Landtag, 3. Sitzung vom 23.09.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 88
gets kann beim Personal nicht gespart werden. Vielmehr ist das Gegenteil notwendig. Wir müssen die Gesundheitsberufe aufwerten, wir müssen fair bezahlen, und wir brauchen mehr Menschen in diesem Bereich. Der Ausbau der Pflegeausbildung ist sehr gut, nach wie vor haben wir aber einen Personalmangel in der Pflege. (Zwischenruf von Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.)
Das heißt, wir müssen hier nach wie vor kräftig nachlegen und insbesondere an der Schraube der Arbeitsbedingungen drehen, denn ohne gute Arbeitsbedingungen werden viele Personen vorzeitig den Beruf verlassen. Wie Sie wissen, beläuft sich der Durchschnitt auf zehn Jahre Verweildauer im Beruf. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Arbeitsbedingungen definitiv nicht gut sind, dass sie zu hart sind. Es muss also in diesem Bereich weiter an Verbesserungen gearbeitet werden.
Auch Digitalisierung ist wichtig, sie dient aber definitiv nicht dazu, um ein Sparprogramm einzuleiten, sondern wir brauchen Menschen, welche die Menschen vor Ort pflegen, mit ihnen arbeiten, ihnen zuhören, ihnen Zuspruch geben. All das wird nicht mit KI geschehen, und unter diesem Aspekt wir die Investition in Menschen ganz einfach eine dringliche Aufgabe bleiben.
Ich komme zu noch einem dritten Punkt, der mir sehr wichtig ist, nämlich zur Kinder- und Frauengesundheit. Sie werden wissen: Ein Ghost Shopping des Bundesrechnungshofs hat gezeigt, dass 90 Tage gewartet werden muss, um einen kinderpsychiatrischen Ersttermin zu bekommen. Das ist definitiv viel zu lang! Im Tätigkeitsbericht wird darauf hingewiesen, dass Kinder mit Autismus von Zentren für Entwicklungsstörungen, also genau von Anlaufstellen, die dafür zuständig sind, abgewiesen werden müssen, weil dort die Kapazitäten fehlen. Etwa nur ein Fünftel - ein Fünftel, das muss man sich einmal vorstellen! - der Kinder mit ASS, also mit Autismus-Spektrum-Störungen, können in Wien gefördert werden, das heißt vier Fünftel bleiben ohne entsprechende Unterstützung. Das zeigt: Die ZEFs, also die Zentren für Entwicklungsstörungen, sind am Limit, und Kinder und ihre pflegenden Angehörigen beziehungsweise ihre betreuenden Eltern - meist sind es Frauen - werden total allein gelassen. Das ist absolut inakzeptabel, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Im Tätigkeitsbericht wird auch kritisiert, dass Ergo-, Physio- und Logotherapie selten vor Ort sind. Das heißt, die Eltern müssen durch die Stadt tingeln. Auch für diesen Bereich brauchen wir also eine niederschwelligere beziehungsweise wohnortnahe Struktur, damit Kinder die Therapien bekommen, die sie brauchen. Weiters brauchen wir mehr Kassenstellen für KinderärztInnen und eine bessere Akutversorgung an Wochenenden.
All diese Forderungen sind im Bericht des Patientenanwalts zu lesen, und wir unterstützen das absolut. Es muss für Eltern ganz klar sein, dass ihre Kinder die entsprechende Behandlung unabhängig von ihrem Geldbörsel bekommen. Das ist uns ganz, ganz wichtig.
Ein Thema, das neu im Bericht ist, betrifft die negativen Geburtserfahrungen. Auch darauf möchte ich noch kurz eingehen. Wir GRÜNE nennen das "Gewalt unter der Geburt". Immer mehr Frauen berichten davon, dass sie mangelnde Aufklärung erleben beziehungsweise dass diese fehlt, dass sie Schmerzen ertragen müssen, obwohl das nicht notwendig wäre; beziehungsweise dass ihre Zustimmung zu gewissen Vorgangsweisen nicht eingeholt wird. Ich denke, dass es ein gutes Mittel ist, um diesen schwierigen Situationen entgegenzuwirken, mehr Hebammen bei der Geburt zur Unterstützung beizugeben. Es gibt eine Leitlinie, die besagt, dass Hebammenbetreuung im Verhältnis eins zu eins eigentlich dem Stand der Dinge entsprechen würde. Davon sind wir in Wien allerdings entfernt. Einmal mehr bringen wir daher, um die Frauengesundheit zu verbessern, heute den Antrag ein, Schritte in Richtung Eins-zu-eins-Hebammenbetreuung in die Wege zu leiten und Arbeitsgruppen einzurichten, damit wir dieses Ziel tatsächlich endlich erreichen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Eine weitere Baustelle, die angesprochen wurde, ist das Chaos rund um die Schließung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses beziehungsweise des AUVA-Trauma-Zentrums. Dafür finden Sie, Herr Patientenanwalt, wirklich ganz klare Worte, nämlich dass hier ein absolutes Missmanagement vor allem betreffend Kommunikation besteht und sich diese Lücke bis heute durch Mehrbelastung der anderen Spitäler auswirkt. Sie sprechen auch die fehlende multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit ME/CFS und das Thema der Long-Covid-Ambulanzen an. Auch diesbezüglich warten wir nach wie vor auf entsprechende Versorgungsstrukturen. Sie sprechen auch dezidiert an, dass Psychotherapie auf Krankenschein völlig unzureichend zur Verfügung gestellt wird. All das sind Probleme, die wir angehen wollen und werden, und hinsichtlich welcher wir GRÜNE auch weiterhin den Finger in die Wunde legen werden.
Abschließend möchte ich noch einen Punkt ansprechen, im Hinblick worauf ich sehe, dass sozusagen die Grenzen der Wiener Pflege- und PatientInnenanwaltschaft erreicht sind, nämlich beim Thema Prävention und Gesundheitsförderung. Die PatientInnenanwaltschaft greift natürlich - so lautet ihr Auftrag - erst dann ein, wenn schon was passiert ist, wenn die Menschen krank sind, wenn sie mit dem System der Gesundheitsversorgung - beziehungsweise ist es im Grunde genommen ja eine Krankheitsversorgung - in Kontakt kommen. An welcher Stelle, meine sehr geehrten Damen und Herren, kann man aber einbringen, dass man fehlende Prävention erlebt? Wo bringt man ein, dass krankmachende Umweltbedingungen nicht angegangen werden, beispielsweise gerade bei der Klimaerhitzung? - Ich meine, auf diesen Bereich könnte das Recht der PatientInnen noch ausgeweitet werden. Ich weiß aber, dass nicht Sie das machen können, sondern dass das die Politik machen muss.
Was aber definitiv sehr wohl in Ihrem Bericht vorkommt, ist das Thema Hitze. Sie berichten darüber am Beispiel einer Dialyseeinrichtung, wo über 30 Grad Temperatur herrscht, was natürlich sowohl für die PatientInnen als auch für die Pflegenden absolut unerträglich ist. Das Thema Klimawandel wird also auch im Gesundheitsbereich zunehmend immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ich hoffe natürlich, dass kühlende Maßnah
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular