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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 105

 

Ich habe die Vorschläge von Kollegen Morak, die er mir freundlicherweise vorher schon persönlich mitgeteilt hat, nicht so verstanden, dass sie im Gegensatz dazu stehen. Ich habe hier jetzt schon gesagt, dass ich dann, wenn es - was sehr erfreulich wäre - eine große Quantität und vor allem Qualität an Interessenten, an Bewerbern, an Ideen, an Konzepten gibt, die es der vorhandenen Expertise - sprich: der Geschäftsführung des Theaters in der Josefstadt, dem Kollegen Morak und mir selbst - schwierig erscheinen lassen, daraus unmittelbar eine Entscheidung zu treffen, weil es eben so viele, weil darunter vielleicht unbekannte Persönlichkeiten sind, die man erst kennen lernen muss, einer solchen sehr kurzfristigen - das wäre natürlich das Entscheidende - Zuziehung einer weiteren Expertise, sei das eine Kommission, sei das eine Jury, wie auch immer, sehr offen gegenüberstehe. Das widerspricht auch nicht der bisherigen Vorgangsweise.

 

Mir geht es jetzt darum, ein bisschen aufs Tempo zu drücken. Auch wenn zu Jahresbeginn noch gesagt wurde, es sei nicht dringend, einen Nachfolger zu bestellen, denke ich doch, dass es dringend ist. Wir sollten hier rasch zu einer Lösung kommen. Daher werden wir uns Anfang nächster Woche mit den Partnern zusammensetzen und auf Basis des vorhandenen Materials einmal darüber zu befinden haben, ob es sinnvoll ist, noch zusätzliche Leute einzubeziehen. Ich stehe dem sehr offen gegenüber. Am Ende muss eine gute Lösung für die Josefstadt stehen, das ist außer Zweifel.

 

Ich verhehle auch nicht, dass es wahrscheinlich bei dem einen oder anderen noch Zweifel darüber gibt, ob ein solches Verfahren tatsächlich die absolute Vertraulichkeit gewährleistet. Aber das ist ja der springende Punkt. Wenn sich Leute tatsächlich nicht bewerben, dann geschieht das vielleicht deshalb, weil sie sagen: Dann stehe ich morgen in der Zeitung. - Das ist aber im Kulturbereich bei Besetzungen dieser Größenordnung und dieser Bedeutung meistens leider ohnehin die Gefahr. Daher wird niemand eine 100-prozentige Garantie geben können - ob mit Ausschreibung oder ohne Ausschreibung, wie auch immer -, dass das sozusagen 100-prozentig vertraulich ist. Sie alle wissen, dass der Kulturbereich für Gerüchte und Tratsch sehr anfällig ist. Das ist daher nicht so sehr die Frage.

 

Aber ich glaube, dass man zunehmend in diese Kultur wird kommen müssen - und ich hoffe, dass das nach einigen Jahren sehr viel selbstverständlicher als jetzt sein wird -, dass man an den Beginn eines solchen Verfahrens gewisse Grundregeln stellt, die garantieren, dass auch Persönlichkeiten, die sich vorher nicht unmittelbar bewerben oder interessieren wollten, zugelassen sind. In diesem Sinn halte ich es für einen ersten Erfolg dessen, was ich angeregt habe, dass es offensichtlich doch einige Persönlichkeiten dafür gibt.

 

Die weitere Vorgangsweise werden wir mit den Partnern in diesem Gesamtrahmen abstimmen. Mir geht es darum, das möglichst rasch zu machen, aber am Ende soll selbstverständlich diejenige Persönlichkeit stehen, die für die Josefstadt am besten geeignet ist. Wir werden sicherlich auch den geeigneten Weg dorthin finden.

 

Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. - Die nächste Zusatzfrage stellt Frau GR Ringler. Ich erteile ihr das Wort.

 

GR Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich bin noch immer ein bisschen verwirrt. Ich habe noch immer nicht ganz verstanden, wie Sie jetzt vorhaben, die Interessen der Stadt Wien gegenüber dem Bund durchzusetzen?

 

Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Es geht gar nicht um eine Durchsetzung der Interessen der Stadt Wien gegenüber dem Bund. Ich gehe davon aus, dass der Bund und die Stadt Wien wesentliche Subventionsgeber für die Josefstadt-Gesellschaft sind. Ich hoffe oder glaube auch nicht, dass es da wesentliche Unterschiede in den Interessen gibt, weil wir uns letztendlich - das habe ich in zahlreichen Gesprächen mit allen Beteiligten herausgefunden - in den Zielen, was die Josefstadt anbelangt, ziemlich einig sind. Daher sehe ich fürs Erste keinen Unterschied in den Interessen.

 

Was die jeweiligen Persönlichkeiten betrifft, oder wer von den Persönlichkeiten am besten geeignet ist, diese Zielvorstellungen zu erreichen, wird sich aus dem Dialog und aus dem Gespräch ergeben, wie es in der Vergangenheit geschehen ist und wie es auch in anderen Bereichen der Fall ist, in denen verschiedene Subventionsgeber tätig sind. Ich erinnere an die Salzburger Festspiele, ich erinnere an die Bregenzer Festspiele und vieles andere mehr. Ich habe da jedenfalls bisher noch keine allzu großen Interessengegensätze gesehen.

 

Ich glaube, am Ende muss jedenfalls eine gemeinsam getragene Vorgangsweise stehen. Ich habe auch eine vielgliedrige Vereinbarung, die zwischen dem Bund und der Stadt Wien getroffen wurde, übernommen und stehe dazu. Demnach wird es auch in Zukunft und weit über das Jahr 2003 hinaus darum gehen, die Josefstadt gemeinsam zu subventionieren. Darin sehe ich keine allzu großen Interessengegensätze.

 

Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. - Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Dr Salcher. - Bitte.

 

GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich habe Ihnen, glaube ich, nie einen Vorwurf daraus gemacht, dass Sie hier ausgeschrieben haben oder dass Sie das Anliegen vertreten, alle Positionen, auf die Sie wesentlichen Einfluss haben, auszuschreiben. Ich habe das im Gemeinderat deutlich bekundet und bekenne mich dazu. Ich habe nur damals schon groben Zweifel geäußert, ob Sie das durchhalten wer

 

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