Gemeinderat, 3. Sitzung vom 15.12.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 56
gen in der Gesamtheit der insgesamt 220 000 Gemeindewohnungen, die von anderen Hausverwaltungen außer Wiener Wohnen betreut werden. Diese Projekte gibt es, da haben Sie recht. Wir hören diesbezüglich aber relativ selten Beschwerden auf Grund von Kompetenzschwierigkeiten.
Wenn es aber Fälle gibt, die Ihnen bekannt sind, dann bitte ich Sie, mir diese zukommen zu lassen! Wir überprüfen das gerne und sprechen natürlich auch mit den jeweiligen Wohnbauträgern. Das sind sicherlich Einzelfälle, die zum Teil längere Zeit zurückliegen, als es Gemeindebauten gegeben hat, die von der Stadt Wien errichtet worden sind und aus welchen Gründen auch immer – das hat zum Teil verschiedene Gründe – in der Verwaltung eines Bauträgers liegen, entweder weil es gemeinsame Projekte waren oder weil beispielsweise damals der Wunsch bestand, dass die Mieterinnen und Mietern gemeinsam mit jenen in einem daneben befindlichen Bauprojekt von einer Verwaltung betreut werden. Es bestand dann immer wieder der Wunsch der BewohnerInnen dieser Anlagen, wieder in die Verwaltung von Wiener Wohnen übernommen zu werden. Das betrifft einige wenige Anlagen, und ich ersuche Sie, wie gesagt, mir Details zukommen zu lassen, damit wir uns die konkreten Fälle anschauen können. An und für sich hören wir relativ selten von Kompetenzproblemen zwischen Wiener Wohnen und der zuständigen Hausverwaltung des Wohnbauträgers.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 3. Frage.
†Amtsf StR Christian Oxonitsch - Frage
Die 4. Frage (FSP – 04565-2010/0001 – KSP/GM) wurde von Frau GRin Hannelore Reischl gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Sehr geehrter Herr Stadtrat! Am 7. Dezember wurde die PISA-Studie – ein internationaler Vergleich von Schülerinnen- und Schülerleistungen – präsentiert. Nach Mathematik im Jahr 2003 und Naturwissenschaft 2006 steht nun die Lesekompetenz im Mittelpunkt. Wie interpretieren Sie die vorliegenden Ergebnisse?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die Frage zielt darauf ab, in welcher Art und Weise ich die Ergebnisse der PISA-Studie interpretiere. – Wir haben einerseits über dieses Thema in der Budgetdebatte intensiv diskutiert, andererseits diesen Themenbereichen aber auch bereits kursorisch in der 1. Frage erörtert.
Ich denke, dass PISA grundsätzlich eine unheimliche Chance bietet. Die Studie ermöglicht nämlich einen Blick auf das österreichische Schulsystem aus internationaler Perspektive. Ich möchte an dieser Stelle aber auch einmal ganz klar sagen, dass man Ergebnisse einer solchen Studie auch nicht überinterpretieren soll. Dazu bekenne ich mich auch! Ich denke aber doch, dass vor allem auch die Zeitreihen der PISA-Studie eine internationale Vergleichbarkeit gewährleisten und man aus dieser Studie eben die entsprechenden Schlüsse ziehen sollte.
Keine Frage: Die zum Teil besorgniserregende Bilanz ist spätestens mit der jüngsten PISA-Untersuchung nicht mehr zu leugnen. Nicht erfolgreiche Schulsysteme, wie sie in Österreich vorhanden sind, verstärken, wie PISA meines Erachtens sehr eindeutig zeigt, im Lauf der Schulzeit ungleiche Vorraussetzungen besonders durch das heute schon angesprochene Selektionssystem mit dem zehnten Lebensjahr. Jugendliche mit sehr gutem familiärem Hintergrund schneiden deutlich über dem Durchschnitt ab, Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Schichten deutlich darunter.
Tatsache ist aber auch, dass erfolgreiche Schulsysteme unterschiedliche Vorraussetzungen mit zunehmender Dauer der Schullaufbahn ausgleichen. Und genau das ist eine zentrale Forderung und Herausforderung an ein Bildungssystem. Das ist eine wichtige Intention neben der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daher wurde die Frage der Ganztagsschule auch im Rahmen der Volksbefragung erörtert und mit der Wiener Bevölkerung sehr intensiv diskutiert. Es belegen nämlich auch diverse österreichische Untersuchungen ganz klar, dass ein Schritt, um soziale Unterschiede auszugleichen, natürlich der Ausbau der Ganztagsschule ist.
Leider funktioniert das im österreichischen Schulsystem insgesamt gesehen nicht. Der leistungsmäßige Abstand zwischen Spitzenschülern und Risikoschülern nimmt im Lauf der Schulzeit, ab dem zehnten Lebensjahr, kontinuierlich zu. Dieser soziale Ausgleich funktioniert also derzeit nicht.
Ich möchte diese Gelegenheit auch dazu nutzen, um einige wichtige Eckdaten der aktuellen PISA-Studie noch einmal zu skizzieren. Es wurden 191 Fragen gestellt, 102 davon in der Hauptkategorie Lesen. 65 Länder haben sich mit 470 000 getesteten SchülerInnen beteiligt. Zeitraum der Untersuchung – und das ist auch sehr wesentlich – war April bis Mai 2009. Der geprüfte Jahrgang – und es ist sehr wichtig, auch darauf ist immer wieder hinzuweisen – war der Jahrgang 1993, und dieser umfasste in Summe 94 000 Schülerinnen und Schüler. Von diesen 94 000 Schülerinnen und Schülern wurden 6 590 für die entsprechende PISA-Studie ausgewählt, und in Wien wurden insgesamt 37 Schulen mit der PISA-Testung befasst. Es ist nicht bekannt, wie viele Datensätze der einzelnen Schulen auf Grund des Boykotts ausgeschieden wurden oder werden mussten.
Bevor ich zu den Ergebnissen komme, möchte ich noch einige meiner Meinung nach wichtige Anmerkungen machen: Die international anerkannte Kompetenzmessung am Beispiel lebenspraktischer Aufgabenstellungen, so wie sie in PISA entsprechend enthalten sind, findet im österreichischen Unterricht keine erkennbare Umsetzung, sind in den Formen der Leistungsbeurteilung nicht berücksichtigt und sind auch in dem sehr offenen Rahmenlehrplan, wie wir ihn haben, nicht entsprechend klar genug verankert. Lediglich im Bereich der Bildungsstandards sind sie vorhanden, diese spielen aber im Unterrichtsalltag noch keine entsprechend prägende Rolle.
Kurz gesagt: Was PISA misst, wird in Österreich nicht entsprechend klar, deutlich, explizit und den Anforderungen entsprechend unterrichtet. Was unter dem
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