Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 99
und Hauptschule haben
wir, was Wien betrifft, mit unserer Bildungsmilliarde ja gerade viele der
Dinge, die hier auch angesprochen sind - Stichwort EDV-Ausstattung in den
Volksschulen, in den Hauptschulen - geschafft und umgesetzt. In diesem Sinn
machen wir es in den Schulen und wir lernen auch durchaus und bringen in das
öffentliche Schulwesen zum Beispiel Montessori-Klassen hinein. Auch das gibt es
in den öffentlichen Schulen, in vielen Volksschulen, dass wir sozusagen aus
Alternativschulen etwas in das öffentliche Schulwesen mit übernommen haben. Das
ist, glaube ich, auch der richtige Weg, um pädagogisch richtige Angebote für
alle entsprechend zur Verfügung zu stellen.
Von den
Alternativschulen lernen, ist ja auch, was das "w@lz" und die
Oberstufenreform betrifft, eine richtige Vorgangsweise. Ich werde dann später
noch einmal kurz darauf zurückkommen.
Wir haben also
mit unserer Bildungsmilliarde, was die Landesschulen betrifft, die Ausstattung
entsprechend geschafft, aber bei den Bundesschulen ist das schon eher ein
Jammer. Da fällst du in ein EDV-mäßiges Loch, wenn du in die AHS-Unterstufe weitergehen
willst. Wie es überhaupt eben die Schwierigkeit ist, dass man das
Übertrittsverhalten nicht entsprechend voraussagen kann. Aber ein Trend ist
ganz klar: dass die AHS-Unterstufe zu einer unfreiwilligen Gesamtschule wird.
Wir in Wien
haben mit der kooperativen Mittelschule an sich einen All-Parteien-Konsens gefunden.
Es muss uns aber gelingen, das auch im Bund entsprechend durchzusetzen, denn
der Schulversuch läuft ab. Es ist jetzt wirklich an der Zeit, das einmal ins
Regelschulwesen zu übernehmen, denn in allen Ballungszentren ist das ein
entsprechendes Problem.
Ich sage
daher: Der Schulversuch muss auslaufen, wird jetzt auch auslaufen. Das gehört
ins Regelschulwesen oder es gehört verländert, sodass wir in Wien unsere
Probleme, entsprechend gesetzlich gedeckt, selbst regeln können. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur
Oberstufenreform. Da gibt es ja durchaus auch Ideen, die beim heutigen Akt
vorkommen, die man sozusagen für das gesamte öffentliche Schulwesen nutzen
kann, nämlich die Idee des Modulsystems. Das wird ja gerade jetzt diskutiert
und es hat natürlich Vorteile, daher unterstützen wir Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten das auch. Ein Modulsystem hat den Vorteil, dass man bei den
Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler ansetzen kann, dass -
und auch das fordern wir ja - durchaus auch eine Möglichkeit bestünde, von der
HTL, von der HAK auch berufliche Module hereinzuholen, Fachwissen aufzunehmen
und nicht rein eine AHS, eine allgemein bildende Ausbildung zu machen, denn bei
den Maturanten, die sonst nichts dazugelernt haben, steigt die
Arbeitslosigkeit. Es wäre also gescheit und richtig, könnten sie, ihren
Interessen folgend, durchaus berufliche Module dazunehmen.
Die Uni-Nähe
würde ebenfalls für so ein Modulsystem sprechen, denn viele verlieren das erste
Jahr nicht deshalb, weil sie so wenig studieren, sondern einfach deshalb, weil
ein gänzlicher Systembruch erfolgt. In der Schule bekommen die Schüler alles
vorgekaut und dann kommen sie an die Uni und müssen alles selbst zusammenstellen.
Sie brauchen dann eben ein Jahr, bis alle Möglichkeiten und wie das genau
abläuft, für sie erfahrbar ist. Also hier einen Schritt in Richtung Uni-Nähe in
die Schulen zu verlagern, wäre ein weiterer Vorteil.
Natürlich
werden dadurch auch Schwächen kompensiert. Denn es gibt ja bei vielen Schülern
ein Fach, wo sie hängen, wo sie nicht so gut sind. Und da ein Minimum zu
erbringen, aber seine eigenen Stärken und Interessen entsprechend ausspielen zu
können, das wäre, glaube ich, das Richtige. Es muss uns daher gelingen, auch im
Regelschulwesen der AHS eine entsprechende Oberstufenreform voranzutreiben.
Weil das
Bildungsvolksbegehren angesprochen wurde, möchte ich Folgendes dazu sagen: Da
es de facto eigentlich gleich viele Unterschriften hatte wie das
Familienvolksbegehren, bin ich durchaus optimistisch, dass es nicht nur eine Diskussion
geben wird, sondern dass nach einem Regierungswechsel das auch entsprechend
umgesetzt werden wird und die Uni-Gebühren zurückgenommen werden. Und in diesem
Sinn sehe ich dieser Diskussion mit Optimismus entgegen. (Beifall bei der SPÖ.)
Noch
dazu - das muss man dazusagen - werden von der jetzigen Uni-Gebühr nur
800 Millionen tatsächlich für die Studenten ausgegeben, aber
1,8 Milliarden wurden von den Studenten genommen. Es ist also nicht einmal
Geld, das sozusagen den Studentinnen und Studenten zugute kommt, sondern eine
reine Abcash-Aktion, die dem allgemeinen Nulldefizit-Wahn anheim fällt und den
allgemeinen Finanzmitteln zugeführt wurde, was in besonderer Weise deshalb
verwunderlich ist, weil man die Zustände an der Uni kennt.
Ein
Beispiel noch, wie man bundesweit vorgeht, nämlich auch was die Erwachsenenbildung
- ein selbst ernannter Schwerpunkt der Bundesregierung - betrifft. Da muss man
sagen, was zum Beispiel Wien dafür ausgibt. Der Anteil der Erwachsenenbildung
steigt, das ist klar, und zwar nicht nur, aber auch und vor allem im beruflichen
Kontext. Gerade was EDV-Schwerpunkte betrifft, gerade was Mehrsprachigkeit
betrifft, ist lebensbegleitendes - denn "lebenslang" klingt
vielleicht ein bisschen unsympathisch - Lernen notwendig. Was macht die
Bundesregierung? - Sie sagt, das ist uns ein wirklich wichtiger Schwerpunkt und
hat damit inhaltlich ganz Recht, sie gibt aber statt 130 Millionen nur
111 Millionen aus, also das Budget sinkt. Wieder gibt Wien im Gesamten für
die Erwachsenenbildung - nur als Vergleich - 250 Millionen S aus,
also mehr als doppelt so viel wie der Bund. Und auch hier muss man sagen, das
ist eigentlich ein Armutszeugnis, wie der Bund hier vorgeht.
Überhaupt muss man,
glaube ich, wenn man über
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