Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 102
anschauen, wo schon viele Generationen, etwa von Türken, von der Sozialhilfe leben, dann sehen wir, dass sich das jetzt auch in Wien abzeichnet. Wir brauchen nicht so weit zu schauen, wir brauchen nur in den 15. Bezirk zu gehen und uns die Sozialhilfestatistik anzuschauen. Auch hier zeichnet sich eine derartige Entwicklung ab. Das ist etwas, was auch in diesem Armutsbericht festgehalten wird.
Es wird auch gesagt, dass Einbürgerung nicht vor
Armut schützt. Das, was hier in Wien seit vielen Jahren passiert, nämlich, dass
sehr viele Menschen eingebürgert werden, führt nicht dazu, dass sie vor Armut
geschützt sind. Das möchte ich heute hier auch thematisieren, denn ich denke
mir, dass vielen Ausländerinnen und Ausländern, die nach Österreich und nach
Wien kommen, im Speziellen Hoffnungen gemacht werden, die sich dann nicht
erfüllen. Ich glaube, man sollte von dieser Praxis abgehen, sehr geehrte Damen
und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Die Schuldnerberatung nennt als einen der
Hauptgründe, warum die Armut in Österreich so groß ist, die Tatsache, dass
viele Menschen nicht mit dem Geld umgehen können. Wenn die Schuldnerberatung
davor warnt, dass die Leute nicht darüber informiert sind, was ein Konto
kostet, was eine Überziehung kostet, nicht wissen, wie man Geldgeschäfte
abwickelt, dann glaube ich, dass es auch notwendig ist, endlich die Wartezeiten
bei der Schuldnerberatung in Wien zu kürzen, denn wenn einer drei Monate lang
auf eine Beratung warten muss, dann ist allein diese Zeit schon eine
Katastrophe, denn es steigen die Zinsen und es wird das Problem nur noch größer
statt kleiner. Wir haben in der vergangenen Beiratssitzung des Fonds Soziales
Wien auch über dieses Problem diskutiert. Die Wartezeiten hat es schon bei der
StRin Laska gegeben, die Frau StRin Brauner hat diesen Bereich übernommen und
ich denke mir, es ist schon bald über ein Jahr vergangen und wir haben noch
immer Wartezeiten von drei Monaten. Es wird wirklich Zeit, dass da etwas
passiert und dass die Leute nicht mehr so lange warten müssen.
Es ist eine Tatsache, dass einer der weiteren
Hauptgründe für die Not der Menschen die Tatsache ist, dass viele keinen
Arbeitsplatz finden beziehungsweise dass viele den Arbeitsplatz verlieren. Es
ist auch feststellbar, dass gerade in Wien durch den Zuzug der Druck auf den
unteren Arbeitsmarkt wächst. Eine Folge davon ist Lohndumping. Dieses
Lohndumping stellen wir vor allem bei Frauen fest. Es ist auch im Bericht
ausführlich ausgeführt, dass die Armutsgefährdung bei den Frauen wesentlich
größer ist als bei den Männern. Neben der hohen Zuwanderung, für die eindeutig
die Wiener SPÖ verantwortlich ist, ist eben auch ein Grund für die Armut die
schlechte Situation am Arbeitsmarkt. Dafür ist wiederum die verfehlte
Wirtschaftspolitik der SPÖ-Stadtregierung verantwortlich!
Der Kollege Schock hat in der Aktuellen Stunde heute
schon darüber gesprochen und der Kollege Strache hat auch schon die vielen
Erhöhungen genannt, die die Wiener Stadtregierung durchgeführt und eingeführt
hat. Was ich hier noch anfügen möchte, ist dass man nicht nur tatenlos zusieht,
wie immer mehr Betriebe aus Wien abwandern, sondern dass man auch Unternehmen,
die Gewinne bringen, fahrlässig verscherbelt. Ich möchte als Beispiel nur die
Bank Austria anführen, denn der Verkauf der Bank Austria hat sich nicht nur
allgemein als Flop erwiesen, sondern wie wir in den letzten Tagen gesehen
haben, geraten die Mitarbeiter immer mehr unter Druck. Das ist auch eine Folge
Ihrer verfehlten Politik!
Sehr geehrte Damen und Herren, der Druck auf die
Beschäftigten am Arbeitsmarkt wächst. Es wächst aber auch die Angst um den
Arbeitsplatz. Dadurch kommt es dazu, dass die Menschen auch für einen
geringeren Lohn arbeiten und dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer
wird.
Auch die Kriminalität ist auf einem sehr hohen Level
und es ist kein Wunder, dass die Ausgaben für die Sozialhilfe stetig im
Ansteigen sind.
Wenn Sie jetzt hier ankündigen, dass Sie sowieso
Taten setzen, wie das der GR Vettermann in einer Aussendung gemacht hat, dann
vermisse ich, dass Sie einmal sagen, was Sie machen, denn das einzige, was ich
in der Vergangenheit, in der vergangenen Woche, gehört habe, ist dass das
Projekt "Jobchance" ausgeweitet wird. Ich glaube, dass das sehr
wichtig ist, frage mich nur und ich frage auch Sie, Herr Gemeinderat, warum das
nicht schon viel früher passiert ist und warum es nicht noch viel mehr ist. Ich
glaube, dass das etwas ist, was unbedingt notwendig ist und dass wir viel zu lange
mit derartigen Maßnahmen gewartet haben.
Wir im Gemeinderat haben ein sehr hohes Einkommen und
wir spüren diesen Druck am Arbeitsmarkt und diese Belastungen, die die Menschen
haben, dank der Steuerzahler nicht. Ich glaube daher, dass es unsere Aufgabe
ist, die Ärmsten der Armen nicht abzuspeisen. Ich denke mir einfach, dass die
Erhöhung der Richtsätze notwendig ist und dass jeder Euro mehr für die Armen
gut ist, aber ich glaube, dass insgesamt diese Erhöhung erbärmlich ist und
deshalb lehnen wir diese zu geringe Erhöhung auch ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren, die verfehlte
Wirtschaftspolitik der SPÖ in Wien, die Ausgliederungen, der Ausverkauf der
Wiener Wirtschaft, führt auch dazu, dass sich immer mehr Menschen selbst
versichern müssen, das aber nicht tun. Dadurch steigen nicht nur die
Sozialhilfekosten bei den Richtsätzen an, sondern es steigen zum Beispiel auch
die Spitalskosten an und besonders steigen die Spitalskosten für
Nichtösterreicher exorbitant an.
Es ist daher äußerst
unverständlich - und ich habe das auch schon bei der Budgetdebatte gesagt -,
warum im Voranschlag für das Jahr 2005 die Kosten für die Spitäler in diesem
Bereich heruntergesetzt worden sind.
Wenn wir über Taten diskutieren,
dann müssen wir, glaube ich, über unseren Antrag diskutieren, den
Heizkostenzuschuss zu erhöhen. Ich glaube, wir könnten uns aber auch einmal
gemeinsam Gedanken über die Höhe des Wiener Familienzuschusses machen. Denn ich
denke mir, dass auch in diesem Bereich eine Erhöhung
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular