Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 82
erklären.
Sie haben nur den ersten Teil gehört. Ich habe Ihnen gesagt, aus der
Mineralölsteuer 270 Millionen EUR und weitere 135 Millionen EUR Mehreinnahmen
aus Energieabgaben, Kohleabgabe, Erdgasabgabe und so weiter. Das sind, wenn man
es zusammenrechnet, 405 Millionen EUR.
Jetzt
könnte man ja sagen: Nehmen Sie das Geld in die Hand und geben Sie es jenen,
die durch die höheren Kosten belastet wurden, also den Einkommensschwachen. Da
wünsche ich mir von Ihrer Seite eine Erklärung.
Zweiter Teil von dem, was ich gerne sagen möchte: Im
Grunde genommen hat mir von allen Vorschlägen, die da kamen, jener Vorschlag
der Bundes-SPÖ am besten gefallen, und ich möchte Ihnen auch sagen, warum. Die
Bundes-SPÖ macht den Vorschlag, dass ein monatlicher Heizkostenzuschuss in der
Höhe von 40 EUR ausgezahlt werden soll. Mit diesem Betrag, 40 EUR mal
sechs gerechnet, kommt man dann tatsächlich dorthin, wo der Bedarf der Leute
gegeben ist, denn in etwa so viel werden sie mehr bezahlen müssen.
Meine Damen und Herren – da richte ich mich jetzt an
alle, die hier sitzen –, ich denke, das, was wirklich mit allen Mitteln zu
verhindern ist und was wir alle nicht wollen, ist dass Menschen nur Teile ihrer
Wohnung beheizen können, weil sie sich das Beheizen der ganzen Wohnung nicht
leisten können, dass Familien mit Kindern sozusagen nur noch einen Raum
bewohnen, in dem dann alles stattfindet, weil das Heizen aller Räume zu teuer
wäre, oder dass Familien im Winter mit Mantel, Handschuhen und Schal in ihrer
eigenen Wohnung sitzen, weil sie es sich nicht leisten können, diese Beträge zu
finanzieren. In dem Punkt müssen wir einer Meinung sein und dafür sorgen, dass
diese Menschen so viel Geld fürs Heizen bekommen, dass sie auch tatsächlich
heizen können. Jene von Ihnen, die in der Sozialpolitik tätig sind, erhalten
Jahr für Jahr entsprechende Schreiben. Wir haben auch voriges Jahr Mails
erhalten, Briefe erhalten, in denen uns die Leute berichtet haben, sie können
in ihrer Wohnung gerade einmal so 17, 18 Grad haben, es ist ihnen kalt und
sie können nicht alles heizen. Das gilt es eindeutig zu vermeiden.
Die Bundes-SPÖ geht diesmal einen Schritt weiter, den
im Übrigen die Grünen ja auch
gegangen sind, und deswegen ist unser Antrag ja am ehesten mit jenem der
Bundes- SPÖ zu vergleichen, und ich bitte Sie, mir vielleicht auch ein bisschen
bei Zahlenspielereien zu folgen. Der Antrag der Bundes-SPÖ wünscht sich, dass
alle Menschen, die weniger haben als 875 EUR im Monat diesen
Heizkostenzuschuss erhalten. Jetzt weiß ich nicht genau, wie die Bundes-SPÖ zu
diesen 875 EUR kommt, woran sich das festhält, es ist aber zu sagen, dass
das eine sehr realistische Vorstellung ist, wenn man sagt, die Menschen, die
weniger als 875 EUR Einkommen, Familien-, Haushaltseinkommen haben, sollen
das erhalten, denn das werden auch die Menschen sein, die das tatsächlich
brauchen.
Jetzt wird im Antrag, der uns heute von der Wiener
SPÖ vorliegt, ein ganz anderer Vorschlag gemacht. Sie setzen nämlich die Grenze
woanders fest, nämlich beim Sozialhilferichtsatz. Das ist durchaus legitim. Nur
habe ich jetzt eine Frage, die für mich sehr, sehr wichtig ist, denn sie
entscheidet darüber, ob wir diesem Antrag dann auch zustimmen können, was wir
eigentlich tun wollen. Es wäre nämlich bei Ihrem Antrag so, dass ein
Alleinunterstützter, der die volle Mietbeihilfe erhält, nicht mehr unter diese
Grenze fällt. Ist das Absicht, ist das passiert oder bitte was soll ich mir
dazu denken? Das müsste man noch aufklären, bevor hier abgestimmt wird. Denn
erhält der Alleinunterstützte 401 EUR, dann bekommt er vielleicht eine
Mietbeihilfe von 249,36 EUR, und damit liegt er bereits über der Grenze,
die Sie angegeben haben.
Ich möchte Sie daher auffordern und bitten, das
klarzustellen, bis wir zur Abstimmung schreiten, denn wenn Sie sogar die
Sozialhilfeempfänger, die den höchsten Satz erhalten, ausschließen von diesem
Heizkostenzuschuss, dann halte ich das für falsch. Dann müsste ich Sie missverstanden
haben in Ihrer guten Absicht, einen Heizkostenzuschuss zu gewährleisten, oder
man muss diese Zahlen vielleicht noch rasch korrigieren.
Meine Damen und Herren! Ohne es jetzt unnötig in die
Länge ziehen zu wollen, möchte ich Ihnen den Antrag der Grünen zur Kenntnis bringen, denn die Grünen sind eindeutig der Meinung, dass das Geld, das der
Finanzminister einnimmt, weil die Schwachen belastet werden oder überhaupt
alle, die da eben diese Kosten zu finanzieren haben, auch zurückgegeben werden
soll an die Einkommensschwachen.
Frau Abg Korosec, ich habe Sie ja kennen gelernt als
eine an der Sache orientierte und denkende Abgeordnete, die durchaus auch
sozialpolitisch engagiert ist, sicher auch aus Ihrer Erfahrung als
Volksanwältin, und ich würde mich schon sehr freuen, wenn Sie dazu nachher auch
noch etwas sagen könnten.
Der Beschlussantrag der Grünen lautet:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung
auf, für die Monate Oktober 2004 bis April 2005 einen Heizkostenzuschuss
in der Höhe von 40 EUR monatlich für alle Menschen zur Verfügung zu
stellen, die ein Haushaltseinkommen von unter 875 EUR netto haben
beziehungsweise bei im gemeinsamen Haushalt lebenden Ehegatten bis zum
Familienausgleichszulagenrichtsatz von 1 015 EUR, immer gewichtet
nach der Zahl der Kinder.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.“
Ich hoffe und gehe davon aus, dass die Wiener SPÖ dem
auch zustimmen kann und wird, und möchte abschließend vielleicht noch sagen,
dass die Grünen heute erneut
ihren Antrag auf Anhebung des Sozialhilferichtsatzes eingebracht haben und dass
wir definitiv der Meinung sind – und mit uns viele NGOs, die Armutskonferenz,
viele Institutionen und Organisationen –, dass eine Grundsicherung von
780 EUR monatlich das Gebot der Stunde ist, um tatsächlich dafür zu
sorgen, dass dieses Geld existenzsichernd ist.
Ich hoffe, dass es nach dieser
Auseinandersetzung und diesem Dialog über den Heizkostenzuschuss in
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular