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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 15.12.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 56

 

Natürlich stellt sich trotzdem danach die Frage, in welchen Bereichen ein Kind beziehungsweise Jugendlicher im Alter von 14 oder 15 Jahren die entsprechenden Voraussetzungen mitbringt und für welchen Schultyp man sich entscheidet. Wenn man aber sagt, dass schon im Alter von 10 Jahren entschieden werden muss, ob ein Kind dann vielleicht eine BHS besuchen oder in einen Lehrberuf einsteigen wird, kann das ja nicht auf den entsprechenden Stärken dieses Kindes aufsetzen! Wer weiß denn, wenn ein Kind zehn Jahre alt ist, wo es entsprechende Stärken haben wird?!

 

Im Hinblick darauf wird es dann ganz maßgeblich sein, dass das Kind durch individuelle Förderung, durch individualisierten Unterricht, durch die entsprechenden Fördermaßnahmen, aber auch durch eine zeitgemäße Pädagogik im Unterricht selbst herausfindet, wo seine Stärken liegen, um dann sicherzustellen, dass das Kind beziehungsweise der Jugendliche in einem wesentlich fortgeschritteneren Alter für seine weitere Zukunft tatsächlich selbstständig entscheiden kann, welche Möglichkeiten und Chancen bestehen. Ich glaube, dass das im Alter von 14 Jahren ganz grundsätzlich wesentlich besser ist. Dann kann der Jugendliche viel stärker in den Entscheidungsprozess mit eingebunden werden, weil er dann schon wesentlich besser erkennen kann, wo seine Stärken tatsächlich liegen.

 

Jetzt wird diese Entscheidung in der Regel von Eltern entsprechend den ökonomischen Rahmenbedingungen und – wie auch in allen internationalen Studien festgestellt wird – je nach der sozialen Herkunft getroffen, wenn das Kind zehn Jahre alt ist. In welcher Form es diverse Unterscheidungen geben wird, für welchen Bereich sich ein Jugendlicher letztlich entscheidet, wird in erster Linie davon abhängen, ob es dem österreichischen Schulsystem gelingt, den Jugendlichen in seinen Stärken zu fördern und gemeinsam mit ihm in einem durchlässigen System seine erfolgreiche Zukunft sicherzustellen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 1. Frage.

 

Die 2. Frage (FSP – 04569-2010/0001 – KGR/GM) wurde von Herrn GR Mag Rüdiger Maresch gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Mit dem Ende der Verpackungsverordnung hat die Masse der Einweggebinde stark zugenommen. In dieser Hinsicht sind auch die Kommunen gefordert, anfallende Müllmengen zu reduzieren und so zur Ressourcenschonung beizutragen. Was wird die rot-grüne Stadtregierung unternehmen, um den Einsatz von Mehrweggebinden zu fördern?)

 

Bitte, Frau Stadträtin.

 

9.14.00†Amtsf StRin Mag Ulli Sima - Frage|

Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen!

 

Die Frage des Kollegen Maresch beschäftigt sich mit dem Thema Verpackungsverordnung und dem Problem Einweg – Mehrweg. Die Förderung von Mehrweggebinden ist ein zentrales Anliegen der Stadt Wien und auch der rot-grünen Regierung. Ich freue mich natürlich besonders darüber, dass wir dieses Thema, das wir schon seit vielen Jahren verfolgen, jetzt gemeinsam in Angriff nehmen wollen. Im Koalitionsübereinkommen heißt es dazu, dass wir gemeinsam verhandelt haben, dass Abfallvermeidung künftig auch eine sehr zentrale Säule der Wiener Umweltpolitik sein soll.

 

Als Landesgesetzgeber haben wir schon versucht, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen, der Spielraum ist hier aber leider nur sehr klein. Mit der letzten Novelle des Wiener Abfallwirtschaftsgesetzes, das heißt, ab 1.1.2011, wird die Regelung in der Praxis Anwendung finden, dass bei jeder Veranstaltung auf Liegenschaften, die im Eigentum der Stadt Wien stehen, oder bei größeren Veranstaltungen, sprich, ab 1 000 Besucherinnen oder Besuchern, die Verwendung von Mehrwegprodukten verpflichtend vorgesehen ist. Ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Schritt im Bereich der Abfallvermeidung ist. Das heißt konkret, dass Getränke aus Mehrweggebinden ausgeschenkt und auch in Mehrweggebinden abgegeben werden müssen. Bei der Ausgabe von Speisen muss man ebenfalls auf Mehrweggeschirr zurückgreifen. Wenn das aus sicherheitspolizeilichen Gründen nicht möglich ist, dann kann man auf Behältnisse aus nachwachsenden Rohstoffen zurückgreifen. Wir haben diesbezüglich wirklich den maximalen Spielraum, den wir in diesem Bereich haben, ausgenutzt.

 

Ich möchte aber noch ein bisschen weiter ausholen und auch einige Zahlen, Daten und Fakten zu diesem Thema Mehrweg und Einweg vorbringen. Ich finde diese immer sehr interessant, und ich weiß aus den vielen Diskussionen, die wir zum Beispiel auch mit der Wirtschaftskammer geführt haben, dass immer wieder in Frage gestellt wird, ob Mehrweg überhaupt einen Vorteil gegenüber Einweg hat. Ich möchte daher wirklich ein paar Zahlen bringen, die das meines Erachtens sehr gut illustrieren.

 

Besonders am Herzen liegt mir dabei das Thema Getränkeverpackungen, denn in diesem Bereich wird eine Einwegverpackung am allerschnellsten, nämlich binnen Minuten, wenn die Flasche ausgetrunken ist und ihren Zweck verloren hat, zu einem Abfallprodukt. Im besten Fall landet sie dann in der gelben Tonne, im schlechtesten Fall landet sie irgendwo als „litter“ in der Landschaft.

 

Ich komme jetzt zu den Zahlen: Einweggetränkeverpackungen aus Glas erzeugen im Vergleich zu Glasmehrweg rund das 30-Fache an Abfall. Bei PET besteht ungefähr ein Verhältnis von eins zu zwei. Diese Zahlen sind, glaube ich, wirklich beeindruckend: Bei PET haben wir bei Einweg das Doppelte an Abfall, bei Glas das 30-Fache.

 

Schauen wir uns jetzt den Energieverbrauch am Beispiel Mineralwasser an: Je nach Gebindeart beläuft sich der Energieverbrauch einer Einwegflasche im Vergleich zu einer Mehrwegflasche auf das Vier- bis Achtfache, bei Bier ist es das Doppelte bis das Dreifache.

 

Ähnlich verhält es sich bei der Einsparung von Rohstoffen: Glaseinwegverpackungen brauchen gegenüber Glasmehrwegflaschen rund 50 Mal soviel an Primärrohstoffen, bei PET sind es rund 17 Mal.

 

Wenn man also wirklich Abfall und Umweltbelastungen vermeiden will, dann kann Mehrweg die einzige Antwort sein. Die einmalige Verwendung – das belegen

 

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