Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 99
mal zu Irritationen führt, dass die Bauträger aber im Grunde
dann sehr schnell erfahren haben beziehungsweise erarbeitet haben, wie man
damit umgeht, sodass bauökologische Fragen beim Wohnbau mittlerweile letztlich
kein Thema mehr sind.
Dasselbe gilt auch für die Frage des Nachweises der
Standortqualität. In der Regel werden solche Analysen ja von den Investoren
vorweg schon vorgenommen, nur gelangen sie nicht an das Licht der
Öffentlichkeit. Jetzt geht es darum, dass das ebenfalls transparent gemacht,
offen gelegt wird.
Ebenso ist es beim
Verkehrskonzept, bei der Verkehrserschließung: Sie stellt den Hauptpunkt, den
neuralgischen Punkt der öffentlichen Diskussion dar, und daher gibt es
eigentlich bei keinem Hochhaus mehr eine Entwicklung ohne Verkehrskonzept. Auch
hier geht es darum, das explizit zu machen, das öffentlich zu machen und auch
entsprechend zur Diskussion zu stellen.
Ich erwarte mir davon eine höhere Rechtssicherheit
für die Projektanten, Klarheit darüber, welche Dinge beizubringen sind, und
nicht eine Verlangsamung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Dritte Zusatzfrage: Herr GR Dr Madejski.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sie haben bei Ihrer ersten
Beantwortung dieser Anfrage in Richtung des Anfragestellers aus Ihrer Fraktion
gemeint, es könne nicht sein, dass in Zukunft eine Parzelle für den Bau eines
Hochhauses gewidmet ist und die Parzelle daneben nicht. Diese Ihre Sichtweise
ist eine etwas eingeengte, denn davon war ja an sich auch von unserer Seite nie
die Rede, sondern wir haben den Vorschlag eingebracht, dass man für Wien ganz
gezielt fünf bis sechs Hochhauszonen, Eignungszonen, Regionen - wie auch immer
Sie das sehen wollen -, und zwar in einem größeren Zusammenhang als jenem
einzelner Parzellen, festlegen sollte. - Diesem Vorschlag sind Sie nicht
gefolgt, und das ist einer der Gründe, warum wir das hier vorliegende Konzept
heute ablehnen werden.
Sie gehen den entgegengesetzten
Weg. Sie sagen: Alles, was nicht ausgeschlossen ist oder als Ausschlusszone
deklariert ist, ist potenzielle Eignungszone und wird dann durch städtebauliche
Leitbilder definiert - das hängt indirekt oder direkt zusammen.
Daher frage ich Sie nun, was
die Frage der Spekulation betrifft: Wo sehen Sie im Hinblick auf die Gefahr von
Spekulation tatsächlich den qualitativen Unterschied zwischen diesen beiden
Vorgangsweisen: einerseits im Vorhinein von der Stadtplanung her, fünf bis
sechs Hochhaus-Eignungszonen zu fixieren und andererseits - Ihrem Modell
entsprechend - städtebauliche Leitbilder heranzuziehen, die ebenfalls im
Vorhinein bereits bekannt sind? Wo ist da der qualitative Unterschied zwischen
diesen beiden Ansätzen, da Sie ja sagen, man könne das eine machen, aber das
andere nicht, weil es da zu Spekulation käme?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, was ich zu Herrn GR Reindl gesagt habe.
Ich habe nicht behauptet, dass es nicht möglich sein soll, wenn eine Parzelle
eine Hochhauswidmung hat, der anderen dann keine zu geben. Das ist sehr wohl
möglich und ist auch städtebaulich begründbar und wird auch vor dem
Verfassungsgerichtshof halten.
Worauf ich hingewiesen habe, ist, dass wir im Hochhauskonzept
keine parzellenscharfe Abgrenzung der Hochhaus-Eignungsgebiete vornehmen, und
zwar aus gutem Grund, den ich vorher erläutert habe.
Herr Gemeinderat, wir haben nach den Diskussionen der
Stadtentwicklungskommission diese städtebaulichen Leitbilder - unter denen,
wenn man den Westbahnhof mit einrechnet, ja auch welche von privater Seite
erstellt werden - auf fünf Zonen begrenzt.
Sie haben mich gefragt, was
der Unterschied ist zu dem, was Sie vorgeschlagen haben: Herr Kollege Madejski!
Nicht ich lehne das Konzept ab, Sie lehnen es ab. Sie müssten eigentlich sagen
können, warum Sie es ablehnen. Ich sehe nämlich auch keinen Unterschied zwischen
den Vorschlägen, die Sie eingebracht haben, und jenen, die wir in der
Stadtentwicklungskommission diskutiert und im Konzept explizit gemacht haben.
Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass Sie nach dieser Präzisierung
zustimmen werden. Mich hat es gewundert, dass Sie es nicht tun, aber wir werden
damit leben können.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Die vierte Zusatzfrage stellt Herr GR Mag Thomas Reindl. - Bitte
schön.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Sie haben ja in meiner
Anfragebeantwortung die Kriterien ausgeführt, die im neuen Hochhauskonzept für
Wien gelten sollen, damit sich die Investoren auch ein klares Bild über die
Regeln machen können.
Meine konkrete Frage: Sehen
Sie eine Gefahr, dass durch die konkreten Auflagen die potenziellen Investoren
eventuell weniger dazu bereit sein könnten, in Hochhäuser zu investieren, oder
sind Sie vielmehr der Auffassung, dass durch diese klaren Richtlinien, die
definiert sind, Verfahren auch im Sinne des Wirtschaftsstandorts Wien beschleunigt
und verbessert werden können?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Ich
habe auf diese Problematik schon bei der Beantwortung der Zusatzfrage von Herrn
GR Mag Neuhuber Bezug genommen. Ich sehe infolge dieses Konzepts eine
wesentlich klarere Situation für Investoren in Wien. Sie werden durch dieses
Konzept die Möglichkeit haben, klar zu sehen, dass man sich in manchen Zonen
mit Sicherheit kein Hochhaus vorstellen kann, und sie werden auch sehen, dass
es an anderen Zonen problematischer ist, weil eben viel an Infrastruktur von
ihnen selbst beizubringen sein wird, und dass es in anderen Gebieten wesentlich
leichter ist, weil dort auch von Seiten der Stadt ein Interesse daran besteht.
Ich denke, dass diese
Präzisierung erstens zu einer Beruhigung der Hochhaus-Diskussion beitragen
wird,
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