung von nur einem Platz pro bestehende Gruppe benötigt werden, zusätzliche Mehrkosten von 47,5 Millionen EUR, und die Personalkosten für die 250 neuen Gruppen beliefen sich jährlich auf 30 Millionen EUR.

 

Daran sieht man schon, dass es natürlich auch finanzielle Rahmenbedingungen sind, die wir bräuchten, um nur den aktuellen Stand, der in Wien beeindruckend

 

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