Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 115
widersprechen sich laufend. Sie setzen sich auf dem
Papier für Mieteneinfrieren ein. Ich lese das nach und denke, das unterstütze
ich, nur das sehe ich da nicht, und das sehe ich auch in der Bundespartei der
SPÖ nicht. (GR Christian Oxonitsch: Das
geht auch bei euch nicht!) Das ist sehr schade, weil momentan die Chance
besteht, Politik so durchzusetzen, wie sie auf manchem Zettel der
Sozialdemokratie – wenn nicht vielleicht sogar mit unterzeichnet – steht. Jetzt
wäre die Zeit, mutiger zu sein in diesen Fragen und das tatsächlich
einzuleiten.
Das System, wie es jetzt ist, hat nicht funktioniert.
Jetzt ist es so deutlich wie nie zuvor. Das war vorher auch schon so. Die
Schere geht auseinander. Das haben wir schon hundertmal gehört, das kann man
tausendmal belegen. Das wissen wir. Jetzt ist die Zeit, ein neues System
auszuprobieren. Aber das tun Sie nicht. Hören Sie auf, das Werkel zu flicken,
das nicht mehr zum Flicken ist! Machen Sie etwas Neues! Gehen Sie etwas mutiger
voran!
Schauen Sie zum Beispiel – ich erinnere noch einmal
an einen Vorschlag, den ich heute in der Früh gemacht habe –, wieso darf nicht
jeder, der bei der Gemeinde Wien beschäftigt ist, 1 000 EUR netto
verdienen? Wieso geht das nicht? Dann frieren wir doch die oberen Gehälter ein,
und dann gibt es eben keinen mehr, der 20 000 verdient, das ist bitter,
und dann frieren wir noch die ganzen Erhöhungen von Leuten bei, sagen wir,
6 000 ein, damit alle in diesem Haus dabei sind, bis jeder Einzelne, der
bei der Gemeinde Wien beschäftigt ist, 1 000 EUR netto im Monat
verdient.
Ist das so eine furchtbare Forderung? Gehen tut es.
Können Sie das nicht einmal mehr denken? Muss jemand arbeiten und bei der
Gemeinde angestellt sein und mit dem Geld nicht auskommen? Nein, muss er nicht.
Er muss es nur deshalb, weil die SPÖ das will. Das ist schade und bedauerlich,
und irgendwann wird es hoffentlich anders. – Danke.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Der Inhalt dieser zwei Tagesordnungspunkte, die wir
heute besprechen, ist eigentlich nichts anderes als ein kleines Aufarbeiten der
Versäumnisse der Stadt Wien im Bereich Infrastruktur, in der Bezirksbudget-Infrastruktur,
in der Infrastruktur der Schulen und Kindertagesheime, in der Infrastruktur
generell, meine Damen und Herren.
Zwischen 2005 und 2009 sind die Bezirksmittel im
Budget der Stadt Wien von 149,8 auf 156,9 Millionen EUR gestiegen,
das ist eine absolute Senkung von 1 Million EUR oder
6,9 Prozent. Im letzten Jahr, von 2008 auf 2009, waren es in absoluten
Zahlen 3,5 Millionen EUR oder 2,3 Prozent.
Meine Damen und Herren! Im Endbericht der Evaluierung
– ich habe diesen Endbericht sehr genau gelesen; ich weiß nicht, wer ihn hier
im Haus tatsächlich sehr genau gelesen hat; ich habe den Eindruck, ganz wenige
haben das getan; zumindest die Redner, die vor mit dran waren, haben ihn sicher
nicht gelesen, vielleicht haben ihn ja einige andere gelesen –, im Endbericht
dieser Evaluierung der Bezirksbudgets steht nämlich drinnen, dass einer der
Schwachpunkte überhaupt der ist, dass die Erhöhung der Bezirksmittel unter der
Inflationsrate gelegen ist. Und zwar beweisen die da, dass 0,9 Prozent per
anno zwischen 1998 und 2008 – sie haben das von 1998 bis 2008 evaluiert und
geprüft – erhöht wurde, während die Inflationsrate in diesen 10 Jahren
1,8 Prozent war. Das heißt, gerade einmal 50 Prozent sind hier
abgegolten worden.
Ein interessanter Aspekt sind die unterschiedlichen
Entwicklungen der Bezirke. Da gibt es nämlich sieben Bezirke, die an sich eine
wesentlich höhere Steigerung als alle anderen Bezirke haben, das sind die
Bezirke 10, 11, 20, 21 und 22. Die haben eine wesentlich höhere Steigerung,
nämlich bis zu 30 Prozent der Mittel erhalten, und es gibt einige Bezirke
wie die Bezirke 1, 8 und 9, die wesentlich weniger Steigerung hatten, nicht
einmal die Inflationsabgeltung und weit darunter.
Interessant an der Geschichte ist aber etwas anderes
– das hat der Bericht nicht zutage gebracht, aber wer die Budgets der letzten
Jahre kennt, weiß das –: Wenn man sich die Bezirke 10, 11 und 20 anschaut, dann
haben diese Bezirke, die zwar um 30 Prozent mehr Budgetmittel erhalten haben,
bereits um 15,5 Millionen EUR Vorgriffe. Genau die Bezirke, die
unheimlich viel Geld bekommen haben – natürlich sind es SPÖ-Bezirke, da brauche
ich nicht darüber nachzudenken –, haben bereits 15,5 Millionen EUR
Vorgriffe getätigt, und die Bezirke, die weniger bekommen haben, haben trotzdem
noch immer 4,6 Millionen EUR Vorgriffe. Insgesamt haben in ganz Wien
– und das wird vernachlässigt von Ihnen, in der Diskussion gar nicht
berücksichtigt – alle Bezirke gemeinsam knapp 41,5 Millionen EUR
Vorgriffe.
Meine Damen und Herren! Das sind Vorgriffe, die von
der Stadt Wien finanziert werden, wo die Stadt Wien den Bezirken vorschreibt,
wo diese Kredite aufgenommen werden, und ich hoffe eher nicht, dass meine
Insider, die hier in diesem Bereich alle sehr gut Bescheid wissen, und die
Beamten recht behalten, dass diese 41,5 Millionen EUR vielleicht in
Schweizer Franken angelegt waren, vielleicht in einer Fremdwährung angelegt
waren, nämlich als Kredite. Ich würde gerne heute noch jemanden von der SPÖ
hören, der mir hier heraußen erklärt, dass diese Kreditaufnahme für die
Bezirke, für die Bezirke, die Zinsen zahlen müssen, keine Fremdwährungskredite
waren, sondern vielleicht Kredite von einem Institut in Euro oder Sonstigem
waren. Ich glaube, es könnte durchaus sein, aber Sie können es ja heute hier
vor Publikum erklären, dass nicht ein Euro der Kredite, die für die Bezirke
aufgenommen wurden, in irgendeiner anderen Fremdwährung aufgenommen wurde.
Meine Damen und Herren! Es zeigt
uns, dass die Infrastruktur, die Substanzerhaltung in den letzten Jahren im
Argen gelegen ist. Nicht umsonst haben ja Sie das Schulsanierungsprogramm
zwischen 2008 und 2017 mit 570 Millionen EUR dotiert in der Annahme,
dass die
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