Landtag, 12. Sitzung vom 28.04.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 101
Kindergärten immer mehr zur Anwendung kommt, frage ich Sie, welche Maßnahmen Sie setzen, dass diese Ausnahmeregel nicht zusehends zur Regel wird, sondern dass es genügend ausreichend qualifiziertes Kindergartenpersonal gibt und man in der Folge hoffentlich weniger Bedarf an dieser Ausnahmeregel hat.
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Es ist auch mein Ziel, Herr Abgeordneter, dass von dieser Ausnahmeregelung so wenig wie nötig Gebrauch gemacht wird, aber wenn es notwendig wird, muss man es natürlich tun. Ich kann gleich an die Frage der Bundeskompetenz des Herrn Kollegen anschließen, denn in diesem Bereich ist ganz klar geklärt, dass die Ausbildung eine bundespolitische Aufgabe ist. Das heißt, primär sollten Sie die Frage natürlich dem Bildungsminister stellen, was er zu tun gedenkt, damit wir mehr ElementarpädagogInnen bekommen. Ich möchte es mir nicht so leicht machen, weil wir natürlich auch dort, wo wir nicht direkt die Kompetenz haben, auch vieles tun, um mehr KindergartenpädagogInnen zu bekommen. Das machen wir hier in Wien seit vielen Jahren sehr, sehr stark mit der Form des Kindergartencollege - das heißt, ein möglicher Quereinstieg in eine zum Beispiel dreijährige Ausbildung wird intensiviert und neue Gruppen dazu motiviert, in den Beruf einer Kindergartenpädagogin, eines Kindergartenpädagogen zu gehen.
Wir haben erst vor Kurzem beschlossen, dass wir die Bildungseinrichtung für Elementarpädagogik neu errichten, mit Wiener Geld, um noch mehr Personen auszubilden. Das heißt, die eine Frage ist die Frage der Ausbildung: Schaffen wir es, genug Personen für diesen schönen, aber auch herausfordernden Job zu motivieren, sie zu motivieren, in die Ausbildung zu gehen? Auf der anderen Seite: Wie schafft man es, die Personen, die schon im Feld sind, auch dort zu behalten? Wir sehen, dass leider viele den Job wechseln oder verlassen.
Da gibt es viele Initiativen der Stadt, um die Qualität zu verbessern - ob es zum Beispiel ist, die Zahl der Sprachförderkräfte anzuheben, ob es die Verdoppelung der Assistenzkräfte in den Wiener Kindergärten, in den Wiener Kindergartengruppen ist, um die Qualität schrittweise so zu verbessern, dass langfristig wieder mehr PädagogInnen im Beruf bleiben, sodass wir mittelfristig den Betreuungsschlüssel in Wien verbessern können. Das ist das, was wir tun. Wir machen jeden Tag mit den PädagogInnen das Beste, um diesen Job weiter aufzuwerten und vor allem mehr Personen für diesen schönen Job zu gewinnen.
Präsident Ernst Woller: Danke für die Beantwortung. Die nächste Zusatzfrage wird von Frau Abg. Pipal-Leixner gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Guten Morgen, Herr Landeshauptmann-Stellvertreter!
Sie haben jetzt wahrscheinlich eh schon vieles beantwortet, worauf meine Frage auch abzielt. Entscheidend für die erfolgreichen Maßnahmen gegen den Personalmangel im Kindergartenbereich wird auch eine Aufwertung des Berufsfeldes sein. Welche Maßnahmen kann die Stadt Wien da setzen, um das Image der Elementarpädagogik als Beruf zu verbessern?
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Ich glaube, ein ganz wesentlicher Aspekt ist auch die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung. Es ist erst gestern die Studie der MEGA Bildungsstiftung für die Rahmenbedingungen und auch Zufriedenheit in den elementarpädagogischen Einrichtungen herausgekommen. Ich fand das ja sehr, sehr spannend. Was mir am meisten aufgefallen ist, ist die geringe Wertschätzung, die ElementarpädagogInnen empfinden. Es haben dort 66 Prozent der ElementarpädagogInnen eine Vier oder Fünf bei der Frage, wie sie sich gesellschaftlich anerkannt und wertgeschätzt fühlen, gegeben. Das ist ein grundsätzliches Problem, nämlich, dass der Kindergartenbereich in der Elementarpädagogik noch immer gesellschaftspolitisch zu wenig anerkannt wird. Ich sage es sehr, sehr gerne und immer wieder mit vollem Bewusstsein, dass es für mich die erste und wichtigste Bildungseinrichtung ist, weil dort die Grundsteine geschaffen werden.
Wir müssen abseits der Maßnahmen, die ich vorhin genannt habe, um die Qualität zu verbessern, auch darauf achten, die Anerkennung für den Beruf zu verbessern. Da planen wir aktuell zum Beispiel eine Imagekampagne für den Beruf, um dieses Berufsfeld aufzuwerten, den PädagogInnen auch entsprechende Anerkennung zu geben, weil auch das ein wichtiger Aspekt für die Qualitätssteigerung und vor allem dafür ist, dass zufriedene MitarbeiterInnen im Kindergarten arbeiten.
Präsident Ernst Woller: Danke. Ich möchte mitteilen, dass Herr Abg. Holawatsch ab sofort ganztägig entschuldigt ist.
Die nächste Zusatzfrage wird von Frau Abg. Malle gestellt. Ich erteile ihr das Wort.
Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bildungsstadtrat!
Sie haben schon ein bisschen von der angespannten Personalsituation gesprochen, und es wurde hier schon besprochen, und unsere Frage geht in die Richtung: Was unternehmen Sie konkret, um weitere Berufsgruppen für die Elementarpädagogik zu begeistern?
Präsident Ernst Woller: Bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv. Christoph Wiederkehr, MA: Die Frage des Quereinstiegs ist eine ganz, ganz essenzielle, dass wir das Berufsfeld insgesamt etwas ausweiten. Es ist ja historisch in Österreich eine fünfjährige Ausbildung mit Matura, wofür eine sehr, sehr frühe Entscheidung für die Berufsausbildung getroffen werden musste. Wir sehen, es ist eigentlich nicht mehr so zeitgemäß, weil ganz, ganz viele, die sich in so frühem Alter entscheiden, noch gar nicht wissen, ob sie in den Beruf gehen wollen und darum nach der fünfjährigen Ausbildung mit Matura leider aktuell zu einem Großteil in andere Berufsfelder gehen. Das heißt, wir müssen es schaffen, neue Wege der Ausbildung zu finden.
In Wien setzen wir sehr stark auf das Kolleg, um später auch den Berufsweg zu begleiten, und weil eine spätere Berufsentscheidung eher dazu führt, im Berufsfeld zu bleiben. Ich finde aber auch weitere Ergänzungen
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