Landtag, 41. Sitzung vom 24.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 68
Abg. Christian Hursky (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Auch ich halte heute meine letzte Rede im Haus. Das heißt, ich werde vielleicht tatsächlich nur ganz kurz zum Geschäftsstück sprechen.
In dem Zusammenhang die meistgestellte Frage, die mir in letzter Zeit gestellt wurde, ist: Wie geht es dir? - Normalerweise fragt man das jemanden, der gerade mit einer schweren Krankheit aus dem Krankenhaus gekommen ist und nicht aus dem Gemeinderat geht.
Wie geht es einem tatsächlich? - Wenn Sie fast 20 Jahre mit einer gewissen Unterbrechung in diesem Haus tätig waren, ist auf der einen Seite natürlich eine gewisse Wehmut dabei. Auf der anderen Seite ist es aber durchaus so, dass Politik für mich immer etwas war, was ich mit großer Leidenschaft gemacht habe, worüber ich mich aber nicht ausschließlich definiert habe. Ich habe parallel dazu immer ein durchaus erfolgreiches Berufsleben geführt. Auch dieses Berufsleben habe ich immer sehr leidenschaftlich gemacht, bis zum Schluss. Das hat mir auch immer die Möglichkeit geboten, im direkten Kontakt mit Menschen zu sein. Für mich war diese Symbiose aus Politik und beruflichem Leben immer etwas, was ich versucht habe, gegenseitig einfließen zu lassen.
Der Vorteil ist, wenn man auch im Berufsleben gestanden ist, horcht man manchmal ein bisschen besser in die Menschen hinein. Wenn ich zum Beispiel bei mir in der Firma zum Schluss im Fahrerraum war, wenn sie Schichtwechsel gehabt haben - das war sozusagen die heimliche Waschküche -, dann habe ich sofort gewusst, wie ist eigentlich die Stimmung unter den Leuten und die Stimmung unter der Bevölkerung? Da brauchst du meistens gar nicht viele Meinungsumfragen, sondern du weißt, ist der Wind mit dir oder bläst er dir gerade ins Gesicht bei verschiedenen Themen. Und das war mir immer sehr wichtig.
Was auch eine recht erfolgreiche Sache war in vielen Zeiten, war das Vereinsleben, die Vereinsarbeit. Eine führe ich mit dem Kulturverband Favoriten noch weiter. Aber ich hatte die Ehre, dass ich aufgrund meiner politischen Funktion neun Jahre Präsident des Wiener Schachverbandes sein durfte und vier Jahre Präsident des Österreichischen Schachbundes. Ich sage einmal, das war eine durchaus erfolgreiche Ära, denn in der Zeit ist es mir gelungen, wirklich sehr viel Jugendarbeit aufzubauen, sehr viel mit jungen Menschen zu arbeiten, sie damals von den besten Trainierinnen und Trainern, die es am Markt gegeben hat, trainieren zu lassen. Als Beispiel: Artur Jussupow, zweimal WM-Semifinalist und der, der den Weltmeister Viswanathan Anand zum Trainer gemacht hat, hat unsere Jugendnationalmannschaft bei Workshops trainiert. Das ist so, wie wenn Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti bei uns das Fußballjugendnationalteam trainieren würden. (Lhptm-Stv.in Kathrin Gaál: Das wäre gut!) Die Arbeit war erfolgreich, wir haben in der Zeit immerhin bei Welt- und Europameisterschaften 28 Medaillen erreicht und ein komplett neues, junges Nationalteam aufgebaut, was heute noch nachwirkt und wo ich immer eine Freude habe, wenn ich nach wie vor mit diesen jungen Spielerinnen und Spielern in Kontakt bin. Eine der besten jungen Mädchen hat mich damals leider verlassen, aber die ist umso mehr eine hervorragendere Jazzmusikerin geworden und hat letztes Jahr bei uns in Favoriten ihr Debut im Waldmüllerzentrum feiern können. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN, NEOS und Abg. Wolfgang Irschik.)
Die politische Arbeit während fünfzehn Jahren in der Bezirksvertretung Favoriten hat mich natürlich sehr stark geprägt. Die Kathrin Gaál, heute Vizebürgermeisterin, war in der letzten Periode mit dabei. Ich durfte dort der Vorsitzende sein. Das war eine sehr spannende Zeit. Als ich angefangen habe, hatten wir 42 von 60 Mandaten und dann hatten wir nur noch 29 von 60 Mandaten, was die Vorsitzführung umso herausfordernder gemacht hat, um dort zu arbeiten. Vor allem, weil die Anträge, die manchmal hereingekommen sind, manchmal halt nicht so waren, dass man sie auch zulassen konnte. Manchmal war ich dann auch ein bisschen flapsig. Ich weiß noch, zu einer GRÜNEN-Kollegin, die sich beschwert hat, weil ich einen Antrag nicht zugelassen hab, habe ich gesagt: Zahlt mir 500 Schilling und ich schreibe euch den Antrag richtig. Da waren sie mir damals ein bisschen böse.
Heute gibt es noch zwei Sachen aus meiner Arbeit in der Bezirksvertretung Favoriten, die man, würde ich sagen, vielleicht als nachhaltig sehen kann: Das eine ist eine komplett verkehrspolitische Maßnahme. Autoraser hat es ja immer schon gegeben - wenn man die Neilreichgasse von der Raxstraße Richtung Wienerfeld gefahren ist, war das zweispurig und ist dann auf eine Spur zusammengegangen - und meistens sind sie dann bei der Ampel gestanden, beim Fußgängerübergang dort. Wenn sich die dort mehr oder minder weglassen haben, waren die beim Fußgängerübergang nicht mit 50, sondern meistens mit 70 oder 80 km/h. Unabhängig davon, dass man dort einen 30er eingeführt hat, haben wir das gelöst, indem wir einfach Parkstreifen markiert haben in dem Bereich, beiderseits beider Inseln bis zum Pensionistenwohnhaus. Neben der Nebenfahrbahn darfst du normalerweise nicht stehen auf der Straße, aber da haben wir überall markiert und haben eigentlich in einem Aufwasch dort, glaube ich, 120 Parkplätze geschaffen. Das war für alle eine zufriedenstellende Lösung, die bis heute noch besteht, und das ist über 30 Jahre her.
Eine vielleicht viel größere Idee von mir, die man umgesetzt hat, war die Fußgängerzone in Favoriten, die Erweiterung von der Landgutgasse Richtung Südbahnhof hinunter. Da ist sogar der O-Wagen damals verlegt worden, der so eine S-Kurve gefahren ist. Also auch das hat man geschafft. Das hat aber handgezählt wiederum ungefähr 120 Parkplätze gekostet, aber es gibt eh eine Mordstrumm-Garage drunter, die nicht genutzt ist. Man kann das leben.
Die Idee dahinter war, den unteren Teil der Fußgängerzone zu beleben. Es hat aber seine Jahre gedauert bis es wirklich gegriffen hat. Mittlerweile findet man am Columbusplatz wirklich ganz tolle Lokale, wo man sagt, schön langsam bildet sich hier auch eine Art In-Szene.
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