Landtag, 2. Sitzung vom 26.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 56
gute Chancen haben, sind diese Standortfaktoren, die Wien jedenfalls hat.
Die drei wichtigsten vielleicht an dieser Stelle ausgeführt: Der erste wichtige Standortfaktor ist tatsächlich die Netzinfrastruktur, also die Frage, wie Rechenzentren gut an die Stromversorgung angebunden werden können - vor allem mit grünem Strom. Da haben wir erstens stabile Netze.
Eine stabile Netzinfrastruktur ist für uns ein bisschen selbstverständlich. Das ist sie aber eigentlich nicht, wenn man sich - bleiben wir nur in Europa! - im europäischen Umfeld ein bisschen umschaut, wie Netzinfrastrukturen zum Teil auch einfach ständig ausfallen, weil in diese Infrastruktur nicht investiert wurde - aber auch nicht in die Bereitstellung von Strom durch erneuerbare Energien.
Das ist, glaube ich, der wirkliche Vorteil des Standorts Wien, weil die Daseinsvorsorge in kommunaler Hand ist und damit in den letzten Jahrzehnten schlicht und einfach reinvestiert wurde und Gewinne nicht abgeschöpft werden mussten. Sondern wir waren in der Lage, immer wieder in diese Infrastruktur zu investieren und damit qualitativ sehr hochwertig zu bleiben.
Der zweite Standardfaktor besteht darin, auch die Abwärme nutzen zu können. Es ist auch nicht selbstverständlich, ein Fernwärmenetz vorzufinden, bei dem man diese Abwärme dann auch gut nutzen und einspeisen kann, denn nicht immer ist ein Spital daneben, wo man die Abwärme dann schnell hinüberleitet wie in der Klinik Floridsdorf. Das ist ebenso ein großer, großer Weg in Richtung Dekarbonisierung und führt nicht nur dazu, dass das Rechenzentrum per se klimaneutral ist, sondern dass es dann auch noch ein super Kraftwerk und ein großer Impuls in Sachen Dekarbonisierung sein kann.
Der dritte Standortfaktor ist sicher, eine gute digitale Drehscheibe zu sein, also auch eine sehr gute Datenautobahn zu haben und einen Datenknotenpunkt vorzufinden. Da ist Wien tatsächlich schon sehr lange ein Standort, wo das zusammenkommt, wo wir eine gute Dateninfrastruktur und Knotenpunkte haben, die auch mit ausreichender Bandbreite versehen sind, wo wir also genug Spuren auf der Datenautobahn zur Verfügung haben.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage kommt von Herrn Abg. Löcker -, und ich bitte darum.
Abg. Theodor Felix Löcker (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin, vielen Dank für Ihre ausführlichen Ausführungen. Es ist supercool, dass ein Rechenzentrum nach Wien kommt. - Hoffentlich, fingers crossed. Aber so ein Rechenzentrum geht natürlich mit einem enormen Energieverbrauch einher. Jetzt hat mich interessiert: Können Sie ungefähr beziffern, wie hoch dieser Energieverbrauch sein wird? - Wir haben ja viel davon gehört, dass es klimaneutral sein soll und dass die Abwärme genutzt werden soll - auch eine super Sache. Aber woher kommt dann die viele Energie, die dafür genutzt werden soll, aus welchen erneuerbaren Quellen? Können Sie darauf eingehen?
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StRin Barbara Novak, MA: Nachdem der Standort nicht entschieden ist, kann ich Ihnen das jetzt nicht genau sagen, weil jeder Standort eine andere Quelle der Stromzufuhr haben wird. Wir haben uns aber jedenfalls in unserer Bewerbung dazu verpflichtet, dieses Rechenzentrum mit erneuerbarer Energie zu speisen. Je nachdem, wie groß es ist, wird sich dann auch die dazugehörige Stromleistung errechnen. Wichtig war das Grundprinzip, das wir abgegeben haben, und die Grundausrichtung, dass wir diese Gigafactory wirklich als nachhaltiges Projekt sehen, sowohl in der Stromzulieferung mit erneuerbarer Energie ausstatten wollen als dann eben auch die Abwärme ins Fernwärmenetz einspeisen wollen.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Die 4. Zusatzfrage kommt von Herrn Abg. Guggenbichler. - Bitte.
Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Frau Landesrätin!
Wir haben ja heuer im Frühjahr das Klimagesetz beschlossen - das heißt, wir nicht, Sie haben es beschlossen -, wo wir festgelegt haben, dass wir bis 2040 klimaneutral sein sollten oder sein müssen, das ist sogar einklagbar. Sie haben den Klimafahrplan schon vor vier Jahren festgelegt. Ich habe hin und wieder nachgefragt, was das Ganze kostet, nämlich die Klimaneutralität bis 2040. Sie haben jetzt sehr viele technische Antworten gegeben. Ich erlaube mir, Ihnen in Ihrer Kernkompetenz, nämlich den Finanzen, eine Frage zu stellen, nämlich: AI-Gigafactory - es wird günstige Preise für die Ausschreibungen geben, können Sie garantieren, dass die Wienerinnen und Wiener die gleichgünstigen Preise der Wien Energie bekommen wie die Gigafactory?
Und die zweite Frage, eine ganz einfache: Wissen Sie, wie viel die Dekarbonisierung bis 2040 kostet - und wer bezahlt das?
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Auch das waren zwei Fragen. - Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StRin Barbara Novak, MA: Ich darf vielleicht mit der zweiten beginnen. Nein, ich weiß nicht, wie viel die Dekarbonisierung bis 2040 kosten wird. Aber das haben Sie jetzt auch, glaube ich, vermutet, dass ich Ihnen an dieser Stelle keine Zahl sagen kann, wie viel bis 2040 die komplette Dekarbonisierung der Stadt Wien kosten wird. (Abg. Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ich bin davon ausgegangen, dass Sie das wissen, wenn Sie dazu ein Gesetz machen.) Was ich, glaube ich, sehr deutlich sagen kann, ist, dass wir festgelegt haben, dieses Ziel zu verfolgen und dass wir sehr viel investieren in und auf diesem Weg in die Infrastruktur, in erneuerbare Energien, in diesem Transformationsprozess, sowohl im Bereich der Stadtwerke und der Wien Energie als auch im Bereich des Wohnbaus, der Kreislaufwirtschaft und der nachhaltigen Umrüstung und Unterstützung der Unternehmerinnen und Unternehmer übrigens am Standort, die gemeinsam mit der Kammer und mit der
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