Landtag, 37. Sitzung vom 29.05.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 32
digitale Tafeln. Die MA 23 prognostiziert uns ja, dass wir 2027 die Zwei-Millionen-Grenze überschreiten werden, das heißt, wir brauchen diese Struktur. Wenn man sich dieses prognostizierte Wachstum, das jetzt ein bisschen abschwächt, im Jahresschnitt anschaut, braucht man nicht die bisher fertiggestellten 90, sondern rund 70 Klassen, was aber auch eine massive Herausforderung ist.
Ein einziger Satz zu den Bundesschulen: Wenn man jetzt weiß, dass ungefähr die Hälfte der Volksschulkinder nicht in die städtischen öffentlichen Schulen weitergeht - für die Wien zuständig ist -, sondern in die AHS und danach in Berufsbildende Höhere Schulen oder AHS-Oberstufen - darauf wird Kollege Deutsch noch eingehen -, bräuchten wir 170 Klassen in der AHS und 80 in der BHS. Und die Berufsschulen brauchen ebenfalls neue Angebote, da ist aber auch das Land mitzuständig, denn da gibt es ja eine Halbe-Halbe-Zuständigkeit.
Also ich wollte nur einmal darauf hinweisen, diesen Bedarf müsste der Bund auch abdecken. Wir decken aber damit nicht nur Räume ab, sondern die neue Pädagogik mit dem Ziel: Individuelle Förderung, Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen, was durch diese neuen Lernräume ermöglicht wird. Dafür braucht es natürlich auch Möglichkeiten, kleinere und größere Räume zu machen, das ist sozusagen auch eine architektonische, aber auch eine inhaltliche Herausforderung. Das Ziel ist ein selbstorganisiertes, offenes Lernen und nicht nur ein Dach über dem Kopf, damit es die lieben Kleinen nicht anregnet, sondern: Dass man entsprechend flexibel sowohl in der inhaltlichen Form als auch durch die räumlichen Gegebenheiten entsprechend lernen kann.
Mit dem ehrgeizigen Ziel, pro Jahr 100 Klassen zusätzlich zu bauen, schaffen wir in Wien also sozusagen die materiellen Voraussetzungen für eine neue, für eine kindergerechte Pädagogik.
Die hat eben auch eine neue Form, um sich Wissen anzueignen, indem man eben versucht, Neugier zu wecken, indem man gemeinsam schaut - ich habe schon WLAN erwähnt -: Wie komme ich zu Informationen? Wie kann ich die aber auch kritisch hinterfragen, bewerten? Stichwort: Fake News. Das sind alles neue, aber entsprechend notwenige Kulturtechniken, die wir mit diesen Räumen möglich machen. Die Form, sich Wissen anzueignen, hat sich verändert, aber es ist notwendig, das Wissen zu haben. Nebenbei gesagt: Auch Rechnen, Schreiben, Lesen, sozusagen die alten Kulturtechniken sollen entsprechend gut vermittelt werden - denn der Wert der Bildung, dieser Wert bleibt ja, es ändert sich die Art und Weise, wie sie dargebracht wird -, um auch im 21. Jahrhundert die Chance auf ein geglücktes Leben zu haben.
Ein geglücktes Leben hat viele Voraussetzungen, aber eines ist sicher: Ohne Bildung wird es nicht gehen. Ich brauche ein Weltbild, ich muss wissen, wie ich Informationen einsortieren kann, ich muss mich auch zurechtfinden können, um mich selbst nicht nur als Spielball zu erleben. Diesen Wert für ein geglücktes Leben, den versuchen wir mit unseren Mitteln entsprechend auch von Wien her abzusichern.
Alles in allem kann man sagen, Wien schafft mit diesem ehrgeizigen Programm die Grundlagen dafür, dass dieses Leben in Wien glücken kann, dass Bildung glücken kann, und dafür vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Präsidentin Veronika Matiasek: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit ab nun auf fünf Minuten begrenzt ist. Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg. Mag. Emmerling zu Wort gemeldet, ich erteile es ihr.
Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich sehe gerade, meine Zeitanzeige ist nicht ganz korrekt.
Präsidentin Veronika Matiasek (unterbrechend): Ich bin gerade dabei, sie einzustellen.
Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Jetzt läuft es, wunderbar. Sehr geehrter Herr Kollege Vettermann, vielen Dank für Ihre Ausführungen. Ich glaube, da sind wir uns alle einig: Beim Schulbau, Schulneubau ist es absolut notwendig, zusätzliche Klassen in ausreichendem Ausmaß zu schaffen, wenn wir uns die wachsende Bevölkerung in Wien anschauen. Wenn wir aber über Bildungsinfrastruktur sprechen, müssen wir auch über die Bildungsverteilung sprechen, das ist, finde ich, schon ein wichtiger Punkt. Es gibt viele Eltern aus, ich sage einmal, sehr bildungsnahen Schichten, die sich den Wohnort nach der Schule aussuchen, die sagen: Okay, ich gehe in diesen und jenen Bezirk, denn dort habe ich eine gute Schule, und es gibt solche, die das auf Grund sozioökologischer Hintergründe, Herkünfte nicht machen.
Das führt dazu, dass wir halt in Wien über alle Schulen hinweg immer noch eine schlechte soziale Durchmischung haben und gerade Eltern, die besonders Wert darauf legen, versuchen, in gute Wohngegenden zu kommen und ihre Kinder dahin zu drängen, dass sie natürlich unbedingt in eine AHS kommen und nicht in eine NMS. Das ist Tatsache, ich sage jetzt nicht, dass das gut ist, das ist aber eine Tatsache.
Schaut man sich die Bezirke in Wien an, sieht man ein relatives Ungleichgewicht. Wenn ich mir das anschaue: Zum Beispiel sind in Liesing 7 Prozent der Schüler außerordentliche Schüler, in Margareten sind es ein Drittel, ich meine, das ist eine extreme Ungleichverteilung. Sie haben gesagt, der Kollege wird dann auch noch zu den Gymnasien sprechen. Die NMS als Gesamtschule: Ich sage einmal, das Campusmodell geht schon in diese Richtung.
Ich glaube, Sie kennen unsere Meinung oder unsere Ansicht dazu. Wir wollen eine Schule der Vielfalt, wo alle möglichen Wege für alle Kinder offenstehen, aber auch da gibt es eine ganz krasse Verteilung: Wir haben in der Donaustadt zum Beispiel 4 AHS-Unterstufenklassen pro 10.000 Einwohner und in Döbling 3 Mal so viele, also da sieht man schon diese Verteilung über Wien hinweg. Da braucht man sich nicht wundern, dass die NMS - das ist leider noch immer ein Thema - noch mit einem schlechten Image ausgestattet sind, dass die Eltern die Kinder
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