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Trauerakt vom 08.11.2006  -  Seite 4 von 4

 

Oder die verlorene Abstimmung über die gemeinsame Weltausstellung mit Budapest. Heute haben wir an der Stelle des Weltausstellungsgeländes ein Entwicklungs- und Erweiterungsgebiet der Stadt, bei dem sich unsere Gäste auch anstellen, das besichtigen zu können, das Neid erweckt und auf das wir stolz sein können im Zentrum internationaler Begegnung.

 

Hans Mayr hat es uns allen nicht leicht gemacht, den politischen Partnern und Mitbewerbern in Wien und im Wiener Gemeinderat mit Sicherheit nicht. Aber, wenn es euch, geschätzte Kollegen, tröstet, er hat es uns auch nicht leicht gemacht, oft schwerer als euch. Denn das unüberbietbare Temperament Hans Mayr’s hat sich überall Durchbruch verschafft, nicht nur in der politischen Diskussion außerhalb seiner Gesinnungsgemeinschaft.

 

Aber wie immer man diese Diskussion in der Form auch einschätzen mag, sie waren das, was Präsident Hatzl auch gesagt hat, und das ich gerne unterstreiche: Sie waren ehrlich, manchmal bis zur Bitterkeit ehrlich. Es hat sich allemal gelohnt, darüber nachzudenken, selbst wenn man seine Argumente nicht geteilt hat.

 

Hans Mayr hat uns gemeinsam mit Helmut Zilk eine wohl geordnete Stadt übergeben.

 

Hans Mayr war weit über die Parteigrenzen hinaus, weit über diese Stadtgrenzen hinaus, als Finanzfachmann anerkannt. Viele Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in den letzten Tagen gesprochen habe, erinnern sich an legendäre Finanzausgleichsverhandlungen, an denen Hans Mayr teilgenommen hat. Es wurde sogar der Begriff von “Schlacht“ in den Mund genommen. Mancher Finanzminister dieser Republik hat Hans Mayr erleben müssen in diesen Finanzausgleichsverhandlungen und ich wähle diese Worte bewusst: “erleben müssen“.

 

Ich habe gestern einen Brief von Martin Purtscher bekommen, dem langjährigen Landeshauptmann von Vorarlberg und Weggefährten des Hans Mayr in diesen Finanzausgleichsverhandlungen, der sich in sehr berührenden Worten dieser gemeinsamen Erlebnisse erinnert hat, wo es um den finanziellen Interessensausgleich zwischen dem Bund, den Ländern und den Gemeinden gegangen ist und wo sie gemeinsam für die Interessen der Länder und der Gemeinden diese Diskussionen, bis hin zu Auseinandersetzungen, geführt haben.

 

Hans Mayr war gerade in diesem Bereich ein außerordentlicher Fachmann. Er hat es meisterhaft verstanden, gerade jenen Hut aufzuhaben, der in der Finanzausgleichsverhandlung der dienlichste gewesen ist. Wir haben auch hier von ihm gelernt.

 

Ich bin mir dessen schon bewusst, dass es viele Gelegenheiten gibt, wo man seine Bekenntnisse zu Föderalismus und Subsidiarität abzugeben hat. Gerade in diesem neuen Europa Begrifflichkeiten, die immer wieder ganz aktuell scheinen und nicht mehr nur oft verwendete Ausdrücke einer ausschließlich innerösterreichischen Diskussion sind. Aber Föderalismus und Subsidiarität sind nicht finanzierbar, wenn man nicht auch die entsprechenden finanziellen Grundlagen dafür bereit stellt. Aufgaben, Übernahme und Aufgabenteilungen müssen finanziert werden. Hans Mayr war unüberbietbar im Umsetzen und im Verständnis dieses Prinzips.

 

Wir werden Hans Mayr mit Sicherheit sehr widersprüchlich in Erinnerung behalten und das ist gut so. Denn er war ein facettenreicher, bis hin zum Widerspruch in sich selbst gehender, Mensch.

 

Wir werden ihn in Erinnerung behalten, wie er nun in der Tat auch war und er wird sich uns in Erinnerung halten. Wir werden sicherlich noch sehr oft auch in dem Gedanken herangehen an heutige Problemlösungen mit dem Verständnis im Hinterkopf: “Na, was hätte der Hans da dazu gesagt?“

 

Was haben wir eigentlich von seiner Arbeit, von seiner Leistung, von seinem Wissen, von seiner Erfahrung profitiert und was haben wir uns da auch davon gemerkt? Vieles werden wir verwerfen, weil die Welt eine andere geworden ist. Aber vieles werden wir in unserer Erinnerung abrufen, denn es ist zweifelsohne heute auch noch brauchbar.

 

Wir werden nicht einfach Hans Mayr gedenken und wir werden nicht einfach sagen, wir werden ihn nicht vergessen. Denn Hans Mayr war zweifelsohne ein Mensch, der ihn uns nicht vergessen lässt und das, denke ich, ist gut so und wenn es etwas Tröstliches gibt an diesem Abschied, dann sind das zwei Dinge:

 

Das Erste ist, dass wir viel von seinem Wissen mitnehmen durften in diese neue Welt, in dieses 21. Jahrhundert.

 

Aber auch, dass wir wissen, so wie er die letzten Jahre verbringen musste, so hat er sich seinen Abschied von dieser Welt sicher nicht vorgestellt.

 

Für uns, und für die Familie natürlich noch viel mehr, war es zweifelsohne sehr schwer, seinen Leidensweg am Ende seines Lebens miterleben zu müssen. Das denke ich, ist das Tröstliche, dass wir sagen können, dieser Leidensweg für ihn, aber natürlich auch für seine Angehörigen und für seine Mitwelt, ist zu Ende.

 

Hans Mayr ist zweifelsohne jemand, der Dankbarkeit in uns erweckt für alles, was er uns gegeben hat. Es ändert nichts daran, dass wir traurig sind, weil er weggegangen ist.

 

Der musikalische Abschluss des Traueraktes erfolgte durch das Streicherensemble der Wiener Symphoniker mit “Air“ aus der D-Dur Suite von Johann Sebastian Bach.

 

(Ende des Traueraktes um 13.50 Uhr.)

 

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