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Landtag, 20. Sitzung vom 24.02.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 35

 

ist aber jetzt mit der Energiekrise weiter wichtig, mit unseren Hilfsinstrumenten auch ansprechbar zu bleiben.

 

Ein Mal mehr darf ich das Thema auf „Stolz auf Wien“ führen, wo wir gerade auch jetzt in diesen Wochen und Monaten ein starkes Interesse spüren, sodass viele zu uns kommen und sagen: Wir haben jetzt zwar gerade noch einmal die Pandemie überstanden, aber jetzt wird es ganz eng. Jetzt müssen wir uns mit hohen Energiekosten nach vorne schlagen, und das ist schwierig. Darum glaube ich, dass wir diese Zeit eben auch mit unseren Hilfsunterstützungen nicht abschließen sollten, sondern weitergehen und weiter ansprechbar sein sollten. Das ist aber eine dieser konkreten Maßnahmen, mit der es mir politisch wichtig ist, dass wir ein Zeichen setzen.

 

Wir als Stadt Wien, wir hier in diesem Haus unterstützen Unternehmungen, um weiterhin profitable Geschäfte in der Stadt zu machen und sich in diesen schwierigen Zeiten auch wirtschaftlich ein Stück weit leichter zu positionieren.

 

Präsident Ernst Woller: Danke. Die 3. Zusatzfrage wird von Abg. Margulies gestellt. Ich erteile ihm das Wort.

 

10.04.11

Abg. Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Zunächst Gratulation: Wir haben schon im Februar den Sieger bei der ausführlichsten Beantwortung einer Frage: 35 Minuten. Ich glaube, das wird im Laufe des gesamten Jahres niemand mehr überbieten.

 

Nichtsdestoweniger noch eine Zusatzfrage - es ist in der bisherigen Beantwortung noch nicht vorgekommen -: Wir sind ja alle recht froh, dass die Tourismuszahlen wieder steigen. Es wird uns ein bisschen zu den Problemen vor der Pandemie zurückführen, die Städte wie Venedig, Amsterdam, Barcelona und viele andere beliebte und wunderschöne Städte in Europa mittlerweile haben: Dass es nicht darum geht, dass man zu wenige Besucher und Besucherinnen hat, sondern möglicherweise zu viele.

 

Bevor die BewohnerInnen der Inneren Stadt und die BewohnerInnen, die auch sonst von sehr vielen Touristen und Touristinnen sozusagen besucht und heimgesucht werden, auch in Opposition treten, meine Frage: Wie gehen wir damit um? Wo sehen Sie eigentlich die Grenzen der touristischen Belastbarkeit von Wien analog zu anderen Städten wie eben Amsterdam, et cetera? Was werden wir machen, damit es nicht zu Konflikten zwischen der Bevölkerung und den Touristen und Touristinnen kommt? Denn eines ist natürlich schon wunderschön: die Stadt. Bei allem, was die Österreich-Werbung und WienTourismus im Besonderen an super Arbeit leisten, haben wir halt das Glück: Wien ist schön. In dem Sinn werden immer Besucher und Besucherinnen zu uns kommen. Was machen wir, damit das nicht überbordet?

 

Präsident Ernst Woller: Danke. Bitte um Beantwortung.

 

Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrter Abgeordneter, wir sind uns dieses Problems bewusst. Wir haben das ja insbesondere in den Jahren 2015 bis 2019 sehr stark im Fokus gehabt.

 

Ich darf einerseits sagen, dass wir diese Situation genau beobachten, indem wir das auch abfragen, indem wir die Wienerinnen und Wiener befragen, wie sie denn mit dem Tourismus leben können, ob sie sich eingebunden fühlen oder ob sie ihn als Belastung sehen. Wir kennen natürlich die Ballungszentren - ob das Schönbrunn oder der 1. Bezirk ist -, wo es für die Anrainer teilweise natürlich schwierig wird. Ich glaube, wir sind uns auch einig. Wir haben im November und Dezember schon wieder ungewohnte Bilder gesehen. Wenn wir uns über den Graben gearbeitet haben, haben wir diese Trendumkehr gemerkt, die stattgefunden hat.

 

Jetzt ist das ja gut, und wir leben alle sehr, sehr gut davon. Ich glaube, wir haben eines zu tun: Wir haben mit unserer gesamten Kraftanstrengung immer wieder zu zeigen, dass wir gewillt sind, die Tourismusströme auch ein Stück weit in die Breite zu ziehen. Es gibt eine Fülle von - wie ich meine - infrastrukturellen Projekten, die wir ganz bewusst angehen oder durch die wir ganz bewusst kulturelle Aktivitäten hervorheben, um eben auch zu zeigen, dass wir entzerren wollen. Also all das, was dann im Wiener Prater an neuen Aktivitäten passiert, ist gut. All das, was im Westen von Wien mit kulturellen Aktivitäten passiert, all das, was architektonisch möglich ist, ein Stück weit auszulagern und auch über die Donau zu bringen, ist eine gute Ansage.

 

Da gibt es viele Unternehmen, die viele neue Wege gehen, bei denen zum Beispiel auch wir vom WienTourismus mit unserer ivie-App versuchen - wer sie noch nicht hat, bitte herunterladen und sich ansehen -, vor allem denen, die das zweite, das dritte oder das vierte Mal nach Wien kommen, zu zeigen, dass es die unterschiedlichsten Wien-Bilder gibt, damit sie das eben auch genießen, und zu entwickeln, dass Wien eben mehr ist als der 1. Bezirk oder Schönbrunn, sondern dass wir eine Fülle an sehenswürdigen und kulturellen Highlights, an Möglichkeiten haben, die Stadt ganz anders zu erkunden. Da tut sich immens viel.

 

Ich kann - um auf die Botschaft zurückzukommen - momentan noch immer sagen: Ich habe das Gefühl, dass die Wiener derzeit gut zurande kommen. Neun von zehn sagen, das ist in einem guten Verhältnis, aber ich gebe Ihnen recht: Wir haben sehr darauf zu achten, dass Overtourism nicht zu schnell wieder ein Thema für uns wird. Also, glaubwürdig anhand dieser Modelle interaktiv zu schauen, dass wir die Leute wirklich ein Stück weit besser führen können, ist wichtig.

 

Ich gebe auch noch einmal die Thematik rund um die Flusskreuzfahrten an, die ja auch stark bis auf null zurückgegangen sind und jetzt natürlich sprunghaft wiederkommen und von denen wir ja wissen, dass da oft nur ein Zeitmoment von zweieinhalb Stunden am Vormittag vorhanden ist. Da auch mit diesen Unternehmen direkt zu verhandeln, das tun wir mit den Reedereien, damit man diesbezüglich auch ein Stück weit auf unsere Ausgangslage Rücksicht nimmt. Das müssen wir jetzt noch viel stärker intensivieren, weil sonst auch ich Sorge hätte - es ist zwar einerseits herrlich, wir machen alle gute Umsätze, auf der anderen Seite ist es nicht so herrlich, wenn sich die WienerInnen nicht mehr in ihrer Stadt wohlfühlen -, damit wir diesen Balanceakt in diesen nächsten Monaten und Jahren hoffentlich gut bestehen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

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