«  1  »

 

Trauerakt vom 08.11.2006  -  Seite 3 von 4

 

der es als Selbstverständlichkeit empfunden hat, den Menschen ganz einfach das zu geben, was er vielleicht in frühester Jugend selbst in Anspruch nehmen konnte: Zuneigung, Hilfe, Chancen. Und so wollen wir ihn in Erinnerung behalten und so bitten wir auch die Gattin und die Familie, unser Mitgefühl hier aufzunehmen, aber mit der Gewissheit und mit dem Wissen, auch unser Schmerz ist genauso groß und unsere Trauer genauso gewaltig.

 

Er wird für uns unvergessen bleiben.

 

Landeshauptmann und Bürgermeister von Wien Dr Michael Häupl: Liebe Familie Mayr, liebe Freunde des Hans Mayr! Danke, dass Sie heute zum Abschied hier im Festsaal des Wiener Rathauses zusammengekommen sind, meine Damen und Herren.

 

Es ist eigentlich ein gar nicht in Worte zu fassendes Gefühl, wenn man im normalen Tagesablauf dieser Zeit steht, vollgefüllt mit Bewegung, Dynamik, Hektik, Konzentration und plötzlich, wenn man am 26. Oktober 2006 morgens mit der Nachricht konfrontiert wird, Hans Mayr ist nicht mehr. Dies ist wie ein Blitz in den Alltag. Man hält inne, denkt auch natürlich daran, was mache ich da eigentlich in dieser Zeit, die ja durchaus auch viel von den Schattenseiten unseres Berufslebens inne hat. Dann denkt man mit Sicherheit auch daran, was tatsächlich wichtig ist. Was bleibt von einem Menschen, mit dem man gelebt hat? Was bleibt von einem Menschen, mit dem man zusammengearbeitet hat? Ich fragte mich, was bleibt von einem Menschen, mit dem man möglicherweise mehr Zeit verbracht hat als mit der eigenen Familie.

 

Da kommt man, so denke ich, doch auch auf das Wesentlichste. Von Hans Mayr die Leistungen aufzuzählen, ist mit Sicherheit ein Leichtes. Sie haben es hier gesehen. Sie haben es hier gehört. Wir wissen, es würde keine Wiener Holding geben, keinen Wiener Wirtschaftsförderungsfonds. Vieles in der Stadt an Infrastruktur, in technischen Bereichen, im Versorgungs- und Entsorgungsbereich, im Umweltbereich gäbe es nicht, wenn es nicht Hans Mayr gegründet, initiiert oder die finanzielle Grundlegung dafür geschaffen hätte.

 

Aber sind Organisationen, Konstrukte, Gebäude wirklich das Bleibende aus dem Lebenswerk eines Menschen? Das mag wohl da und dort auch sein, mag in vielfältiger Hinsicht sogar auch sein. Ich denke, das Bleibende eines Menschen ist, was er der nächsten Generation an Wissen auch weitergeben konnte. Ich denke, dass jemand, der doch sehr viel jünger ist als Hans Mayr, der mit anderen, die hier sitzen, Jugendfunktionär war, als Hans Mayr Finanzstadtrat in dieser Stadt wurde, Hans Mayr immer als den Mächtigen erlebt hat. Wir haben Hans Mayr als Institution, als Autorität, als den mächtigen kraftvollen Mann erlebt, wo man sich Widerspruch sehr gut zu überlegen hatte, ob man den auch wagt.

 

Dennoch war er uns zweifelsohne ein wirklicher Lehrer. Jemand, der gestanden ist auch als der Reibebaum. Einer, an dem wir unsere Argumente messen konnten. Einer, der die Jungen darauf hingewiesen hat, nicht intellektuell schlampig zu sein, oberflächlich zu sein.

 

Es wird mir unvergesslich bleiben, als in einer Diskussion einer meiner jungen Freunde Hans Mayr in forscher Form gefragt hat, wie das denn nun mit dem Budget in der Stadt Wien sei und er ihn mit ungewohnt mildem Lächeln angeschaut hat und gemeint hat: “Schau, das ist einfach, da gibt es Ausgaben und da gibt es Einnahmen.“ Damit war die Spannung natürlich aus dem Gespräch heraußen, selbst der einfach strukturierte Mensch wird begriffen haben, dass es sich hier um eine humorige Lektion des Hans Mayr gehandelt hat, jedenfalls so, wie Hans Mayr Humor auch verstanden hat.

 

Aber es waren viele Diskussionen, viele Gespräche, die wir vor allem in fortschreitender Form der Zusammenarbeit geführt haben, die vieles, unendlich vieles vermittelt haben vom Verständnis dessen, was in der Politik insgesamt, was in der Stadt, in der Stadtpolitik im Besonderen, für uns wichtig ist und mit Sicherheit auch, was es heißt, in dieser Welt der Politik als Mensch ungebrochen zu überleben.

 

Wir haben sehr viel von Hans Mayr gelernt und die schönsten Stunden mit ihm waren zweifelsohne nicht jene, wo er sehr lautstark, in welchem Gremium immer, seine Auffassungen vertreten hat. Wir alle haben mit Sicherheit auch das in Erinnerung, was man künstliche Aufregung nennt – Hans Mayr war ein Meister in diesem Fach. Die schönsten waren die stillen Stunden, die wir mit ihm verbringen durften. Es waren die Stunden der gemeinsamen Nachdenklichkeit. Stunden größtmöglichen Lernens, größtmöglicher Ehrlichkeit, größtmöglicher Erfahrung, wenn man im kleinen Kreis mit ihm beieinander gesessen ist und tatsächlich das getan hat, was man heute als “sich austauschen“ bezeichnen würde, wo man nun in der Tat in ruhiger Form miteinander nachdenken konnte.

 

Hans Mayr kannte jedoch nicht nur die Süße des Siegers. Er kannte auch die Niederlage, die gelegentlich mit einem gewissen Pathos versehen ist. Ich meine damit nicht so sehr die Ergebnisse von Gemeinderatswahlen oder anderem, sondern ich meine sehr viel mehr jenes, wenn es um Ideen gegangen ist und die Frage der Durchsetzung der Ideen.

 

Zweifelsohne konnte man bei Hans Mayr auch lernen, wie man Niederlagen verarbeitet und sie dennoch zu etwas Positivem für die Stadt ummünzt. Das Sichtwort AKH beispielsweise, ein Synonym für Skandal, heute eines der großartigsten Krankenhäuser in ganz Europa.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular