Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Ich habe die Vorschläge von Kollegen Morak, die er mir
freundlicherweise vorher schon persönlich mitgeteilt hat, nicht so verstanden,
dass sie im Gegensatz dazu stehen. Ich habe hier jetzt schon gesagt, dass ich
dann, wenn es - was sehr erfreulich wäre - eine große Quantität und vor allem Qualität
an Interessenten, an Bewerbern, an Ideen, an Konzepten gibt, die es der
vorhandenen Expertise - sprich: der Geschäftsführung des Theaters in der
Josefstadt, dem Kollegen Morak und mir selbst - schwierig erscheinen lassen,
daraus unmittelbar eine Entscheidung zu treffen, weil es eben so viele, weil
darunter vielleicht unbekannte Persönlichkeiten sind, die man erst kennen
lernen muss, einer solchen sehr kurzfristigen - das wäre natürlich das
Entscheidende - Zuziehung einer weiteren Expertise, sei das eine Kommission,
sei das eine Jury, wie auch immer, sehr offen gegenüberstehe. Das widerspricht
auch nicht der bisherigen Vorgangsweise.
Mir geht es jetzt darum, ein bisschen aufs Tempo zu
drücken. Auch wenn zu Jahresbeginn noch gesagt wurde, es sei nicht dringend,
einen Nachfolger zu bestellen, denke ich doch, dass es dringend ist. Wir
sollten hier rasch zu einer Lösung kommen. Daher werden wir uns Anfang nächster
Woche mit den Partnern zusammensetzen und auf Basis des vorhandenen Materials
einmal darüber zu befinden haben, ob es sinnvoll ist, noch zusätzliche Leute
einzubeziehen. Ich stehe dem sehr offen gegenüber. Am Ende muss eine gute
Lösung für die Josefstadt stehen, das ist außer Zweifel.
Ich verhehle auch nicht, dass es wahrscheinlich bei
dem einen oder anderen noch Zweifel darüber gibt, ob ein solches Verfahren
tatsächlich die absolute Vertraulichkeit gewährleistet. Aber das ist ja der
springende Punkt. Wenn sich Leute tatsächlich nicht bewerben, dann geschieht
das vielleicht deshalb, weil sie sagen: Dann stehe ich morgen in der Zeitung. -
Das ist aber im Kulturbereich bei Besetzungen dieser Größenordnung und dieser
Bedeutung meistens leider ohnehin die Gefahr. Daher wird niemand eine
100-prozentige Garantie geben können - ob mit Ausschreibung oder ohne
Ausschreibung, wie auch immer -, dass das sozusagen 100-prozentig vertraulich
ist. Sie alle wissen, dass der Kulturbereich für Gerüchte und Tratsch sehr
anfällig ist. Das ist daher nicht so sehr die Frage.
Aber ich glaube, dass man zunehmend in diese Kultur
wird kommen müssen - und ich hoffe, dass das nach einigen Jahren sehr viel
selbstverständlicher als jetzt sein wird -, dass man an den Beginn eines
solchen Verfahrens gewisse Grundregeln stellt, die garantieren, dass auch
Persönlichkeiten, die sich vorher nicht unmittelbar bewerben oder interessieren
wollten, zugelassen sind. In diesem Sinn halte ich es für einen ersten Erfolg
dessen, was ich angeregt habe, dass es offensichtlich doch einige
Persönlichkeiten dafür gibt.
Die weitere Vorgangsweise werden wir mit den Partnern
in diesem Gesamtrahmen abstimmen. Mir geht es darum, das möglichst rasch zu
machen, aber am Ende soll selbstverständlich diejenige Persönlichkeit stehen,
die für die Josefstadt am besten geeignet ist. Wir werden sicherlich auch den
geeigneten Weg dorthin finden.
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GR
Ringler. Ich erteile ihr das Wort.
GR Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich bin
noch immer ein bisschen verwirrt. Ich habe noch immer nicht ganz verstanden,
wie Sie jetzt vorhaben, die Interessen der Stadt Wien gegenüber dem Bund
durchzusetzen?
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Es geht gar nicht um eine Durchsetzung der
Interessen der Stadt Wien gegenüber dem Bund. Ich gehe davon aus, dass der Bund
und die Stadt Wien wesentliche Subventionsgeber für die Josefstadt-Gesellschaft
sind. Ich hoffe oder glaube auch nicht, dass es da wesentliche Unterschiede in
den Interessen gibt, weil wir uns letztendlich - das habe ich in zahlreichen
Gesprächen mit allen Beteiligten herausgefunden - in den Zielen, was die
Josefstadt anbelangt, ziemlich einig sind. Daher sehe ich fürs Erste keinen Unterschied
in den Interessen.
Was die jeweiligen Persönlichkeiten betrifft, oder
wer von den Persönlichkeiten am besten geeignet ist, diese Zielvorstellungen zu
erreichen, wird sich aus dem Dialog und aus dem Gespräch ergeben, wie es in der
Vergangenheit geschehen ist und wie es auch in anderen Bereichen der Fall ist,
in denen verschiedene Subventionsgeber tätig sind. Ich erinnere an die
Salzburger Festspiele, ich erinnere an die Bregenzer Festspiele und vieles
andere mehr. Ich habe da jedenfalls bisher noch keine allzu großen
Interessengegensätze gesehen.
Ich glaube, am Ende muss jedenfalls eine gemeinsam getragene
Vorgangsweise stehen. Ich habe auch eine vielgliedrige Vereinbarung, die
zwischen dem Bund und der Stadt Wien getroffen wurde, übernommen und stehe
dazu. Demnach wird es auch in Zukunft und weit über das Jahr 2003 hinaus darum
gehen, die Josefstadt gemeinsam zu subventionieren. Darin sehe ich keine allzu
großen Interessengegensätze.
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. - Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Dr
Salcher. - Bitte.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich habe Ihnen, glaube ich, nie
einen Vorwurf daraus gemacht, dass Sie hier ausgeschrieben haben oder dass Sie
das Anliegen vertreten, alle Positionen, auf die Sie wesentlichen Einfluss
haben, auszuschreiben. Ich habe das im Gemeinderat deutlich bekundet und
bekenne mich dazu. Ich habe nur damals schon groben Zweifel geäußert, ob Sie
das durchhalten wer
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