«  1  »

 

Gemeinderat, 51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 89

 

bisschen reduziert wird, haben, also eine enorme Dichte, und im ursprünglichen Entwurf waren dort überhaupt nur Büros, Geschäfte und Geschäftsflächen vorgesehen. Das ist also die Entwicklung eines unglaublich dichten, dunklen Areals mit einem großen Einkaufszentrum in der Mitte, wo sich ab 5 am Nachmittag dort irgendwie Geisterstadtartiges abspielt. Das wurde jetzt auch geändert.

 

Ich möchte darauf hinweisen für zukünftige Verfahren: Interessanterweise hat der Herr Steiner von der ÖBB gesagt, dass einiges schlecht gelaufen ist, dass er da auch Anregungen hätte, das transparent und öffentlich zu machen, dass immer wieder in dieser Stadt derselbe Fehler passiert, die relevante Entscheidung, was ist die Grundlage eines Wettbewerbs, insbesondere, was sind die Dichten, was sind die qualitativen Vorgaben für diesen Wettbewerb. Die werden nie irgendwo diskutiert, auch nicht in der Stadtentwicklungskommission.

 

Und die zweite Frage: Warum werden welche Architektenteams eingeladen? Das wird auch nicht diskutiert. Außer der Hut brennt. Das sage ich jetzt zum Kollegen Schicker im Vorgriff auf einen zweiten Wettbewerb und Flächenwidmungsplan zu Wien-Mitte: Da ist man schon interessiert, dass die Opposition mitredet, und da wurde dann auch ein relativ sauberes Verfahren abgehalten. Das war ein Verfahren, das angesichts der Wichtigkeit dieses Projektes nicht adäquat war.

 

Das ist meine Hauptkritik. Die bleibt aufrecht. Die Diskussion war: Reicht diese Kritik, um so ein wichtiges Projekt abzulehnen? Wäre es bei dem vorgelegten Masterplan geblieben, hätten wir dem nicht zugestimmt, hätten wir gesagt: Ja, wir sind dafür, dass gebaut wird, aber einige wesentliche Punkte werden nicht erreicht. Jetzt hat es, spät aber doch, Gespräche gegeben mit einigen relevanten Änderungen, die uns, so nach dem Motto "Das Glas ist zu drei Vierteln voll oder zu einem Viertel leer" dazu bringen, das Glas hier voll zu sehen, unsere Kritik so zu verstehen, dass wir uns weiter einbringen werden, warum wir aber zustimmen.

 

Lassen Sie mich die Gründe festlegen, die insbesondere im Beschluss- und Resolutionsantrag heute eingebracht werden, den dann, glaube ich, der Herr Kollege Driemer einbringen wird und wo ich einige Punkte herausnehmen möchte.

 

Erstens: Wie groß sollen die Einkaufszentren sein? Ich habe ja das Gefühl – diese Diskussion werden wir immer wieder und immer wieder führen –, dass jeder Immobilienentwickler als Allererstes fragt: Was ist die höchste Rendite? Und das ist ein Einkaufszentrum. Angefangen hat die ÖBB mit 40 000 bis 50 000 Quadratmetern. Wir haben jetzt, glaube ich, eine sehr saubere Lösung. Mir ist es noch immer zu groß, aber im Sinne eines Kompromisses ist es mir lieber, diese Zahl steht da, als wir stimmen jetzt dem Antrag nicht zu, und es ist viel größer. Ich halte auch die Formulierung für vernünftig, die jetzt gefunden wurde, so auf eine Art wirklich praktische Einkaufszentrenflächen, nämlich § 7c der Bauordnung, maximal 20 000 Quadratmeter. Das ist trotzdem viel, wenn ich das vergleiche, aber wie ist es im Verhältnis zu dem, was ursprünglich war? Argumentierbar, sagen wir, ist ein Kompromiss, der insbesondere den Kollegen von der Stadtplanung den Rücken stärken soll in den Verhandlungen mit den ÖBB, dass mehr nicht funktioniert. Einmal mehr die Diskussion: Man muss darauf achten, was derartige Projekte für die Nahversorgung in der Umgebung bedeuten. Ist die Stadt Wien in Zukunft eine, wo man nur mehr Indoorshopping-Welten, sei es auf Bahnhöfen, sei es im Lugner, SCS, Shopping Center Nord befindlichen Dingen, virtuelle Welten innen baut, oder ist das, was eine Mariahilfer Straße, eine Lerchenfelder Straße, eine Hernalser Hauptstraße ist, nicht sehr wohl auch etwas, was dringend erhalten werden muss?

 

Also der erste Punkt: Ja, es gibt eine Reduktion und eine sehr präzise Vorgabe, auf die zu achten sein wird. Und auch die Begrenzung haben wir diskutiert, und wir müssten – das sage ich jetzt den Kennern, aber eigentlich sollte jeder Gemeinderat, jede Gemeinderätin das kennen – das Zentrum, das neue Zentrum dort, den Südtiroler Platz – zu dem ich dann noch kommen werde – und die Unterführung, wo man jegliche Verfolgungsjagd, die in einer ostsibirischen mittleren Stadt stattfindet, sehr glaubhaft drehen kann, so wie der Südtiroler Platz momentan ausschaut, diskutieren.

 

Der zweite Punkt betrifft in der Tat eine Änderung dahin gehend, dass es nicht nur um die Verwertung dieser Flächen geht, sondern auch um zentrale Plätze. Und da ist zu nennen einerseits der Südtiroler Platz und zweitens die Ausgestaltung des Wiedner Gürtels. Wie schaut denn der aus? Man muss sich vorstellen, wenn man heute dort steht, immerhin gegenüber vom Belvedere, ist eine durchgehende Verbauung, eine sehr dichte Verbauung. Ich bleibe dabei: Für mich ist sie noch immer zu dicht. Aber einmal mehr ein Kompromiss. Wir haben hier eine Reduktion um 4°Prozent erreicht. Das ist zu visualisieren und darüber auch eine öffentliche Diskussion zu führen, wie Querungsmöglichkeiten ausschauen, ob sich auf dem Südtiroler Platz etwas machen lässt, auch für Fußgänger und Fußgängerinnen, nicht nur unter der Erde, sondern auch im Nullniveau. Also darauf Wert zu legen, dazu dränge ich den Kollegen Klotz, den Kollegen Binder und alle Verantwortlichen, hier wirklich sehr sorgfältig und öffentlich, transparent und visualisiert vorzugehen, dass es sich auch ein Laie vorstellen kann, wie der zukünftige Südtiroler Platz ausschaut.

 

Nächster Punkt, warum wir zustimmen. Es ist jetzt zweierlei erreicht worden: Einerseits wurde diese extrem hohe Dichte um 4 Prozent reduziert. Na ja, 4 Prozent sind mehr als null Prozent. Mehr wäre mir auch lieber gewesen, aber immerhin.

 

Und, nächster Bereich: Wo ein Wohnanteil von nahezu null vorgesehen war, ist ein Wohnanteil von 25 Prozent, also endlich wieder eine Selbstverständlichkeit. Überall wird geredet von der Nutzung gemischte Stadt, und dann bauen wir einen riesigen Stadtteil, wo wir nur Büros haben. Bitte, fahren Sie nach St°Pölten, schauen Sie sich das Areal von St°Pölten an, das Regierungsviertel, wie das ausschaut, was da für ein Leben ist so um 18 Uhr. Nächste Bildkulisse für eine vereinsamte

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular