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Landtag, 3. Sitzung vom 23.09.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 88

 

Und mir geht es hier nicht in erster Linie um die Quantität der angebotenen Kurse - diese Diskussion hat es ja auch schon gegeben -, sondern mir geht es tatsächlich um die Qualität der angebotenen Kurse. Und dazu hat es ja im April dieses Jahres auch eine Studie vom AMS gegeben, die wirklich, wirklich große Mängel bei diesen Kursen festgestellt hat. Welche Mängel waren das? - Lange Wartezeiten zwischen den Kursen - hat man einmal den Kurs begonnen, hat man ewig lange gewartet, bis man dann die nächste Stufe bekommen hat -, unzureichende Qualität der Angebote, wechselnde Lehrkräfte, schlechte Methoden, fehlende Kontinuität in der Ausbildung, fehlende Praxistauglichkeit - das heißt, der Bezug zum Alltag, zum Beruf, hat vollkommen gefehlt - und natürlich auch logistische Hürden. Die ÖVP behauptet von sich, eine familienfreundliche Partei zu sein, aber die Vereinbarkeit von Betreuungsmöglichkeiten und Kursen war wirklich für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwer zu erreichen.

 

Darum würde ich Sie auch auffordern, wirklich Ihre Aufgaben zu machen, genauso wie wir es im Bildungsbereich machen, auch bei der Sprachförderung der Erwachsenen, vielleicht nicht mehr Bauschlosser zu sein, weil wir jetzt gesehen haben, das können Sie nicht. Aber vielleicht schaffen Sie das Schlüsselschloss - das ist vielleicht ein bisschen einfacher, ein bisschen weniger komplex -, um die Türen aufzumachen.

 

Denn was braucht es? - Es braucht nahtlose Kursstrukturen, hohe Qualität. Es braucht auch Kurse, die einfach mehr Bezug zu den Berufen haben, das heißt, Kurse, die die Menschen dazu befähigen, im Beruf, am Arbeitsplatz und im echten Leben zurechtzukommen (Abg. Mag. Dietbert Kowarik: Das können Sie ja bei der nächsten Regierungssitzung besprechen!), denn Sprachförderung ist keine soziale Maßnahme am Rand, sondern Sprachförderung ist tatsächlich Arbeitsmarktpolitik, Sprachförderung ist auch Wirtschaftspolitik, Sprachförderung ist auch Integrationspolitik. Und Sprache öffnet Türen - für die Kinder in den Schulen, für die Erwachsenen im Beruf, für uns in der Gesellschaft.

 

Und ja, machen Sie Ihre Arbeit! - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Präsident Anton Mahdalik: Als nächste Rednerin hat sich Frau Abg. Aslan gemeldet.

 

10.52.19

Abg. Mag. Berivan Aslan (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Frau Landesrätin, liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Das Ganze einmal aus der integrationspolitischen Perspektive: Ich habe Deutsch im Kindergarten gelernt, weil wir daheim Kurdisch gesprochen haben und ich in der Nachbarschaft mit den Nachbarskindern Türkisch gesprochen habe. Also Deutsch war meine zweite Fremdsprache, als ich mit dem Kindergarten angefangen habe. Am Anfang war es zäh, ja, also in den ersten sechs Monaten. Da braucht man eine Zeit lang. Aber im Kindergarten geht das alles ja viel schneller und viel spielerischer.

 

Okay, ich gebe es zu: Manche Sachen habe ich gar nicht verstanden. Zum Beispiel die Erstkommunion habe ich gar nicht gecheckt, da bin ich nach der Schule heimgekommen und habe gesagt: Mama, Mama! Die Tiroler Kinder ziehen sich ein weißes Kleid an, und dann werden sie alle zu Kommunisten! Und die Mama hat das natürlich null verstanden, weil da einfach der ganze kulturelle Kontext gefehlt hat. Aber trotzdem war Sprachförderung auch sehr humorvoll für Kinder, man hat das dann auch sehr spielerisch gelernt.

 

Aber die Sprachförderung war halt nicht immer lustig, vor allem für migrantische Kinder nicht, weil man ständig als Problemkinder abgestempelt wurde, weil man uns irgendwie in Sonderklassen gesteckt hat, wo man dann erst recht ausgegrenzt wurde.

 

Und heute wird man sogar von der FPÖ schon mit sechs Jahren kriminalisiert, das finde ich ja noch ärger. Also ich denke mir: Wo sind wir heute (StR Dominik Nepp, MA: So ein Schwachsinn! Das ist ja wirklich geistesgestört!) nach über 30 Jahren? - Zuhören ist wirklich eine schwierige Kulturtechnik, Herr Kollege Nepp (Zwischenrufe bei der FPÖ.). - Heute, da ich selber Mama von zwei Kindergartenkindern bin, habe ich das Gefühl: Wo liegen wir denn? - Wir reden eigentlich immer noch über die gleichen Probleme.

 

Also ich habe jetzt gerade von Kollegin Pany all die Forderungen gehört, also was noch zu machen ist, ja. Die haben wir vor 30 Jahren auch gehabt. Aber bei meinen gleichaltrigen Cousinen und Cousins in Schweden war das gar nicht Thema, sogar vor 30 Jahren war es nicht Thema.

 

Und heute lese ich den Titel: Bund und Land Hand in Hand. Da wollen wir die Probleme der Deutschförderung lösen. Na ja, die Fakten schauen da ein bisschen anders aus. Und zwar ergibt eine Beantwortung der Anfrage der Kollegin Malle und des Kollegen Stadler Folgendes: dass Kinder, die da geboren sind, nach zwei Jahren immer noch nicht Deutsch können, dass fast 50 Prozent der Erstklässler immer noch nicht Deutsch können, dass die Ihrerseits versprochenen 500 Sprachkräfte immer noch nicht geliefert wurden und dass 258 Kindergartenstandorte, obwohl ein massiver Bedarf da war, immer noch nichts bekommen haben. Liebe Kolleginnen und Kollegen, von Chancengerechtigkeit sind wir da wirklich weit weg. (Beifall bei den GRÜNEN.) Also man lässt nicht nur Kinder, sondern auch Pädagoginnen und Pädagogen total im Stich.

 

So, und jetzt will ich zu ÖVP und SPÖ weitergehen. Okay, man kann vieles den Grünen zuschieben, aber ich denke, jahrzehntelang habt ihr das Bildungsressort und auch das Integrationsressort gehabt. Und wenn ich nach 30 Jahren hier stehe und immer noch über die gleichen Probleme rede, ist das ja der deutlichste Beweis, dass genau in Bezug auf Sprachförderung nichts weitergegangen ist, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Also ihr deklariert euch heute als die Retter der Integrations- und Bildungspolitik, aber faktisch seid ihr die Bestatter der Integrations- und Bildungspolitik. So schaut es aus, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Jedes Kind aus meiner Generation kann das Wort Sprachförderung nicht mehr hören, auch nach 30 Jahren

 

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