Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 89
nicht, oder vielleicht hat
man es sich auch nicht leisten können. Aber es war sowieso egal, denn die Stadt
Wien musste her. Wer will nicht mit so einem Meinungsmacherblatt gut stehen?
Die Stadt Wien half, man hat sich eingemietet.
Interessanterweise hat die
Stadt Wien wirklich sehr, sehr viele Flächen zur Verfügung, aber nie das
Passende, wenn man etwas braucht. Die Miete pro Monat - ich sage es jetzt
einmal in Quadratmeterpreisen, weil ich einen Vergleich herausarbeiten möchte:
Man mietet zu-erst eine Fläche von 569 Quadratmetern um 31,60 EUR pro
Quadratmeter, und der hohe Preis wird damit begründet, dass ein
Sachverständiger diesen Preis als angemessen erachtet hat. Herr
Dr Stürzenbecher hat seinerzeit im Anschluss an eine entsprechende Rede
meines Kollegen Wagner gesagt: „Da war ein Sachverständiger, der Preis geht in
Ordnung, und alles andere, was man darüber sagt, ist falsch."
Nun, ganz so falsch war es
nicht! Denn mein Kollege Wagner hat damals schon kundgetan, dass es auch derselbe
Sachverständige war, der bei der angrenzenden Grundstücksfläche festgestellt
hat, dass diese nur noch 21 EUR pro Quadratmeter wert ist, also um
10,60 EUR weniger, und die Stadt Wien hat 34 Prozent einmal
freiwillig bezahlt. Aber auch das ist noch nicht genug. Denn im
Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer Österreich betrugen die
durchschnittlichen Mieten für Büroflächen überhaupt nur 12,40 EUR pro
Quadratmeter. Jetzt zahlt die Stadt Wien demgegenüber auf einmal 2,6°Mal so
viel wie den ortsüblichen Preis! Ich habe das mit den Quadratmetern und der
Differenz hochgerechnet, und es hat sich gezeigt: Das ist per Monat um rund
131 000 EUR zu viel! Der Rechnungshof ist ein bisschen milder damit
umgegangen und ist von den 21 EUR, die ja auch der Sachverständige
festgestellt hat, ausgegangen; aber selbst dann waren es noch um
72 000 EUR und etliches im Monat zu viel.
Wie war die Stellungnahme
von Wohnservice Wien? - Die Anmietung der Räumlichkeiten sei überaus
erfolgreich, das Konzept sei voll aufgegangen. Ich möchte, ehrlich gestanden,
nicht wissen, wie es ist, wenn ein Konzept nicht aufgeht - bei
131 000 EUR, die jährlich vergeudet werden! (Beifall bei der FPÖ.
- GR Mag Harald STEFAN: ... war das Konzept!)
Aber die Pointe kommt zum
Schluss: Wohnservice Wien war der Überzeugung, dass es so günstig eingekauft
hat, dass das überhaupt nur mehr teurer werden kann. Denn da hat man das Ganze
gleich für 15 Jahre gemietet, hat für 12,5 Jahre auf jegliche
Kündigung verzichtet und hat im Vorhinein 2,7 Millionen EUR ohne Umsatzsteuer
bezahlt. Wenn man also wieder einmal irgendwo eine Fläche braucht - flexibel
reagieren kann man bei so langen Zeitspannen mit Sicherheit nicht mehr!
Aber das alles ist noch
nicht genug. Wahrscheinlich wäre das nachfolgende Konzept noch besser
aufgegangen, darum möchte ich es Ihnen nicht verschweigen. Denn im Oktober 2002
hat Wohnservice Wien zu diesen 596 Quadratmetern gleich die Nachbarfläche
angemietet. Da war es dann völlig klar, dass der Sachverständige sagt: Die ist
nur noch 21 EUR wert. - Und das, bitte, nachdem man ungefähr eineinhalb
Jahre vorher ein Grundstück gekauft hatte, bei dem der Sachverständige davon
überzeugt war, dass die Miete 31,60 EUR wert war, und dann waren es nur
mehr 21 EUR! Ich kann das nicht nachvollziehen.
Jetzt kommt aber die
Über-Begründung - nachdem schon zuerst die Begründung wirklich lustig war -:
Die Fläche stünde sonst leer, und sie ist außerdem sehr günstig. Kein
Bedarfskonzept, sondern: Die Fläche stünde sonst leer! - Aber was glauben Sie,
meine Damen und Herren, wie viele Flächen in Wien leer stehen und auf eine
Anmietung warten? Da hat die Stadt Wien wirklich noch eine Menge zu tun. Und
was "äußerst günstig" betrifft: Diese Fläche war noch günstiger,
nämlich nicht nur bei 21 EUR, sondern sie hat überhaupt nur 15,20 EUR
gekostet; das war das besonders Günstige anstelle der 31,60 EUR. Dort
hätte man, weil für die Fläche überhaupt kein Bedarf bestand, im Jahr
88 680 EUR einsparen können; aber mit dem Sparen haben wir es nicht
so ganz.
Es geht noch weiter. Scheinbar wurde hier ein ganzes
Haus gebaut, von dem keiner weiß, was man damit tun soll, und so greift eben
Wien unter die Arme. Denn es ist noch immer nicht wirklich ausgelastet, und
jetzt hat man außerdem einen Veranstaltungsraum um 5 000 EUR ohne
Umsatzsteuer dazugemietet, für 137 Kalendertage. Da hat man wahrscheinlich
geglaubt, weil man ja so viele Veranstaltungen hat. Tatsächlich hat man es an
69 Kalendertagen wiederum an den Fonds vermietet, und insgesamt hat man
es, gemeinsam mit dem Fonds, ohnehin nur an 99 Nutzungstagen gebraucht,
von denen an 18 Tagen Veranstaltungen stattfanden, und davon waren
14 Eigenveranstaltungen. Kein Konzept, keine Nutzung, und außerdem ist es
nicht Aufgabe des Wohnservice Wien, Veranstaltungsräume vorzuhalten und zu
vermarkten, wie der Rechnungshof vermerkt hat; und ich meine, zu Recht!
Wenn man jetzt noch - und das war eine Fleißaufgabe
von mir - diese Flächen beziehungsweise die Kosten dafür zusammenrechnet, so
wären das 2,7 Millionen an Mietvorauszahlung, 88 680 EUR für die
zweite Fläche und 5 000 EUR, und das alles auf ebenfalls 12,5 Jahre,
und dann heißt das, dass die Stadt Wien für diese Grundstücke, also für eine
Fläche, die sie gar nicht wirklich braucht, zirka 3,9 Millionen EUR
oder 53 266 000 ATS "verbraten" hat. Anders möchte ich
es nicht bezeichnen. Herr Dr Stürzenbecher meint dazu: „Na ja, die
Anmietung der Räumlichkeiten ist so erfolgt, dass man natürlich nichts Normales
wollte, sondern von der Lage und vom Outfit her ein attraktives Beratungs- und
Informationszentrum." Das haben Sie sich auch ganz schön was kosten lassen!
Auf die Stellungnahme zur Gründung
der Wohnservice Wien GesmbH, die die angestrebten Ziele nur grob umschrieben
hat, möchte ich nicht mehr näher eingehen. Vielleicht aber noch so viel: Wie
sehr man dieses "NEWS" unterstützt, zeigt sich auch daran, dass jetzt
im
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