Landtag, 16. Sitzung vom 19.10.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 61
schon gesagt, warum er zynisch sein mag. Das ist jetzt natürlich eine Interpretationsfrage. Ich habe mir das vor allem herausgesucht, weil es ein Beschluss ist, der in der LandesbildungsreferentInnenkonferenz einstimmig beschlossen wurde. Neun Bundesländer sind der gleichen Meinung, wo unsere Herausforderungen liegen, und neun Bundesländer benennen ganz klar, was wir tun müssen. Das ist keine reine Resolution an den Bund und an die Bundesregierung, das ist kein Abschieben der Verantwortung, denn wie Kollege Berger oder Zierfuß - ich weiß jetzt nicht, wer - auch schon gesagt hat, stehen auch viele Sachen drin, die Wien machen muss und die die Bundesländer machen müssen. Überhaupt keine Frage. Deswegen, finde ich, kann man hier schon auch in der Verantwortung, die wir haben, aber auch trotzdem im Einverlangen der Verantwortung anderer diesen Antrag einbringen.
Die Landesbildungsreferenten haben auf der einen Seite identifiziert, wo die Problemstellungen liegen. Ich glaube, es ist allgemein bekannt, ich möchte einen kurzen Überblick geben. Es steigt die Anzahl der Pflichtschüler und Pflichtschülerinnen, also im Pflichtschulbereich besonders in Wien, kann ich auch sagen, natürlich ganz klar. Es gibt eine Pensionierungswelle, die noch nicht abgeschlossen ist. Die Zahl der fertig ausgebildeten Lehrpersonen kann die Abgänge noch nicht vollumfänglich kompensieren. Es gibt auch zahlreiche Lehrpersonen mit einer nicht vollen Lehrverpflichtung. Vielleicht auch kurz dazu: Es geht nicht darum, eine halbe Lehrverpflichtung geht nicht mehr, um Gottes Willen, aber man muss natürlich bei ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern, die das Potenzial hätten, auch Vollzeit in unseren Schulen zu arbeiten, darauf schauen, wo die Gründe sind, nicht Vollzeit zu arbeiten. Wien hat damit eh nicht das so große Thema wie andere Bundesländer, weil wir Gott sei Dank eine voll umfängliche Kinderbetreuung haben, die es auch jungen Eltern erlaubt, Vollzeit zu arbeiten. Trotzdem ist das aber ein Thema, das man sich anschauen muss.
Die Tendenz, den Beruf nicht mehr sein volles Leben lang auszuüben, erfahren wir in vielen Berufsfeldern oder ist auch auf Grund des gesellschaftlichen Wandels ein Phänomen, das es zu verzeichnen gilt, dass es natürlich auch einen Wettbewerb um die besten Köpfe mit der Privatwirtschaft gibt. Auf der anderen Seite sind es natürlich Rahmenbedingungen im Lehramtsstudium und Rahmenbedingungen in der Schule, die hier ins Treffen geführt werden
Ich bringe deswegen den Antrag auch ein, um das hier noch einmal gemeinsam zu bekräftigen. Die Landesbildungsreferenten haben sich auch auf zehn Punkte - lustigerweise wie auch die ÖVP zehn Punkte hat - geeinigt, um ihre Forderungen festzumachen. Ganz kurz: Es geht um das Image des Lehrberufes. Absolut richtig, hier braucht es ganz viel Fokus auf Imagekampagnen, um die Attraktivität zu steigern, um auch wieder zu zeigen, was das für ein schöner und toller Beruf ist. Es geht um Maßnahmen zur Erleichterung des Quereinstieges, es geht darum, zur Attraktivierung von Vollzeitbeschäftigungen beizutragen. Es geht auch darum, die Bildungsdirektionen mit qualifiziertem Personal weiter zu unterstützen und auszustatten. Es geht um bessere Rekrutierungs- und Anstellungsprozesse, durchaus in den Ländern wie auch im Bund. Es geht darum, die Vereinbarkeit von berufsbegleitendem Studium und Beruf sicherzustellen, bis wieder zum Thema Quereinstieg. Ich finde das nicht irrelevant, das ist ein ganz relevanter Punkt. Eine Verkürzung der Ausbildung ist natürlich auch etwas, was über Bundesländer hinweg gefordert wird, stärkere Praxisorientierung auch in der Ausbildung, attraktivere Berechnung der Vordienstzeiten, eigene Koordinierungsstellen auch in den Bildungsdirektionen und auch darauf hinzuwirken, dass Universitäten und Pädagogische Hochschulen die Masterstudien flächendeckend auch als berufsbegleitendes Studium anbieten.
Ich freue mich, wenn Sie diesem Antrag heute beitreten, weil ich glaube, dass es ein schönes Zeichen ist, dass wir nicht nur über Bundesländer hinweg, sondern auch vielleicht über Fraktionen hinweg ein gleiches Anliegen verfolgen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Präsident Mag. Manfred Juraczka (unterbrechend): Vielen Dank. Als Nächste zu Wort gemeldet ist ... (Zwischenruf.) - Ach so, Entschuldigung. Ich bitte um Verzeihung.
Abg. Mag. Bettina Emmerling, MSc (fortsetzend): Ich möchte noch ganz kurz darauf eingehen, weil die ÖVP den Antrag ihres Zehnpunkteplans einbringt, den ich ja prinzipiell nicht schlecht finde. Es sind viele gute Punkte dabei, ich könnte jetzt bei keinem sagen, so ein Blödsinn. Beim Parkpickerl bin ich mir nicht sicher. Ich glaube, da würden in Wien nicht mehr viele Lehrer unterrichten, weil in vielen Bezirken das Parkpickerl schon viel länger gilt. Ich habe mir auch immer die Zahlen angeschaut, das ist so relationsmäßig, wie wir heute geredet haben, Null Komma irgendwas. Ich glaube, es ist nicht der wesentliche Beitrag, aber für den ein oder anderen vielleicht relevant, es mag so sein.
Nur ganz kurz, ich habe es heute eh schon gesagt: Wichtig ist, dass wir den Beruf attraktiv machen und Lehrerinnen und Lehrer unterstützen. Das ist natürlich durchaus auch in der Kompetenz einer Wiener Landesregierung. Die administrative Unterstützung: Wir haben in jeder Schule mittlerweile eine administrative Kraft. Ich finde das ganz, ganz wesentlich, dass pädagogisches Personal am Standort auch unterstützt wird, damit die sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können.
Personal aufstocken in der Bildungsdirektion: Hier haben wir auch in der Beantwortung der Dringlichen Anfrage schon gehört, dass es eine Aufstockung im Landesstrang geben wird, denn da haben wir natürlich auch durchaus Bedarf, keine Frage.
Abwanderung verhindern: Genau das war das Parkpickerl. Pendler nach Wien holen: Wir haben Unterstützung bei der Wohnungssuche, wir haben mit dem Fonds für temporäres Wohnen eigentlich genau die Antwort auf diese Frage, um eben kurzfristig Wohnungen zur Verfügung zu stellen, wenn sie akut gebraucht werden. Das sollte auch wirklich da hineinspielen.
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