Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 89
hier darauf hinweisen muss, dass es sich nicht um eine Förderung handelt, sondern um ein Inserat - der Unterschied ist evident. Und noch einmal: Die Entscheidungskriterien habe ich genannt. Ich verzichte entgegen meiner sonstigen pädagogischen Grundsätze auf eine nochmalige Wiederholung und sage: Die Kriterien waren auch in diesem Fall erfüllt, und deshalb ist die Schaltung erfolgt.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die 3.
Zusatzfrage stellt Herr GR Josef Wagner.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Vizebürgermeisterin!
Ich bin sehr dankbar für Ihre Klarstellung hinsichtlich der Kriterien
bei Einschaltungen von Inseraten durch den Presse- und Informationsdienst der
Stadt Wien, weil es sicherlich Aufgabe des Presse- und Informationsdienstes
ist, die Wienerinnen und Wiener umfassend über Angebote der Stadt Wien und so
weiter zu informieren, und daher der PID keine Zensur ausübt. Und auch die
GRÜ-NEN sollten keine Zensur ausüben, sondern die Meinungs- und die
Pressefreiheit als ein wichtiges Gut in unserer Demokratie akzeptieren.
Aber die GRÜNEN haben wahrscheinlich gefunden, dass
die Zeitschrift "wir wiener" so gut gestaltet ist, so wichtige und
richtige Themen anspricht, die die WienerInnen gerne lesen und unterstützen,
dass sie wahrscheinlich deshalb böse sind und jetzt über den PID gegen die
Stadt Wien losgehen.
Herr Vorsitzender, erlauben Sie mir, dass ich zwei
Zitate bringe. Weil ja auch die Anfrage sehr lang war, muss ich kurz auch noch
darauf eingehen.
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Zwei Minuten haben Sie, das wissen Sie.
GR Josef Wagner (fortsetzend): Ja.
– Wenn es um die Frage von Rassismus geht, wie hier gemeint wird, in einem
Cartoon, wo Heinz-Christian Strache sagt: „Der Bürgermeister versteckt halt
gerne den Karlsplatz, weil es dort wirklicht nicht schön ausschaut!", dann
verstehe ich nicht, was daran rassistisch sein soll.
Wie ist es aber, wenn jemand schreibt: „Seitens der
SPÖ plant man die Einquartierung von Zuwanderern in die Donaustadt. Unter der
Devise: Nach einem Russenghetto planen wir auch noch ein Ghetto für den Rest
aus dem Osten!, wird Siedlungspolitik betrieben, mit viel Herz, aber wenig
Verstand."? - Sehr geehrte KollegInnen von den GRÜNEN! Ihre Zeitschrift,
Peter Pilz: „Donaustadt: Pilz statt Filz".
Oder wenn es um Rassismus geht und ein Bürgermeister der SPÖ ein
Ausgehverbot in Traiskirchen für Asylanten verlangt und wörtlich sagt - ich
zitiere: „Die Räuber und Dealer sind die Neger, die anständigen Asylwerber sind
Schwarzafrikaner."
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Sie haben noch ungefähr 10 bis 15 Sekunden für die Frage. (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
GR Josef Wagner (fortsetzend): Ich
komme schon zu meiner Frage. – „Die Räuber sind Neger" – Ihr
sozialdemokratischer Bürgermeister Friedrich Knotzer! Ich habe diesbezüglich
auf Seiten der GRÜNEN keinerlei Aufregung vernommen.
Ich frage Sie, sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin: Werden Sie dafür
Sorge tragen, dass der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien auch in
Zukunft objektiv und seriös in allen Zeitschriften, die er für gut und
verbreitungswürdig hält, weil sie viel gelesen werden, schalten kann und nicht
eine Zensur durch die GRÜNEN ausgeübt wird?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat! Ich würde nach meiner eingangs erfolgten Beantwortung der
ursprünglichen Frage meinen, dass Ihre jetzige Zusatzfrage beantwortet ist,
denn ich hätte die Frage nicht so beantwortet, wie ich sie beantwortet habe,
wenn ich einer Zensur stattgeben würde. Das ist nicht die Aufgabenstellung des
Presse- und Informationsdienstes. Und noch einmal: Die Inhalte der Zeitungen
und Zeitschriften sind vorher nicht bekannt. Wichtig ist die Botschaft, die die
Stadt zu senden hat. Und egal, ob das nun in dieser Zeitung war, die Sie
zitiert haben, oder in anderen: Wichtig für die Stadt ist, dass die Botschaft -
wie in diesem Fall die des Herrn Bürgermeisters - an alle Leserinnen und Leser
ergeht, die auch diese Zeitschrift in die Hände bekommen und durchblättern. Was
immer sonst drinnen steht: Die Zielrichtung der Insertion ist, die Botschaft
der Stadt zu senden - und das ist gelungen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: 4.
Zusatzfrage: Herr GR Dipl Ing Margulies.
GR Dipl Ing Martin
Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Es ist bedauerlich,
dass es nur darum geht, die Botschaft der Stadt zu senden. Wenn wir Pech haben,
inseriert die Stadt Wien das nächste Mal in der Zeitschrift "Der
Patriot" – diese ist schließlich auch nicht verboten, und die Auflage wird
künstlich hochgeschraubt.
Ich denke, es hängt schon
sehr davon ab, wenn man eine Botschaft senden will, welches Medium man dazu
verwendet, ob man dazu zum Beispiel ein Medium verwendet, wo einfach nur steht:
„Status Asylwerber - Job Drogendealer", „Schwarzafrikanische Asylwerberinnen
als legale Prostituierte?", oder wo eben ein Cartoon enthalten ist, den
der Kollege nicht als rassistisch bezeichnen kann, in dem es heißt: „Diesmal
hat der Herr Häupl Recht: Es gibt in unserer schönen Stadt tatsächlich Plätze,
die er am liebsten geheim gehalten hätte!", und man sieht die Karlskirche,
sieht Drogenspritzen herumliegen und sieht ausländische Mitbürger, die sich die
Bäuche halten, und einen wegschauenden Polizisten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn
die Stadt Wien durch ihre Inserate dazu beiträgt, dass diese Art der Politik
salonfähig gemacht wird, dann halte ich das für bedauerlich und für eine
Verschwendung von Steuergeldern. (GR Christian Oxonitsch: Frage! Frage!)
Sehr geehrte Frau StRin
Laska! Werden Sie in Hinkunft noch einmal in dieser Art und Weise in
rassistischen und ausländerfeindlichen Publikationen inserieren?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte.
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