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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 82

 

Einkaufszentrum.

 

Ich verstehe selbstverständlich die Stadt Wien. Rund um Wien wachsen riesige Einkaufszentren und die Stadt Wien - das macht durchaus Sinn - will natürlich auch im innerstädtischen Bereich größere Einkaufszentren schaffen. Überhaupt kein Problem, da bin ich bei Ihnen, nur muss man den Standort auswählen. Ein richtiger Standort ist, das kann ich immer wieder sagen, zum Beispiel dort, wo schon Zentren sind, um einen Synergieeffekt zu haben, wie in der Meidlinger Hauptstraße, Fußgängerzone mit der Arkade. Das ist eine sinnvolle Ergänzung. Dort nimmt niemand dem anderen etwas weg. Der Branchenmix stimmt. Dort können die Leute von der Fußgängerzone, Arkade, und vice versa gehen. Dort hat man U-Bahn und so weiter. Das macht Sinn. Aber am Stadion-Parkplatz, meine Damen und Herren, nur weil die U-Bahn dort eine Station hat, die man wegen der EM machen muss, ein Einkaufszentrum zu planen, das halte ich wirklich für sehr kühn. Ich gebe dem an sich wahrscheinlich auch keine große Zukunft, es sei denn, man macht einen anderen Mix als im Vertrag steht, weil mit 80 Prozent Sport als Leitbild scheitern Sie. Das ist ein Fachmarkt. Und einen Fachmarkt, das wissen Sie genau, mit 27 000 Quadratmetern gibt es nicht. Das ist wesentlich unterdimensioniert, da gehören ca 10 000 Quadratmeter, wenn eine spezifische Handelsgruppe etwas machen will. Da ist es zu groß. Es wird dann funktionieren, wenn ein Einkaufszentrum, genau wie in der Shoppingcity, Donaucity, oder wie es sonst heißt, hinkommt. Und es wird hinkommen. Eingehen werden jene Kaufleute, die jetzt gerade noch den Übergang in der Praterstraße und Taborstraße geschafft haben. Sie, von der Sozialdemokratie, können mir nicht erzählen, dass der Herr Bezirksvorsteher Kubik mit seinen Genossen, ein unheimliches Freudengetaumel bei den Unternehmen der Praterstraße und der Taborstraße ausgelöst hat, dass sie nun diese herrliche Konkurrenz bekommen.

 

Zufahrt: Wissen Sie, wie die Leute, die nicht aus dem 2. Bezirk sind, im Großen und Ganzen, dort hinkommen werden? Über die Südosttangente. Es wird die einzige Zufahrt über den Handelskai, Südosttangente geben, die jetzt schon aus allen Nähten platzt. Ich schaue mir das an, wenn die über den Handelskai kommen und Sie ihnen dann die Zufahrt geben. Schauen Sie sich den Plan an! Es ist die einzige wirkliche Zufahrt vom Handelskai oder der Südosttangente. Das halte ich verkehrstechnisch für einen Wahnsinn! Sie werden mir jetzt erklären, wir haben schon darüber geredet, es gibt noch kein verkehrstechnisches Gutachten. Ich bin nicht der Meinung, dass man wie in Barcelona ganze Häuserblocks wegreißen kann, um eine neue Zufahrt zu schaffen. Sie werden keinen anderen Weg finden, außer durch den 2. Bezirk bei der Messe, aber das halte ich absolut nicht für sinnvoll.

 

Meine Damen und Herren, jetzt zu den 27 000 Quadratmetern: Wir wissen, dass das nie der Fall war. Sie haben uns gesagt, dynamisch, die 10 000 haben Sie nicht so genau genommen. Dann schreibe ich bitte bei einem Leitbild nicht so genaue Zahlen, sogar noch mit 2,5 Prozent Abweichung hinein, sondern dann schreibe ich nur den Willen hinein, dass man ein Einkaufszentrum will. Dann kann ich es noch verstehen. Ich glaube nur, Sie haben das damals so minimal eingesetzt, damit auch andere Parteien in diesem Hause dem Leitbild Wehlistraße zustimmen können. Das ist Ihnen gelungen. Das war ein guter Schachzug. Jetzt kommen Sie im Nachhinein daher und sagen, es werden eh wesentlich mehr.

 

Ich darf Ihnen noch etwas sagen. Wir haben heute noch einen Akt. Ich werde mich noch kurz dazu melden, aber es passt so wunderschön hinein. Wir haben heute noch die Millenniumscity. Meine Damen und Herren, ich möchte jetzt schon darauf eingehen, weil es genau auf die 27 000 Quadratmeter passt. Ich darf Ihnen sagen, dann brauche ich mich nachher nicht mehr so lange zu melden. Das können wir, glaube ich, ruhig machen, die 5°Minuten.

 

Der Herr Stumpf hat dort angesucht, damals in der Millenniumscity, 15 000 Quadratmeter Verkaufsfläche mit Gastronomie. Die Wirtschaftskammer Wien hat einen Einspruch erhoben. Dann hat es Gespräche gegeben und man hat auf 10 000 Quadratmeter reduziert. Das hat der Herr Stumpf geschluckt, weil er sich gedacht hat: „Rutscht mir den Buckel runter, ich unterschreibe, das ist mir eh wurscht." In Wirklichkeit sind es 14 800, glaube ich, oder doch wieder rund 15 000 Quadratmeter geworden. Heute sanieren wir im Nachhinein diesen Geschäftsfall, diesen wirklich illegalen Bau von zusätzlichen Einkaufsflächen. Da lasse ich mich hineinstechen (Der Redner zeigt auf seinen Hals.), was der Neuhuber und der Kenesei auch gesagt haben, wenn man die 27 000 Quadratmeter als Basis nimmt, und ich weiß, was in Wien normalerweise überschritten wird und dass sich die Leute nichts pfeifen, die gute Kontakte zu der Sozialdemokratie, zu Banken und zu Investoren haben, dann werden es 35 000 Quadratmeter, wahrscheinlich 40 000 Quadratmeter, insgesamt werden. Wir werden 2008 einen Akt haben, wie heute bei der Millenniumscity, wo man nachträglich diese Erhöhung der Einkaufsflächen gutheißen oder mit Ihrer Mehrheit wieder abstimmen wird.

 

Meine Damen und Herren, welcher Stadtrat wirklich zuständig und schuld an dem Dilemma ist, ist mir unklar. Ich habe in einer Presseaussendung nicht den Herrn Finanzstadtrat Rieder bezichtigt, das ist übertrieben, aber ich habe angemerkt, dass er wahrscheinlich seine Kollegen Laska, Schicker und auch Faymann ein bisschen überrumpelt hat, indem er Investoren aufgerissen hat, und die anderen haben sich nicht sehr darüber gefreut. So ungefähr habe ich das formuliert. Bis heute gibt es zu diesem Pressedienst, wo man erwartet, dass der Herr Stadtrat furchtbar wild wird und sagt: „Ein furchtbarer Skandal! Der Madejski trumpft hier unheimlich auf und verbreitet Unwahrheiten!", keine Reaktion. Daher nehme ich bis heute, 13.30 Uhr, an, dass der Herr Stadtrat derjenige war, der die anderen drei Stadträte überfahren hat. Wenn er es nicht war, dann soll er es sagen. Dann wird der Schuldige für dieses Dilemma unter den

 

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