Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 89
Also, da bitte ich wirklich darum, dass man hier von Beginn an darauf achtet, auch diese Jury noch weiter begleitend einzubinden, um eben das sicherzustellen.
Schade, dass man erst jetzt schon bei diesem
Flächenwidmungs- und Bebauungsplan steht. Was heißt schon, erst nach
12 Jahren, wir hätten das ganze im Jahr 1991 positiv abschließen
können. Wahrscheinlich würde das Projekt heute schon fertig gebaut sein, hätte
man von Beginn an sich an uns orientiert und auf uns gehört, aber leider war
das nicht der Fall. Aber was ich schade finde, bevor der Ratzenstadl gefallen
ist, das ist auch ein Produkt gewesen dieser Ratzenstadl von vor 1999, denn das
war ja schon lange vor 1999 ein Ratzenstadl. Von dem haben wir auch immer kühn
behauptet - und das hat sich auch bestätigt -, dass man den absichtlich zum
Ratzenstadl verkommen hat lassen, um eine Argumentation zu finden, dass man
dort schnell etwas Hohes hinbauen muss.
Aber was ich schade finde, ist dass wir nicht auch
darüber weiter nachgedacht haben - wie das in der Jury auch Thema war -, dass
wir eine Brücke möglich machen vom Projekt Wien-Mitte zum gegenüberliegenden
Bereich, dass wir eine Brückenüberbauung auch andenken hätten sollen. Das hätte
ich für bereichernd und notwendig erachtet.
Ich hätte es auch für wünschenswert erachtet, wenn
man auf den Vorschlag eingegangen wäre, den ich gemacht habe, in dem Bereich
vielleicht Überlegungen auf eine Fußgängerzone anzustellen, dort eine
Fußgängerzone möglich zu machen. Es würde sich auch die Möglichkeit bieten,
wenn man das umsetzt, dort vielschichtige Veranstaltungen zu planen, wo die
Landstraßer Bevölkerung rege teilnehmen kann, vielleicht einen Landstraßer
Christkindlmarkt oder im Sommer irgendeinen schönen Sommermarkt oder ein
Sommer-Event. Das wäre sicherlich eine interessante Bereicherung auch für
diesen Bereich gewesen und ein Anziehungspunkt. Da hat man sich dann leider
Gottes nicht mehr darüber getraut.
Ich freue mich, dass Beharrlichkeit auch gegen eine
absolute Mehrheit in dieser Stadt durchaus etwas erreichen kann. Das haben wir
bewiesen. Wir haben bewiesen, dass man als Oppositionspartei, als eine Partei,
die einer absoluten Mehrheit gegenüber steht, doch mit Beharrlichkeit auch
erfolgreich sein kann, gemeinsam mit dem Druck der Bürger, mit dem Druck der
Journalisten, die mit spitzer Feder auch Ihr ursprünglich geplantes Projekt
aufs Korn und ins Visier genommen haben. Wir freuen uns, dass die ECOMOS und
die UNESCO damals auf unsere berechtigte Kritik aufgesprungen sind und
letztlich bei Ihnen dann diesen Druck, der da noch notwendig war, verursacht
hat, sodass Sie - ich sage es jetzt einmal positiv - noch zur Besinnung
gekommen sind in diesem Bereich und dann erst, leider Gottes Jahre später, aber
doch, es möglich gemacht haben, dass wir ein Weltkulturerbe-verträgliches
Projekt bekommen, das sich eben auch in die Umgebung einfügt und das auch den
Bürgern und den Bürgerinteressen entspricht.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Sie von Beginn
an bei solchen Projekten nicht Alibi-Bürgerversammlungen abhalten, denn
Bürgerversammlungen haben wir auch bei dem Projekt von Beginn an gehabt, die
Meinung war immer eine sehr deutliche, nämlich 99,9 Prozent der Bürger -
außer den wenigen SPÖ-Funktionären, die dort waren - waren gegen das Projekt
von Beginn an in der Planungsphase wie Sie es dargelegt haben.
Man hätte von Beginn an mehr auf die Bürger hören
sollen. Bürgerversammlungen machen ja nur dann einen Sinn, wenn man auch die
Meinung der Bürger ernst nimmt und letztlich darauf auch Abänderungen folgen
lässt. Das war aber nicht der Fall.
Da wünsche ich mir, dass Sie neben den
Bürgerversammlungen, die Sie abhalten, auch mehr auf die Bürger hören und dass
wir vom Beginn an mehr Architekturwettbewerbe möglich machen, wo
selbstverständlich - und da bin ich mit dem GR Chorherr einer Meinung -
natürlich auch Politiker anwesend sein sollen, die für solche Projekte auch
politisch die Verantwortung übernehmen sollen.
Im Nachhinein bitte, Herr StR Schicker, lernen Sie in
Zukunft daraus, lernen Sie aus dieser Geschichte Wien-Mitte, dass wir in
Zukunft keine unendlichen Geschichten erfahren, dass wir nicht das
Weltkulturerbe in unserer Stadt gefährden und dass wir wirklich zu guten
Architekturgestaltungsprozessen für unsere Stadt kommen, die zukunftsbezogen sind,
die modern sind, aber gleichzeitig auch unsere Architektur, unsere Geschichte,
unseren Stadtkern bewahren und erhalten. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski:
Zum Wort gemeldet ist der Herr GR VALENTIN. Ich erteile es ihm.
GR Erich VALENTIN (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Es muss offensichtlich eine günstige Stunde vor
Weihnachten sein, weil wir heute ein zweites großes Kapitel - ja, ich würde
auch sagen, in diesem Fall ist das Wort Meilenstein durchaus angebracht - zu
einem für die Stadt, denke ich, respektablen und der Stadt auch gebührenden
Abschluss bringen.
Ich denke mir, dass es grundsätzlich gut ist, dass
wir so wichtige Projekte, wie den Bahnhof Wien - Europa Mitte, aber auch den
Bahnhof Wien-Mitte und die damit verbundenen Festlegungen schon besprochen
haben, und dass das etwas ist, das es uns für die Zukunft - wenn es um die Entscheidung
um überregional wirksame Projekte geht, die im Interesse der Gesamtstadt liegen
- vielleicht doch eher ermöglichen wird, ein konstruktives, konsensuales Klima
der Diskussion zu schaffen. Und in diesem Lichte möchte ich auch meine drei
Vorredner kurz replizieren.
Wenn Kollege Strache sagt, dass
einer der Meilensteine das Jahr 1996 ist und meint, dass das Wahlergebnis
1996 für das Projekt und für die Wien-Politik nicht gut war, gebe ich ihm zu
100 Prozent Recht. Mir ist das Wahlergebnis 2001 auch viel lieber und ich
kann mit diesem auch viel besser leben. Schön, dass wir in dieser
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular