Landtag, 37. Sitzung vom 29.05.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 32
direkt davor hinfahren muss, wie über Zebrastreifen von Leuten drübergefetzt wird, dann reden wir darüber.
Geht’s den Kindern gut, geht’s uns allen gut. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Bevor ich Herrn StR Krauss das Wort erteile, erlaube ich mir noch, Mister Hu und die Delegation aus Chengdu - das ist unsere Partnerstadt im Südwesten Chinas, mit 16 Millionen Einwohnern, insbesondere kooperierend mit der Seestadt Aspern - herzlich willkommen zu heißen: Mister Hu, the whole delegation, welcome in Vienna! (Allgemeiner Beifall.)
Herr StR Krauss, bitte sehr.
StR Maximilian Krauss: Ja, sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Delegation!
Wir haben jetzt einiges gehört. Vielleicht kurz ergänzend und um auf ein paar Dinge einzugehen: Am Anfang wurde lange vom Wachstum der Stadt gesprochen und dass dadurch Herausforderungen gegeben sind und dass man deswegen Klassen bauen muss, et cetera. Ja, da bin ich natürlich Ihrer Meinung.
Allein, dass in den vergangenen Jahren nicht genügend Schulraum entstanden ist, nicht genügend Schulraum zu Verfügung gestellt wurde, hat man ja gesehen, als die längst notwendige Maßnahme der Deutschklassen seitens der Bunderegierung eingeführt wurde, und man - vielleicht wurde es als ideologisches Motiv vorgeschoben - gesagt hat, es gibt nicht genug Klassenräume, um die umzusetzen.
Wäre man allerdings daran interessiert gewesen, genug Schulraum zu Verfügung zu stellen, genug Klassen zu haben und genug Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen, dann hätte man schon in den letzten zehn Jahren tätig werden müssen und nicht erst jetzt mit irgendwelchen Clusterschulen. (Beifall bei der FPÖ.)
Dass es auch andere infrastrukturelle Probleme gibt, hat ja auch ein Fall gezeigt - das mag ein Einzelfall sein, aber vielleicht gibt es auch andere, die nicht an die Öffentlichkeit gekommen sind - von einer Volksschule im 22. Bezirk, die amtsärztlich geschlossen werden musste, weil es einen massiven Mäusebefall gegeben hat. Also dass da alles so im Positiven ist, wie Sie es dargestellt haben, glaube ich nicht.
Weil Kollege Ellensohn den hohen AHS-Anteil in Wien angesprochen hat: Der AHS-Anteil in Wien ist natürlich höher als im ländlichen Raum, denn Wien ist eine Stadt. Was man allerdings natürlich auch dazusagen muss: Auch wenn am Land Leute vielleicht öfter in eine NMS gehen, heißt das ja nicht, dass sie in der Folge dann nicht ein BORG besuchen oder so zu einem höheren Abschluss kommen. Das heißt, man muss das Ganze schon differenziert betrachten und nicht so tun, als würden in Wien alle die beste Ausbildung genießen und dass das am Land überhaupt nicht der Fall wäre. (Beifall bei der FPÖ.)
Was man natürlich auch sagen muss, dass bei all der Idylle und der Romanze, die da gezeichnet wurde - alle sind an einem Schulstandort und alle verstehen sich gut, die 6-Jährigen spielen gemeinsam mit den 14-Jährigen und alle haben Friede, Freude, Eierkuchen in der Schule -, muss man natürlich sehen, wie es in der Realität tatsächlich ist. Ja vielleicht ist es ein interessanter Ansatz, da einmal einen Clusterstandort zu machen und Ältere mit Jüngeren in Freizeiteinrichtungen in Kontakt kommen zu lassen.
Natürlich braucht es dafür aber auch Voraussetzungen wie eine grundlegende einheitliche Sprache, die alle verstehen, um an diesem Standort einerseits Unterricht durchführen zu können und andererseits natürlich auch eine Verständigung zwischen den Personen mit verschiedenem Alter, aber natürlich auch zwischen den Gleichaltrigen haben zu können. Da Sie das in der Vergangenheit nicht getan haben, haben wir jetzt die Situation, dass oftmals Schüler mit 10, 12 Jahren nicht richtig Deutsch können, in der Folge nicht richtig lesen und schreiben lernen und dann auch keinen Schulabschluss haben. Da nützt ihnen auch nichts, einen gemeinsamen Unterricht der 10- bis 14-Jährigen zu haben, denn wenn keiner die Unterrichtssprache kann, profitiert niemand. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein weiterer Punkt, der auch noch angesprochen wurde, waren natürlich die Berufsschulen, darauf möchte ich schon eingehen. Sie haben richtig gesagt, zu 50 Prozent ist das auch in der Verantwortung der Stadt. Das wird natürlich auch in Zukunft eine Herausforderung sowohl der Stadt als auch des Bundes sein, da stimme ich zu. Da hätte auch Herr Minister Faßmann mehr tun können. Wir haben da auch mehrfach an ihn appelliert, im Bereich der Berufsschulen mehr zu investieren und gerade in Wien zu investieren und gerade in Wien dafür zu sorgen, dass die Berufsschulen eine Aufwertung erfahren.
Wenn man mit Berufsschullehrern spricht, dann hört man das schon, dass es in manchen Bundesländern Berufsschulen gibt, in die viel investiert wurde, wo es auch Kooperationen mit Unternehmen gibt, in denen erstklassige Lehrlinge ausgebildet werden. In Wien hingegen haben wir die Situation, dass oftmals erstens viele gar nicht richtig Deutsch können, zweitens die Klassenräume veraltet sind und drittens dann auch die Unternehmen sagen, die Lehrlinge, die aus Wiener Berufsschulen kommen, sind oftmals nicht richtig ausgebildet. Das ist nicht die Schuld dieser Lehrlinge, das ist die Schuld der rot-grünen Politik und auch der ÖVP auf Bundesebene, die sie im Stich gelassen hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend möchte ich noch eines sage: Es wurde angesprochen, Schüler müssen in der Schule kritisches Denken lernen. Ja, es ist wichtig. Wenn man sich anschaut, was teilweise im „ORF“ oder im „Standard“ oder im „Falter“ zu lesen ist, dann ist ganz wichtig, dass man den Schülern beibringt, dass man differenziert, dass man herausfindet, was stimmt, was stimmt nicht.
Neben dieser Kompetenz, herauszufinden, was richtig ist, ist natürlich auch in erster Linie der klassische Wissenserwerb wichtig. Der darf nie auf der Strecke bleiben. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
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