Landtag, 30. Sitzung vom 22.11.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 98
der FPÖ: Falsche Hunde!) - Schön, dass ich da die Zustimmung höre.
Es kommt natürlich darauf an, wie groß der Hund ist, welche Beißkraft dahinter ist, wie nervös ein Hund in der Stadt wird. Wir sagen, auch wenn ein Chihuahua herschnappt und beißt, dann mag es weniger Konsequenzen haben, denn vielleicht hat man eher einen Kratzer statt einer schwer blutenden Fleischwunde, aber es ist genauso falsch, wie wenn es ein großer macht. Nur das Risiko ist natürlich bei gewissen Hunden viel größer, die auch auf dieser Liste stehen.
Kollege Valentin hat auch schon erwähnt, dass wir uns da natürlich auch im internationalen Vergleich diese Tiere nicht einfach so aus den Fingern gesogen haben, sondern es da auch sehr viele Erfahrungswerte gibt. Wir haben auch gesehen, es sind noch immer anteilig mehr Bisse von den Listenhunden, als die Listenhunde an der Hundepopulation in Wien vorkommen, aber es ist zurückgegangen, seitdem wir den verpflichtenden Hundeführschein haben.
Wir haben aber schon vor dem verpflichtenden Hundeführschein in Wien, weil es uns ja um das gute Zusammenleben von Mensch und Tier geht, den freiwilligen Hundeführschein gehabt. Wir setzen hier Maßnahmen, und genau bei dem freiwilligen Hundeführschein geht es ja darum - das soll ja nicht böse sein, man will ja niemanden quälen -, dass ich mich mit meinem Tier auseinandersetze und dieses Tier gut einschätzen kann, das Tier in gewissen Situationen auch schützen kann. Als Anreiz dafür, diesen Hundeführschein zu machen, damit es ein besseres Zusammenleben zwischen Mensch und Tier in der Stadt gibt, erlassen wir bei erfolgreich bestandener Prüfung für ein Jahr die Hundeabgabe.
Wir haben diverse Maßnahmen in Schulen und Kindergärten und Horten, wo wir Kindern beibringen, wie man auf Hunde zugehen kann. Aber eines sage ich Ihnen auch: So wichtig diese Maßnahme ist, und da stehe ich voll dahinter, es darf niemals die Verantwortung des Kindes sein, wenn da irgendetwas passiert. Weder der kleine Waris noch seine Großeltern haben irgendetwas falsch gemacht. Die sind spazieren gegangen, der Hund ist nicht attackiert worden, auf den ist nicht hingehaut worden, und so weiter, sondern er hat sich losgerissen. Ganz ehrlich, das wäre nicht passiert, hätte er einen Maulkorb getragen. Das wäre vielleicht auch nicht passiert, wenn die Hundehalterin sich entschieden hätte, mit 1,4 Promille nicht mehr mit dem Hund unterwegs zu sein oder dann sich zumindest besser überlegt hätte, zu schauen, was dort ist und ihn vielleicht eng an die Leine nimmt und den Maulkorb draufgibt.
Was mich bei all den Mails, die wir gekriegt haben, ein bisschen irritiert, ist, da gibt es sozusagen viele Vorlagen, 90 Prozent sind in Wirklichkeit 3 Mails von gewissen Vorlagen, aber es gibt natürlich auch andere. Da gibt es welche, die mich auch beunruhigen, denn ich will nicht von besorgten Vätern lesen, dass sie sich jetzt Waffen kaufen wollen, um sich und ihre Kinder gegen Hunde zu verteidigen. Das kann es auch nicht sein, also das finde ich auch absurd.
Aber ich verstehe natürlich, dass Leute, die nie mit Hunden zu tun hatten, da auch eine gewisse Angst haben, weil sie die Erfahrung nicht haben. Genauso muss ich dann als Hundehalterin darauf schauen, auch zum Schutz meines Tieres, wie ich damit umgehe, wie ich meinen Hund gut kenne, vielleicht nicht in Situationen bringe.
Ich bin ganz oft in dieser Stadt unterwegs, und ich wundere mich eigentlich, wo ich überall Hunde treffe. Da reden wir über Plätze, wo es sehr eng ist, wo es sehr laut ist, wo die Leute nicht schauen, zum Beispiel am Christkindlmarkt. Ich bin mit Hund aufgewachsen. Ich habe jetzt keinen, weil ich im Moment nicht das bieten könnte, was artgerecht wäre. Deswegen habe ich das nicht, vielleicht später wieder im Leben. Aber hätte ich einen Hund, würde ich den nie in so eine Situation mitnehmen. (Abg. Markus Ornig, MBA: Da gibt es die Maulkorbpflicht nach dem alten Gesetz!) - Ja, aber abgesehen davon, das stimmt, es gäbe schon die Maulkorbpflicht, aber ich würde es dem Hund nicht antun, ob mit oder ohne Maulkorb, weil es eine völlige Überreizung ist. Da geht es sozusagen auch um die Tierliebe.
Was mich jedenfalls irritiert, ist, wie groß die Aufregung auch wegen dieses Maulkorbs ist. Ganz ehrlich, in Wien muss ich davon ausgehen können, wir sind eine Großstadt. Es gibt viele Situationen und wenn es nur ist, dass ich mit dem Bus fahre, weil ich die Wiener Linien nutze, wo ich den Maulkorb jetzt schon verwenden muss. Das ändern wir jetzt gar nicht, das ist jetzt schon so. Das ist auch klar, denn in einer Stadt ist es halt enger als am Land. Das heißt, ich müsste eigentlich davon ausgehen können, dass jeder Hund in dieser Stadt irgendwann schon einmal einen Maulkorb drauf hatte. Dass das nicht jeder Hund gleich leiwand findet, ist auch klar, das weiß ich von dem Hund, mit dem ich aufgewachsen bin, das kenne ich aus meinem Umfeld. Aber einen Hund kann man daran gewöhnen, einem Hund kann man beibringen, dass es nicht schlimm ist.
Ich sehe es auch jeden Tag, wenn ich mit den U-Bahnen unterwegs bin. In dem Moment, wenn man aus der U-Bahn aussteigt, wird oft schon ganz schnell der Maulkorb runtergenommen, denn es muss ja so schlimm für den Hund sein. Das ist es nicht, aber er lernt natürlich, dass es offensichtlich nicht so toll ist und er ist sofort aus der Situation heraußen. Sind wir uns ehrlich, in der U-Bahn-Station selber ist die Situation noch nicht vorbei, da sind oft noch viele Menschen, gerade in einer Rushhour, wenn man dann nach 17 Uhr unterwegs ist, muss ich mir … (Abg. Michael Stumpf, BA: Es sind Hunde schon umgekippt wegen dem Maulkorb!) - Jetzt nicht mehr, wenn du mir zugehört hast, aber ich bin auch mit Hund aufgewachsen. Kollege Stumpf sagt, es gibt Hunde, die im Sommer wegen dem Maulkorb umkippen. (Abg. Michael Stumpf, BA: Ich war persönlich schon Zeuge!) Ich darf Ihnen vielleicht kurz die aktuell geltende Fassung des Tierhaltegesetzes in Wien, § 5 Abs. 5 zitieren: „Der Maulkorb muss der Größe und der Kopfform des Hundes angepasst und luftdurchlässig sein und dem Hund das Hecheln und die Wasseraufnahme ermöglichen.“ (Abg. Michael Stumpf, BA: Trotzdem!)
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