Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 82
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr
Sepp Rieder: Na ja, wenn wir in allen Bereichen
der öffentlichen Spitäler nach den Prinzipien der Ordensspitäler vorgehen
würden, hätten wir ein Problem. Die Lösung, die derzeit besteht, ist ja die
einer Arbeitsteilung, dass nämlich in Anbetracht der wahrscheinlich schwächeren
Finanzkraft der Träger der Ordensspitäler dort ein anderer Maßstab angelegt
wird als in den anderen öffentlichen Spitälern – und ich sage dazu:
Einschließlich des Hanusch-Krankenhauses. Ich habe einer Unterlage zu dieser
Studie auch entnommen, was alles in Wien nicht stattfinden würde, wenn man nach
dem Maßstab vorginge, dass man - natürlich kostenorientiert, das ist in Ordnung
- nur jene Bereiche betreibt, die vom Kosten-Leistungs-Verhältnis günstiger
sind: Es würden dann wahrscheinlich die Fachabteilungen für Unfallchirurgie
fehlen. Wir hätten dann keine 24°Stunden-Notfallversorgung für alle
Fachbereiche. Es gibt im Bereich der Kinderversorgung eine Reihe von Themen,
die in den Ordensspitälern nicht geleistet werden können. - Ich sage noch
einmal, wir stehen zu dieser Arbeitsteilung, aber es gäbe dann keine
Neonatologie, keine Kinder-Intensiv- und keine Kinder-Risikobetreuung, keine
Stroke Unit, keine 24 Stunden qualifizierte Herzinfarktversorgung und -
lassen Sie mich damit auch schon zum Schluss kommen – keine spezielle
Chemotherapie, spezielle Strahlentherapie, Dialysen, Einrichtungen für
spezielle Infektionskrankheiten und so weiter.
Das
heutige System, das Sie ja, glaube ich, gut kennen, beruht ja darauf, dass es
eine Arbeitsteilung, eine Aufgabenteilung gibt, dass man sich durchaus dazu
bekennt, dazu entschließt, aufwendigere, vom Kosten-Leistungs-Verhältnis nicht
so leicht realisierbare – das heißt auch, weniger auf planbare Medizin
ausgerichtete - Bereiche im öffentlichen Sektor zu übernehmen. - Ich will auf
die anderen Probleme dieser Studie nicht eingehen, aber ich glaube, wir bleiben
bei unserem System und gehen nicht davon aus, jetzt irgendeiner Studie folgend
total umzustellen.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Nächste Zusatzfrage: Frau GRin
Mag Schmalenberg, bitte.
GRin Mag
Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister!
Es freut
mich sehr, dass Sie heute bei dieser Anfrage hier im Gemeinderat in diesem
Zusammenhang von Arbeitsteilung sprechen, denn es ist ja doch so, dass ohne die
Leistung, die in den Ordensspitälern erbracht wird, die Versorgung der
Wienerinnen und Wiener auch nicht gewährleistet wäre. Und es freut mich, dass
Sie das heute hier auch festhalten.
Ich möchte
in diesem Zusammenhang eine Zusatzfrage betreffend das Orthopädische
Krankenhaus Speising stellen. Wie wir wissen, sind ja dort die Operationsräume
ausgebaut worden. Ich würde Sie gerne fragen, ob Sie sicherstellen, dass auch
die notwendigen Betten dazu in der Zukunft gewährleistet sind.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr
Sepp Rieder: Ich könnte jetzt auf die fraktionsinterne
Kommunikationsarbeit verweisen - es betritt gerade Frau StRin Karin Landauer,
die ja Mitglied der Fondskommission ist, den Saal. Wir haben ja bei der letzten
Fondskommissionssitzung über dieses Thema gesprochen und den Antrag des Trägers
des Krankenhauses Speising - ebenso wie die von anderen - einmal
zurückgestellt, um noch einmal zu prüfen, ob das Ansinnen des Krankenhauses mit
den Richtlinien, die ja für die Fondskommission einvernehmlich beschlossen
worden sind, nicht doch auf einen Nenner gebracht werden kann.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Nächste Zusatzfrage: Frau GRin
Dr Pilz, bitte.
GRin Dr
Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vizebürgermeister! Leider waren Sie bei der Präsentation der Studie der Frau
Hofmarcher, des IHS nicht anwesend. Das sehe ich ein, man kann nicht überall
sein. Nichtsdestotrotz möchte ich Ihnen sagen, dass Frau Hofmarcher bei dem
Einsparungspotential, das sie hier erhoben hat, diese besonderen Leistungen der
Gemeinde Wien - Neonatologie, Unfallchirurgie - natürlich eingerechnet und
mitkalkuliert hat. Also so polemisch ist das IHS nicht, dass es meinen würde,
dass man das alles nicht braucht.
Der langen
Analyse kurzer Schluss: Diese zusätzlichen wichtigen Leistungen, die der
Krankenanstaltenverbund hier erbringt, wurden bei der Berechnung der
190 Millionen EUR aufgenommen und berücksichtigt. Trotzdem wurde
dieses frei werdende – sie sagt nicht "Einsparungspotential" -
Finanzierungspotential errechnet.
Ich denke,
Sie als zuständiger Finanzstadtrat sollten schon an der Frage interessiert sein,
wo es Möglichkeiten gibt, dass der Krankenanstaltenverbund Einsparungen
lukriert, denn - und das wissen Sie mindestens so gut wie ich - im jetzigen
Zwischenbericht 2004 liegt das Defizit schon wieder bei
50 Millionen EUR. Also dem Krankenanstaltenverbund wird das Geld
nicht reichen, das ist weiterhin bekannt.
Nachdem meine Kollegin
Schmalenberg schon wissen wollte, was aus Speising wird - die Antwort habe ich
irgendwie nicht verstanden; bekommen sie jetzt das Geld, das sie brauchen, oder
nicht? Ich hoffe, schon -, möchte ich Ihnen eine andere Frage stellen: Ich war
bei einer Veranstaltung, die sich mit den Finanzierungsfragen des
Gesundheitssystems in Österreich befasst. Dort war Landesrat Schabl, und wir
haben ihn ganz offen gefragt, wie er sich das jetzt vorstellt mit dem
Linearbeschleuniger - das ist auch so ein Dauerthema - im SMZ-Ost und wann
Niederösterreich endlich daran denkt, seine Verpflichtungen aus dem ÖKAP
betreffend Mitfinanzierung des zweiten Linearbeschleunigers wahrzunehmen. Seine
Antwort war klar - ich sage sie Ihnen, damit Sie das bei den
Finanzverhandlungen auch gleich berücksichtigen können: Er denkt nicht daran!
Er denkt nicht daran, den Linearbeschleuniger mitzufinanzieren - er ist ein
sozialdemokratischer Politiker, also Sie haben sicher einen guten Draht zu ihm,
vielleicht sagt er es
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular