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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 15.12.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 56

 

das die Stromschienen der U-Bahn mit Strom versorgt werden. Dieser Defekt hat dazu geführt, dass ein Zug zwischen den Stationen Roßauer Lände und Schottenring auf offener Strecke zu stehen kam. Gleichzeitig kam es zu einer Störung an einer Informationsleitung, über die der U-Bahn-Leitstelle darüber Auskunft gegeben wird, ob tatsächlich der gesamte Abschnitt zwischen Schottenring und Roßauer Lände ohne Strom ist. Da diese Information fehlte, man also nicht wusste beziehungsweise Unklarheiten bestanden, ob dieser Teil der Strecke noch unter Strom steht, wurde nicht sofort oder nach wenigen Minuten die Evakuierung des Zuges angeordnet, weil das natürlich nur risikolos möglich ist, wenn es in diesem Bereich keine Stromversorgung mehr gibt. Dieses Risiko versuchte man zu vermeiden.

 

Leider wurde die Situation falsch eingeschätzt und die mögliche Entscheidung betreffend eine rasche Evakuierung der Fahrgäste nicht herbeigeführt. Stattdessen hatte die Einsatzzentrale die Entscheidung zu treffen, eine Diesellok anzufordern, die den Zug in die nächste Station ziehen sollte. Das Herbeiholen dieser Diesellok und die anschließende Bergung des Zuges haben jedoch mehr als eineinhalb Stunden in Anspruch genommen.

 

Im Störungsmanagement routinemäßig vorgesehen ist jedoch, dass alle Maßnahmen zu treffen sind, um die Fahrgäste nach längstens 15 Minuten sicher aus einem Zug zu evakuieren.

 

Zusammenfassend kann man auf Grund dieser technischen Beschreibung sagen, dass es sozusagen zu einem unglücklichen Zusammentreffen von einem technischen Problem auf der einen Seite und von Kommunikationsproblemen und menschlichen Fehlentscheidungen auf der anderen Seite gekommen ist, zu denen es nicht kommen dürfte. Die Wiener Linien haben sich für diesen wirklich äußerst bedauerlichen Vorfall auch entsprechend entschuldigt, und ich kann diese Entschuldigung hier in dieser Runde an jene Damen und Herren, die Opfer dieses Vorfalls waren, in diesem Rahmen nur bekräftigen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von GR Dipl-Ing Stiftner gestellt. Bitte schön

 

. 10.08.22

GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Schönen guten Morgen, Frau Vizebürgermeisterin!

 

Ich danke für die klaren Worte. Offenbar sind wir uns einig in der Beurteilung, dass ein solcher Zwischenfall nicht nur unerfreulich ist, sondern nicht stattfinden dürfen hätte.

 

Für mich stellt sich heute gerade auf Grund Ihres Berichts die Frage, warum es so viele offenbare Mängel in der Kommunikation und im Bereich der technischen Apparaturen gegeben hat. Meine konkreten Fragen lauten: In welcher Form werden Qualitätsstandards, wie sie heute in allen Unternehmungen üblich sind, auch bei den Wiener Linien eingeführt, überprüft und zertifiziert? Welches Institut, sollte ein solches vorhanden sein, überprüft diese Qualitätsstandards der Wiener Linien extern?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister.

 

VBgmin Mag Renate Brauner: Natürlich gibt es innerhalb der Wiener Linien entsprechende Standards. Wir haben diese Standards sowohl betreffend die Ausbildung und Bildung unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch im technischen Bereich. Es gibt auch ex lege eine Vielzahl von Einrichtungen, die für die Überprüfungen des öffentlichen Verkehrs im Allgemeinen und der Wiener Linien im Besonderen zuständig sind. Wir arbeiten in diesem Bereich mit externen, aber auch mit internen Experten und Expertinnen zusammen. Ich denke, ein Unternehmen wie die Wiener Linien muss sich selbstverständlich sein eigenes Qualitätsmanagement leisten können, und das tun wir auch. Wir haben ein entsprechendes Fehlermanagement.

 

Ich denke – und das ist eine Grundfrage nicht nur bei den Wiener Linien, sondern generell bei jedem Unternehmen –, dass ein ganz entscheidender Moment des Qualitätsmanagements das Fehlermanagement ist. – Ich glaube, man muss mit Fehlern so umgehen, dass man aus jedem Fehler lernt. Man muss insgesamt eine Kultur im Unternehmen haben, die es auch möglich macht, dass Fehler eingestanden werden, denn nur dann kann man sie auch entsprechend beseitigen und bekämpfen.

 

Das heißt, es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, mit denen wir ansetzen. Wie man sieht, kann es natürlich trotzdem immer wieder – wie Sie völlig richtig gesagt haben – zu Problemen kommen, die nicht vorkommen dürften. Ich entschuldige das in keinster Weise. Ich weiß aber, dass die Wiener Linien auch aus diesem Fehler ihre entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen, und zwar sowohl auf organisatorischer als auch auf disziplinärer und personeller Ebene.

 

Ich befürchte allerdings, dass es nie auszuschließen sein wird, dass es zu einem solchen Zusammentreffen kommt, denn es passiert eben immer dann etwas, wenn mehrere Ebenen zusammenkommen. Das kennen wir auch aus vielen anderen Bereichen, ich zum Beispiel als Flugpanikerin von diversen Flugangstschulungen. Es entsteht immer dann ein Problem, wenn verschiedene Fehler zusammenkommen. Einer allein ist beherrschbar, zwei sind auch beherrschbar, wenn aber mehrere Fehler zusammenkommen, gibt es ein Problem, und das war auch hier der Fall. Es hat ein technisches Problem gegeben, das ich gerade beschrieben habe. Zum Zweiten hat es ein Kommunikationsproblem gegeben. Und dann war da auch noch menschliches Versagen. Das gestehen wir unumwunden ein. Leider ist es dazu gekommen, und das wird auch entsprechende Konsequenzen haben.

 

Dieses Zusammentreffen hat dazu geführt, dass diese wirklich sehr bedauerliche Sache passiert ist. Die Wiener Linien haben sich dafür entschuldigt, und ich schließe mich dieser Entschuldigung an. Wir werden dem Ganzen selbstverständlich – diesen klaren Auftrag haben die Wiener Linien von mir – bis ins letzte Detail nachgehen und mit dem von Ihnen angesprochenen Qualitätsmanagement und mit den von Ihnen angesprochenen notwendigen Evaluierungen dafür sorgen, dass alles Menschenmögliche getan wird, dass so etwas nie wieder vorkommt.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatz

 

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