Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 106
Nein, wir haben aufgezeigt, dass es natürlich auch notwendig ist, dass der Zuwanderer unsere Grundwerte übernimmt.
Und genau das fehlt uns auch in dieser neuen
Niederlassungsbegleitung, dass man Menschen auch unser Bekenntnis, unser
abendländisches Bekenntnis, unser Grundverständnis vermittelt, unser Bekenntnis
zu Glaubensfreiheit etwa, zu Meinungsfreiheit, auch unser Bekenntnis zur
Menschenrechten und zu den Frauenrechten vor allem.
Und wir haben hier ja auch längst ein neues
Instrument vorgeschlagen, eine Bekenntnisurkunde, die jeder Zuwanderer
unterschreiben muss. Und, das ist der springende Punkt, meine Damen und Herren,
bei Verstoß dagegen, wenn er etwa seine Kinder zu Zwangsehen nötigt, wie das ja
leider immer häufiger in Wien vorkommt, dann soll eben auch die
Staatsbürgerschaft wieder aberkannt werden.
Meine Damen und Herren, das müsste der wesentliche
Kern einer solchen Niederlassungsbegleitung sein, die Vermittlung unserer
Grundwerte.
Meine Damen und Herren von der ÖVP und auch Frau
Stadträtin, weil Sie das ja angesprochen haben: Wir wollen, dass der Zuwanderer
ein umfassendes Bekenntnis zu unserer Verfassung ablegen muss. Über den
detaillierten Inhalt sind wir ja dann gesprächsbereit, wie das dann wirklich im
Einzelnen ausformuliert wird, darüber können ja Gespräche über alle
Parteigrenzen hinweg stattfinden.
Und ich bin hier durchaus
zuversichtlich, dass hier ein Konsens zwischen ÖVP, zwischen SPÖ, zwischen uns,
aber auch zwischen der Grünen Fraktion hier möglich ist, welches diese konstitutiven
Grundwerte unserer freiheitlichen Demokratie sind.
Und, meine Damen und Herren,
wir wollen, und das ist aber der wesentliche Punkt: Wenn der Zuwanderer gegen
dieses Bekenntnis verstößt, dann soll er eben nicht nur seine
Staatsbürgerschaft verlieren, sondern dann soll er auch seine sozialen Rechte,
seine finanziellen Rechte verlieren, die ihm eben aus diesem Status als
Staatsbürger erfließen. Und, meine Damen und Herren, ich möchte daher wieder
einmal diesen Beschlussantrag der Freiheitlichen Fraktion einbringen:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung
auf, die Voraussetzungen für eine Bekenntnisurkunde zu schaffen, die der nach
Österreich Zuwandernde zu unterfertigen hat und die den legalen Aufenthalt und
die staatlichen Leistungen an die Einhaltung der in der Urkunde enthaltenen
wesentlichen Voraussetzungen knüpft. Damit legt der Zuwanderer ein Bekenntnis
zu den Grundprinzipien unserer Rechts- und unserer Verfassungsordnung ab.“
Meine Damen und Herren, ich beantrage die sofortige
Abstimmung und darf Sie um Zustimmung zu diesem Antrag ersuchen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, es sind aber alle diese
Fragen ja auch in der Sozialdemokratie heftigst umstritten, Sie sind sich ja da
überhaupt nicht einig. Das haben wir bei den Moscheen erlebt, bei den
Deutschkursen, wo GR Schuster im Ausschuss die Vorgangsweise der Stadträtin
seiner Fraktion kritisiert hat, und es hat auch im Wahlkampf Uneinigkeit
geherrscht. Da gibt es keine klare Linie. Die Frau StRin Frauenberger hat
einmal eine Pressekonferenz abgehalten, hat vor der Wahl erklärt: „Multikulti
ist tot“, ja, sie hat sogar gesagt, sie will Kebap gegen Wiener Schnitzel
austauschen, sie hat also diese angeblich neue Linie sehr blumig formuliert.
Das war das eine Signal.
Vom Bürgermeister sind wieder ganz andere Signale
gekommen. Der Bürgermeister dieser Stadt hat ja, wie wir es gewohnt sind, seine
Wahlkampfveranstaltungen sehr häufig am Brunnenmarkt durchgeführt, und er hat
dort ein Plädoyer für das Kopftuch abgelegt.
Und, meine Damen und Herren, wir wissen das. Wir
haben ja in Wien bereits auch längst Lehrerinnen mit Kopftuch an öffentlichen
Schulen, und wir kriegen demnächst, in wenigen Wochen, am Bahnhof Ottakring die
erste Straßenbahnfahrerin mit Kopftuch. Es hat dieses Kopftuch-Bekenntnis des
Bürgermeisters am Brunnenmarkt natürlich nicht nur bei den Betroffenen große
Freude erweckt, sondern auch zu Diskussionen in der SPÖ selbst geführt. Und ich
darf Ihnen hier nur einen offenen Brief eines früheren sozialistischen Wählers
zu diesem Thema vorlesen. Der offene Brief nimmt Bezug auf eine
Zeitungsmeldung, die so lautet: „Wen das Kopftuch im Wiener Straßenbild stört,
dem könne und wolle Michael Häupl nicht helfen." Und darauf antwortet
jetzt ein früherer SPÖ-Wähler: „Lieber Michael Häupl! Uns aufgeklärte Wiener
stört das Kopftuch, weil es das Symbol für einen rückwärts gerichteten
fundamentalistischen Islam ist, und weil es nicht zu unserer Kultur der
Emanzipation, der Gleichberechtigung von Mann und Frau passt. Und, lieber
Michael Häupl, deshalb wollen wir Wienerinnen und Wiener auch Dir nicht mehr
helfen und wählen ab sofort nie mehr SPÖ."
Ja, meine Damen und Herren, das ist eine ganz
wesentliche Ursache für Ihre Wahlniederlage. Und was sagt der Bürgermeister
eigentlich dazu? Der hat nach der Wahl gesagt: „Nein, es gibt gar kein
Integrationsproblem in Wien, es ist der schlechte Stil der Bundesregierung für
den freiheitlichen Erfolg verantwortlich.“ Die Analyse des Bürgermeisters
lautet, nicht die SPÖ sei selber schuld an Ihrer Niederlage, nicht er selbst
als Bürgermeister dieser Stadt sei mit seiner Politik daran schuld, nein,
sondern die Wähler seien schuld, weil sie zu dumm sind, die Politik des Herrn
Bürgermeisters und der SPÖ zu verstehen.
Und der Bürgermeister äußerst sich auch abfällig über
seine früheren Wähler. Er meint wörtlich - und ich darf da aus einem
Presseinterview zitieren: „Besonders die Lehrlinge sind für Straches einfache
Antworten empfänglich." Nun, die werden sich freuen, die Lehrlinge, über
diese Botschaft und diese Einschätzung ihres Bürgermeisters.
Meine Damen und Herren von der
SPÖ, warum glauben Sie denn, ist die FPÖ bei den Zuwanderern schon die
zweitstärkste Partei, warum glauben Sie, haben wir bei den Erstwählern sogar
schon eine absolute
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