Landtag, 3. Sitzung vom 23.09.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 88
Abg. Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich kenne die Konzepte, die Sie angesprochen haben. Ich war selbst beim Erstellen eines Kinderschutzkonzeptes dabei, und auch die Fortbildungen sind mir bekannt. Jetzt habe ich folgende Frage aus der Praxis, denn wenn wirklich etwas vorfällt, dann empfindet man oft, dass Lehrerinnen und Lehrer auf sich alleine gestellt sind, auch was die Kommunikation betrifft.
Also ich habe jetzt vor kurzem wieder einen sehr unpersönlich formulierten Brief - in dem Fall einer Direktorin - gelesen. Da ging es um Gewalt an einer Schule, und irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, das könnte man sensibler kommunizieren. Also da gab es irgendwie kein standardisiertes Vorgehen - wenn es so etwas geben kann.
Und meine Frage betrifft noch einen anderen Bereich der Gewalt. Ich habe selber in der Konferenz letztens erst wieder zum Thema Amokläufe etwas gehört. Leider ist das auch ein Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, und auch da kommt mir vor, dass Schulen relativ stark auf sich allein gestellt sind. Da kann es wahrscheinlich keine Standards geben, weil jeder Fall anders zu bewerten und zu beurteilen ist. Aber meine Frage wäre trotzdem, ob es nicht irgendetwas in Richtung standardisierte Hilfestellungen für Schulen gibt, wenn solche schrecklichen Vorfälle passieren oder wenn im Bereich Gewalt etwas passiert, irgendeine Art Erleichterung in der Kommunikation.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Ich bitte um Beantwortung.
Lhptm-Stv.in Mag. Bettina Emmerling, MSc: Vielen Dank für die Frage. - Ja, ich glaube, das ist gerade ein ganz wesentliches Thema. Vor allem der schreckliche Amoklauf in Graz hat uns, glaube ich, da vor Augen geführt, was das auch mit den Schulen macht, mit dem Lehrpersonal, wie hilflos man in so einer Situation sein kann und dass man wahrscheinlich nie weiß: Macht man das Richtige? Macht man das Falsche? Wie ist das in Wahrheit?
Ich habe damals, im Sommer, auch einen runden Tisch einberufen, gerade speziell, um zu schauen, wie schaut es in den Wiener Schulen aus in Bezug auf: Was ist, wenn wir einmal so einen Fall hätten? Sind wir genügend darauf vorbereitet?
Und ich habe vorhin beim Kollegen auch den Krisenerlass erwähnt. Das ist zum Beispiel eine Kommunikation, die sehr einheitlich an alle Schulen geht, sich zum Beispiel mit dem Thema Amoklauf, einem wirklich schrecklichen Ereignis, beschäftigt: Was ist zu tun?
Aber wie Sie selbst erwähnt haben: Es gibt für so einen Fall keinen standardisierten Prozess, auch weil die bauliche Gestaltung jedes Schulgebäudes einfach anders aussieht. Ein Campusgebäude ist etwas anderes als im innerstädtischen Bereich ein Altbau, eine Gangschule, wo man nur vorne ein großes, schweres Eingangstor und sonst keine Ausgänge hat, im Vergleich zum Campus mit ganz viel Glas, wo die Klassen teilweise geöffnet sind, auch mit Glaselementen versehen sind, um Beziehungen herzustellen, wo es große Schulhöfe gibt, wo es zig Ausgänge in den Schulhof gibt.
Und da haben sich viele PädagogInnen die Frage gestellt: Na, was mache ich im Fall der Fälle? Soll ich hinausrennen, oder ist es besser, wir verstecken uns?
Und das ist eine Frage, die auch die LPD nicht eindeutig beantworten kann. Und deswegen haben wir auch gesagt: Okay, wir machen einen Prozess gemeinsam mit der MA 56, die wirklich mit den Schulleitungen sich jeden Schulstandort anschaut, und mit der LPD dazu, was hier im Notfall zu tun ist, denn an einem Standort ist es besser, man versteckt sich, und am anderen Standort ist es besser, man findet einen Fluchtweg und leitet die Klasse dort hinaus. Das kann sehr, sehr unterschiedlich sein. Und das zu erarbeiten, ist eben gerade Auftrag auch der MA 56 mit der LPD gemeinsam, die sich das konkret anschauen.
Und wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass wirklich jede an der Schule befindliche erwachsene Person um diese Erfordernisse weiß, also auch bezüglich Kommunikation - die Kommunikation mit den Direktoren ist natürlich dann auch eine Frage der Bildungsdirektion -, sodass wirklich auch der Freizeitpädagoge, die Freizeitpädagogin am Standort wissen, was Sache ist und wie vorzugehen ist.
Präsident Ing. Christian Meidlinger: Vielen Dank.
Die Fragestunde ist damit beendet.
Und wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der NEOS-Rathausklub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Land Wien und Bund: Hand in Hand für bessere Deutschförderung und faire Chancen!" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau Abg. Bakos, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. - Bitte.
Abg. Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich versuche so lange zu sprechen, bis das Mikrofon vielleicht funktioniert. Ah! Vielleicht hören Sie mich jetzt? Ja, jetzt schaut es gut aus - etwas ungewohnt.
Sehr geehrter Herr Präsident, werte Kolleginnen und Kollegen, werte Frau Landeshauptmannstellvertreterin, werte Zuseherinnen und Zuseher!
Ich habe mir in Vorbereitung auf diese Aktuelle Stunde überlegt, wie man vielleicht unser Bildungssystem mit einer Metapher beschreiben könnte oder wie man es vielleicht für ein Kind beschreiben würde. Vielleicht als Brücke. Auf der einen Seite stehen die Kinder, auf der anderen Seite stehen die Bildungschancen, die Chancen für ein selbstbestimmtes, gutes, erfolgreiches Leben. Und man muss über diese Brücke gehen, um zu diesen Chancen zu gelangen. Manche Kinder haben vielleicht einen sehr schweren Rucksack, andere Kinder nur einen leichten, manche finden Stolpersteine auf dieser Brücke, andere vielleicht wiederum nicht. Manche - und das ist die Essenz dieser Metapher - haben es leichter, manche haben es schwerer. Was ist aber das Allerwichtigste? - Das Allerwichtigste ist, dass jedes Kind, egal, welche Bedingungen es mitbringt, über diese Brücke gelangen kann, um zu diesen Chancen zu kommen.
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