Landtag, 42. Sitzung vom 28.01.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 72
den Deutschklassen nicht die Tatsache, dass hier hingeschaut wird auf Deutschförderung, das ist ja großartig, sondern die Tatsache, dass es auf der einen Seite kein Hinschauen auf die Expertise vor Ort gibt und dass bei den Pädagoginnen und Pädagogen und damit bei den Ressourcen gespart wurde. Und es ist so, dass es in Wien derzeit 250 Pädagoginnen und Pädagogen für die notwendigen Deutschförderklassen und Deutschförderkurse zu wenig gibt. Das heißt, das Land Wien respektive die Bildungsdirektion schneidet sich die Ressourcen aus den Lehrerinnen und Lehrern für die anderen Klassen, für die anderen Schultypen, für die anderen Aufgaben. Entschuldigen Sie, das ist aus meiner Sicht ein Missstand und das ist zugleich auch die Antwort auf die Frage, was getan werden müsste: Ein Hinschauen auf die Herausforderungen und die Ressourcen dafür bereitstellen. (Beifall bei der SPÖ und von Abg. David Ellensohn.)
Präsidentin Veronika Matiasek: Die 2. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Mag. Emmerling.
Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Noch einmal einen guten Morgen, Herr Landesrat! Sie haben vorher auch die neue Schuleinschreibe-App angesprochen und Ihre Meinung dazu kundgetan. Ich möchte auf diesen Übergang Kindergarten/Schule noch einmal hinweisen. Im aktuellen Regierungsprogramm sind, was diese Phase betrifft, relativ konkrete Ausformulierungen, wie das erfolgen soll. Das heißt, man soll genau hinschauen, man soll Förderbedarf frühzeitig erkennen, das auch an die Schule weitergeben, man soll hier genaueste Dokumentationen haben, und zwar relativ ausführlich.
Ich war letzte Woche beim Tag der Bildung und bei der Fachtagung, die die Stadt Wien organisiert hat. Ich habe dort auch einen Vortrag gehört, wo es darum ging, dass es aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet oft nicht sehr gescheit ist, wenn ein Kind vom Kindergarten in die Schule - in ein komplett neues Umfeld - kommt und ihm die Chancen genommen werden, dort als unbelastet wahrgenommen zu werden. Diese Chancen sind weg, weil ja schon eine Information mitkommt. Man geht also aus wissenschaftlicher Sicht eher davon aus, dass es nicht unbedingt ein Vorteil ist, schon möglichst viel über das Kind zu wissen, wenn es eigentlich irgendwo anders einen neuen Start haben sollte. - Wie stehen Sie dazu?
Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Die kurze Antwort ist: Ich teile Ihren Zweifel. Etwas länger möchte ich schon ausführen, dass ich es grundsätzlich richtig und wichtig finde und es ist auch völlig zu befürworten, dass auch die neue Bundesregierung, aber prinzipiell die Bildungsverantwortlichen auf Bundesebene sehr genau auf diese Transition schauen und im Hinblick auf diese Transition auch wissenschaftliche Unterstützung einholen. Wissenschaftliche Unterstützung hat ja zum Beispiel auch zur Entwicklung dieser App geführt, die die Direktorinnen und Direktoren bei der Schuleinschreibung begleiten soll und die jetzt auch erst in einem Test läuft.
Ich will jetzt da auch nicht einen sozusagen fundamentalkritischen Ausfall wagen, aber jedenfalls bin ich im Hinblick auf diesen Test skeptisch, weil ich glaube - und gesehen habe -, dass Pädagoginnen und Pädagogen eine großartige Arbeit machen und sehr behutsam, teilweise während einer ganzen Stunde in Gruppenarbeit mit einer unglaublichen Akribie, aber auch mit einem pädagogischen Verständnis mit Kindern arbeiten, um eine Situation herzustellen, in der man wirklich feststellen kann, wie es um die Schulreife bestellt ist - und das ohne Druck und ohne den Eindruck, eine punktuelle Testung einer Vorläuferfähigkeit zu machen.
Damit bin ich auch bei der eigentlichen Kritik an dem ganzen Zugang zum Thema Transition und auch an dem Zugang, der derzeit auf Bundesebene gesehen wird. Das ist - so wie ich das sehe und wie das auch die ExpertInnen bei dieser Fachtagung ausgeführt haben - eine eingeschränkte Sicht auf den elementarpädagogischen Bereich, wenn man so will, als eine Fabrik für Vorläuferfähigkeiten für die Schule. Das ist eine grobe Unterschätzung der Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen in ihrer Arbeit.
Erstens ist es so, dass Kompetenzen von Kindern in einem Prozess, der von Pädagoginnen und Pädagogen begleitet wird, entwickelt werden, und dass man diesen Prozess nicht durch punktuelle Testungen abbilden kann. Zweitens ist es so, dass das, was Kinder in einer elementarpädagogischen Einrichtung lernen, nicht nur eine Vorläuferfähigkeit von Schule ist, die man dann zu einem bestimmten Punkt sozusagen zertifizieren oder abwägen kann.
Ich glaube also, je mehr man auf diesen Prozess hinschaut, der schon in der elementarpädagogischen Arbeit passiert, und je mehr man schafft, dass das zu einem Übergang wird und nicht zu einer punktuellen Testung - die noch dazu Druck macht und völlig verkleinert und verkürzt, was Kinder brauchen, um einen guten Schulstart zu haben -, desto mehr wird das eine richtige Entwicklung sein. Ich hoffe, dass das im Rahmen der Schulreife-Screenings, die ja jetzt eine Pilotphase haben, auch erkannt und dann noch adaptiert wird.
Präsidentin Veronika Matiasek: Die 3. Zusatzfrage stellt Frau Abg. Schwarz. - Bitte.
Abg. Sabine Schwarz (ÖVP): Aller guten Dinge sind drei, guten Morgen! - Ich möchte gerne in die Schulen zurückkommen. Es gibt ja im Zuge des Projektes 50plus auch die Intention und die Initiative, dass zusätzliches Verwaltungspersonal an die Schulen kommt, was ich sehr unterstütze. Meine Frage - weil ich vorhin auch den Herrn Finanzstadtrat gesehen habe -: Ist es möglich, dass dieses Projekt über 2020 hinaus verlängert und auch ausgebaut wird? Ich glaube, das wäre auch im Sinne des Herrn Bildungsdirektors.
Präsidentin Veronika Matiasek: Herr Stadtrat. - Bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ob die Aktion 50plus ausgeweitet wird und in welcher Form, das werde ich Ihnen jetzt an dieser Stelle nicht verraten. Was ich Ihnen verraten kann, ist, dass es selbstverständlich möglich und auch richtig ist, dass unser Vorhaben, Schulleiterinnen und Schulleiter mit administrativem Personal zu unterstützen, auch über die Laufzeit hinaus weitergeführt wird.
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